TOP XII: Wahlen

3. Tag: Donnerstag, 5. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Goesmann, Niedersachsen:
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Anhand meiner Vorstellung mögen Sie meine soziale, persönliche und fachliche Eignung für die Position der Vizepräsidentin der Bundesärztekammer überprüfen. Ich bin 52 Jahre alt, verheiratet, mein Mann hat drei Kinder mit in die Ehe gebracht. Ich bin seit 20 Jahren niedergelassen als Fachärztin für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie in Hannover, zunächst in einer Einzelpraxis. Als mir die Arbeit zu viel wurde, ist mein Mann zusammen mit mir seit 1993 in einer Gemeinschaftspraxis tätig.

Ich bin seit 1990 Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen und Delegierte zum Deutschen Ärztetag. Ich bin seit sieben Jahren stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen neben Herrn Professor Eckel. Darüber hinaus bin ich Vorsitzende der Bezirksstelle Hannover und Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.

Ich bin – das wurde bereits gesagt – seit zwei Jahren Vorsitzende der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin und in dieser Funktion kooptiertes Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer. Ich bin seit Anfang des Jahres Vorsitzende des Ausschusses und der Ständigen Konferenz Medizinische Fachberufe der Bundesärztekammer, in Nachfolge von Frau Auerswald.

In Niedersachsen bin ich darüber hinaus Vorsitzende der Ethik-Unterkommission für allgemeine ethische Fragen der Ärztekammer und Vorsitzende einer interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft „Frauenbelange in der Medizin“ beim niedersächsischen Sozialministerium.

Schließlich darf ich seit 1992 im Rahmen meines Lehrauftrags für das Fach Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover junge Kolleginnen und Kollegen für die klinische Medizin gewinnen.

Neben dem Alltagsgeschäft in der Ärztekammer, das Sie alle kennen, liegen meine persönlichen Schwerpunkte im sozialen Bereich. Das durfte ich gestern hier vortragen. So konnte ich Projekte zur medizinischen Versorgung von Wohnungslosen, Illegalen und psychisch Traumatisierten etablieren. Ich bin tätig in der Kooperation mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen, wo ich unter anderem bei der Leitung unseres Bündnisses Gesundheit 2000 von anderen Berufen im Gesundheitswesen lerne und profitiere. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Kommunikation mit Patientinnen und Patienten beispielsweise durch die Optimierung unseres Beschwerdemanagements und durch die Organisation von so genannten Patientenforen in Hannover.

Als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer möchte ich dafür einstehen, dass die Sorgen und Nöte aller Ärztinnen und Ärzte vor Ort tatsächlich Thema der Gesundheitspolitik werden und bleiben, und meinen Teil dazu beitragen, Gräben zwischen den verschiedenen Arztgruppen zu überwinden. Wenn wir Gehör finden wollen, dann nur in wirklicher Geschlossenheit gegenüber Politik und Öffentlichkeit.

In diesem Sinne möchte ich tatkräftig und gern Herrn Professor Hoppe und Herrn Crusius unterstützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Auerswald war für uns – erlauben Sie, dass ich das so ausdrücke – eine Königin der Herzen der deutschen Ärzteschaft. Keiner von uns wird sie in ihrer unnachahmlichen Art ersetzen können. Wir brauchen – das wäre ich gern – eine echte Botschafterin der deutschen Ärzteschaft, die aus der täglichen Arbeit am Patienten heraus konstruktiv, unmissverständlich und mit ganzem Herzen gesamtärztliche Positionen vertritt.

Ich sehe die Vizepräsidentschaft der Bundesärztekammer aber auch als eine hochpolitische Position, in der es gilt, gemeinsam mit Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung gesundheits- und sozialpolitische Entwicklungen vorausschauend einzuschätzen, zu bewerten und entsprechend berufspolitisch für unsere konsentierten Forderungen zu kämpfen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestern wurde meine Bemerkung kritisch aufgegriffen, dass ich trotz aller widrigen und belastenden Umstände täglich mit Freude als Ärztin arbeite. Ich habe über diese Kritik nachgegrübelt. Ich glaube, dass ich deshalb keinerlei Zeichen von Ausgebranntsein und Arbeitsunlust verspüre, weil mir die studentische Lehre und meine berufspolitischen Aktivitäten das Gefühl geben, auf meine und auch auf Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen positiv Einfluss nehmen zu können.

In diesem Sinne bewerbe ich mich um die Vizepräsidentschaft der Bundesärztekammer.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Frau Goesmann. Nunmehr Frau Köhler.

 

© 2005, Bundesärztekammer.