Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Jetzt kommt der
Antrag VIII-69:
Der Deutsche Ärztetag fordert eine regelmäßige Aktualisierung
der Anhaltszahlen zur ärztlichen Personalbedarfsberechnung im Krankenhaus durch
eine unabhängige Institution der Versorgungsforschung.
(Zuruf: Vorstandsüberweisung!)
–
Es wird Vorstandsüberweisung beantragt. Gibt es eine Wortmeldung
zu dem Antrag? – Bitte, Herr Wyrwich.
Dr. Wyrwich, Berlin: Verehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Jeder, der sich mit Personalberechnungen im Krankenhaus
auseinander gesetzt hat, steht vor dem Problem, dass er mit den Zahlen, mit
denen er arbeiten muss, um zu begründen, warum eine 20-köpfige Mannschaft, die
um acht Leute für Forschung und Lehre reduziert wird, also nur noch 12 Köpfe
umfasst, nicht in der Lage ist, 2 500 stationäre Patienten zu behandeln,
2 500 Eingriffe durchzuführen, 5 000
Poliklinik-Sprechstundenpatienten abzuarbeiten, 3 000 BG-Patienten
abzuarbeiten und zusätzlich 12 000 ambulante Patienten durchzuziehen. Er
steht vor dem Problem, dass er das in dem zunehmend wirtschaftlich werdenden
Gefechtsfeld eigentlich nicht kann. Die Daten, die hier geliefert werden, sind
über 20 Jahre alt. Sie haben mit der aktuellen Situation überhaupt nichts mehr
zu tun.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Wyrwich. Gibt es eine Wortmeldung? – Bitte, Herr Henke.
Henke, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Es tut mir sehr Leid, aber der Antrag ist
vor zwei Jahren schon einmal gestellt worden. Damals ist er an den Vorstand
überwiesen worden. Der Vorstand hat ihn in den Krankenhausgremien beraten
lassen. Die Krankenhausgremien haben sich die Meinung gebildet, dass es die
Welt der Anhaltszahlen nicht mehr gibt. Wir haben jetzt Vergütungen, die dem
neuen DRG-System folgen. In diesem neuen DRG-System ist für Anhaltszahlen kein
Platz mehr. Sie sind nicht mehr Grundlage für die Ermittlung von
Krankenhausbudgets. Wir haben jetzt das InEK als Ansprechpartner. Das ist eine
andere Welt geworden.
Daraus resultierend hat der Krankenhausausschuss nach den
Beratungen vor zwei Jahren zu dem inhaltlich gleichen Antrag gesagt, dass er
dem Vorstand den Antrag nicht zur Annahme empfiehlt. Deswegen muss ich in
Konsequenz dieser Meinungsbildung sagen: Die Grundlage für die Anwendbarkeit
von Anhaltszahlen ist mit dem Übergang in das System der DRG-Vergütung
entfallen.
Wir müssen uns nicht mehr einsetzen für eine auf das
Selbstkostendeckungsprinzip bezogene, auf das einzelne Krankenhaus übertragbare
Abrechnung, sondern für eine entsprechend dem System der Fallpauschalen
pauschalierte, aber auskömmliche Finanzierung. Es muss eine auskömmliche
Finanzierung sein. In dieser Beziehung hilft der Antrag nicht weiter.
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön.
Wenn Sie wollen, können wir jetzt abstimmen. Es ist keine Vorstandsüberweisung
beantragt. Wer möchte dem Antrag zustimmen? – Wer ist dagegen? – Das ist die
Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Weil dort das Wort Versorgungsforschung auftaucht und mir Herr
Peters aus Mainz einen schönen Spruch eines weisen indischen Autors hat
zukommen lassen, darf ich Ihnen das im Zusammenhang mit der
Versorgungsforschung und ihrer Finanzierung vorlesen:
Wenn dein Ziel groß ist, deine Mittel aber klein, handle
trotzdem. Durch ein Handeln allein werden auch deine Mittel wachsen.
Ist das nicht toll?
(Beifall)
Der Autor heißt Sri Aurobindo. Das ist praktisch mit der Idee
verbunden gewesen, zu sagen, wenn wir erst einmal den Anschub geben, melden
sich schon andere, die das gut finden und dann mitmachen. Vielen Dank, Herr
Peters, für diese schöne Information.
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