TOP VIII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

4. Tag: Freitag, 6. Mai 2005

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Jetzt kommen wir zum Antrag VIII-90. Der Antragstext lautet:

Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert vorgeworfen, im Umgang mit den Opfern häuslicher Gewalt keine ausreichende Sensibilität zu zeigen. Der Deutsche Ärztetag weist Pauschalvorwürfe dieser Art entschieden zurück und fordert die zuständigen Stellen auf, konkrete Defizite empirisch zu belegen.

Frau Goesmann hat folgenden Änderungsantrag VIII-90 a gestellt:

Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert vorgeworfen, im Umgang mit den Opfern häuslicher Gewalt keine ausreichende Sensibilität zu zeigen. Der Deutsche Ärztetag weist Pauschalvorwürfe dieser Art entschieden zurück und verweist auf die umfangreichen Materialien, Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote zum Thema, die das diesbezügliche Engagement der Ärzteschaft zeigen.

Das ist also ein Alternativantrag zum Antrag 90 mit einem etwas anderen Duktus. Wir können nur einen der beiden Anträge verabschieden.

Das Wort dazu hat Frau Dominik aus Nordrhein. Bitte schön.

Dr. Dominik, Nordrhein:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte dazu Folgendes anmerken. Ich finde diesen Antrag prinzipiell gut. Er geht mir nicht weit genug. Ich finde, wir sollten fordern, dass wir, wenn wir gegen häusliche Gewalt und gegen Kindesmissbrauch vorgehen, viel mehr unterstützt werden und viel mehr Hilfe bekommen: vom Sozialministerium, von den Jugendämtern, von der Justiz etc. Mir sind Fälle bekannt, in denen Kollegen gegen Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt, verprügelte Ehefrauen usw. vorgegangen sind und von den Jugendämtern nicht ausreichend unterstützt wurden. Es kam zur Gerichtsverhandlung, mit den Opfern wurden Gespräche geführt. Das Ende des Spiels war, dass die Verfahren eingestellt wurden und dass die betroffenen Ärzte sogar aufpassen mussten, nicht noch selbst von den Gewalttätern verfolgt zu werden.

Ich bitte wirklich darum: Wir müssen die Politik und das Sozialministerium dafür sensibilisieren, damit wir ausreichend unterstützt werden und nicht allein im Regen stehen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank. Gibt es eine weitere Wortmeldung? – Bitte.

Dr. Graudenz, Westfalen-Lippe:
Ich habe erlebt, dass ich trotz der umfangreichen Maßnahmen, die wir seitens der Ärzteschaft ergriffen haben, massiv angegriffen wurde. Es gab in unserem Bereich Defizite. Ich habe in der von mir aufgezeigten Form gekontert und habe den Spieß umgedreht: Beweist mir das doch einmal! Seit einem halben Jahr läuft eine umfangreiche Umfrage bei den entsprechenden Beratungsstellen, den Frauenhäusern, der Polizei usw. Auf einmal bricht das ganze Gebäude der Vorwürfe schon während dieser Befragung zusammen.

Ich möchte empfehlen, dass wir den pauschalen und haltlosen Vorwürfen entgegentreten. In meinem Bereich scheint das sehr erfolgreich zu sein.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank. Wir können beide Anträge insofern kombiniert verabschieden, indem wir den Text, den Sie formuliert haben, Herr Graudenz, und den Text, den Frau Goesmann formuliert hat, hintereinanderschalten. Das ist ja kein Problem. Dann heißt es eben:

Ärztinnen und Ärzten wird häufig pauschal und undifferenziert vorgeworfen … empirisch zu belegen. Außerdem verweist der Deutsche Ärztetag auf die umfangreichen Materialien, Weiter- und Fortbildungsangebote zum Thema, die das diesbezügliche Engagement der Ärzteschaft zeigen.

(Beifall)

Wer ist mit diesem Verfahren einverstanden und stimmt damit den Anträgen 90 und 90 a zu? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Dann sind die beiden Anträgen in der vorgeschlagenen Form angenommen.

 

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