Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Jetzt kommen wir
zum Antrag VIII-90. Der Antragstext lautet:
Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert
vorgeworfen, im Umgang mit den Opfern häuslicher Gewalt keine ausreichende
Sensibilität zu zeigen. Der Deutsche Ärztetag weist Pauschalvorwürfe dieser Art
entschieden zurück und fordert die zuständigen Stellen auf, konkrete Defizite
empirisch zu belegen.
Frau Goesmann hat folgenden Änderungsantrag VIII-90 a
gestellt:
Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert
vorgeworfen, im Umgang mit den Opfern häuslicher Gewalt keine ausreichende
Sensibilität zu zeigen. Der Deutsche Ärztetag weist Pauschalvorwürfe dieser Art
entschieden zurück und verweist auf die umfangreichen Materialien,
Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote zum Thema, die das diesbezügliche
Engagement der Ärzteschaft zeigen.
Das ist also ein Alternativantrag zum Antrag 90 mit einem
etwas anderen Duktus. Wir können nur einen der beiden Anträge verabschieden.
Das Wort dazu hat Frau Dominik aus Nordrhein. Bitte schön.
Dr. Dominik, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte dazu Folgendes anmerken. Ich finde diesen
Antrag prinzipiell gut. Er geht mir nicht weit genug. Ich finde, wir sollten
fordern, dass wir, wenn wir gegen häusliche Gewalt und gegen Kindesmissbrauch
vorgehen, viel mehr unterstützt werden und viel mehr Hilfe bekommen: vom
Sozialministerium, von den Jugendämtern, von der Justiz etc. Mir sind Fälle
bekannt, in denen Kollegen gegen Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt,
verprügelte Ehefrauen usw. vorgegangen sind und von den Jugendämtern nicht
ausreichend unterstützt wurden. Es kam zur Gerichtsverhandlung, mit den Opfern wurden
Gespräche geführt. Das Ende des Spiels war, dass die Verfahren eingestellt
wurden und dass die betroffenen Ärzte sogar aufpassen mussten, nicht noch
selbst von den Gewalttätern verfolgt zu werden.
Ich bitte wirklich darum: Wir müssen die Politik und das
Sozialministerium dafür sensibilisieren, damit wir ausreichend unterstützt
werden und nicht allein im Regen stehen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank.
Gibt es eine weitere Wortmeldung? – Bitte.
Dr. Graudenz, Westfalen-Lippe: Ich habe erlebt,
dass ich trotz der umfangreichen Maßnahmen, die wir seitens der Ärzteschaft
ergriffen haben, massiv angegriffen wurde. Es gab in unserem Bereich Defizite.
Ich habe in der von mir aufgezeigten Form gekontert und habe den Spieß umgedreht:
Beweist mir das doch einmal! Seit einem halben Jahr läuft eine umfangreiche
Umfrage bei den entsprechenden Beratungsstellen, den Frauenhäusern, der Polizei
usw. Auf einmal bricht das ganze Gebäude der Vorwürfe schon während dieser Befragung
zusammen.
Ich möchte empfehlen, dass wir den pauschalen und haltlosen
Vorwürfen entgegentreten. In meinem Bereich scheint das sehr erfolgreich zu
sein.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank.
Wir können beide Anträge insofern kombiniert verabschieden, indem wir den Text,
den Sie formuliert haben, Herr Graudenz, und den Text, den Frau Goesmann
formuliert hat, hintereinanderschalten. Das ist ja kein Problem. Dann heißt es
eben:
Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert
vorgeworfen … empirisch zu belegen. Außerdem verweist der Deutsche Ärztetag auf
die umfangreichen Materialien, Weiter- und Fortbildungsangebote zum Thema, die
das diesbezügliche Engagement der Ärzteschaft zeigen.
(Beifall)
Wer ist mit diesem Verfahren einverstanden und stimmt damit
den Anträgen 90 und 90 a zu? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Dann
sind die beiden Anträgen in der vorgeschlagenen Form angenommen.
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