Dr. Goesmann, Niedersachsen: Herr Präsident!
Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Anhand meiner Vorstellung mögen
Sie meine soziale, persönliche und fachliche Eignung für die Position der
Vizepräsidentin der Bundesärztekammer überprüfen. Ich bin 52 Jahre alt,
verheiratet, mein Mann hat drei Kinder mit in die Ehe gebracht. Ich bin seit 20
Jahren niedergelassen als Fachärztin für Allgemeinmedizin mit der
Zusatzbezeichnung Psychotherapie in Hannover, zunächst in einer Einzelpraxis.
Als mir die Arbeit zu viel wurde, ist mein Mann zusammen mit mir seit 1993 in
einer Gemeinschaftspraxis tätig.
Ich bin seit 1990 Mitglied der Kammerversammlung der
Ärztekammer Niedersachsen und Delegierte zum Deutschen Ärztetag. Ich bin seit
sieben Jahren stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen neben
Herrn Professor Eckel. Darüber hinaus bin ich Vorsitzende der Bezirksstelle
Hannover und Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung
Niedersachsen.
Ich bin – das wurde bereits gesagt – seit zwei Jahren
Vorsitzende der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin und in dieser Funktion kooptiertes
Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer. Ich bin seit Anfang des Jahres Vorsitzende
des Ausschusses und der Ständigen Konferenz Medizinische Fachberufe der
Bundesärztekammer, in Nachfolge von Frau Auerswald.
In Niedersachsen bin ich darüber hinaus Vorsitzende der
Ethik-Unterkommission für allgemeine ethische Fragen der Ärztekammer und Vorsitzende
einer interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft „Frauenbelange in der Medizin“
beim niedersächsischen Sozialministerium.
Schließlich darf ich seit 1992 im Rahmen meines Lehrauftrags
für das Fach Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover junge
Kolleginnen und Kollegen für die klinische Medizin gewinnen.
Neben dem Alltagsgeschäft in der Ärztekammer, das Sie alle
kennen, liegen meine persönlichen Schwerpunkte im sozialen Bereich. Das durfte
ich gestern hier vortragen. So konnte ich Projekte zur medizinischen Versorgung
von Wohnungslosen, Illegalen und psychisch Traumatisierten etablieren. Ich bin
tätig in der Kooperation mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen, wo ich unter
anderem bei der Leitung unseres Bündnisses Gesundheit 2000 von anderen Berufen
im Gesundheitswesen lerne und profitiere. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der
Kommunikation mit Patientinnen und Patienten beispielsweise durch die
Optimierung unseres Beschwerdemanagements und durch die Organisation von so
genannten Patientenforen in Hannover.
Als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer möchte ich dafür
einstehen, dass die Sorgen und Nöte aller Ärztinnen und Ärzte vor Ort
tatsächlich Thema der Gesundheitspolitik werden und bleiben, und meinen Teil
dazu beitragen, Gräben zwischen den verschiedenen Arztgruppen zu überwinden.
Wenn wir Gehör finden wollen, dann nur in wirklicher Geschlossenheit gegenüber
Politik und Öffentlichkeit.
In diesem Sinne möchte ich tatkräftig und gern Herrn Professor
Hoppe und Herrn Crusius unterstützen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Auerswald war für uns –
erlauben Sie, dass ich das so ausdrücke – eine Königin der Herzen der deutschen
Ärzteschaft. Keiner von uns wird sie in ihrer unnachahmlichen Art ersetzen
können. Wir brauchen – das wäre ich gern – eine echte Botschafterin der
deutschen Ärzteschaft, die aus der täglichen Arbeit am Patienten heraus
konstruktiv, unmissverständlich und mit ganzem Herzen gesamtärztliche
Positionen vertritt.
Ich sehe die Vizepräsidentschaft der Bundesärztekammer aber
auch als eine hochpolitische Position, in der es gilt, gemeinsam mit Präsidium,
Vorstand und Geschäftsführung gesundheits- und sozialpolitische Entwicklungen
vorausschauend einzuschätzen, zu bewerten und entsprechend berufspolitisch für
unsere konsentierten Forderungen zu kämpfen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestern wurde meine Bemerkung
kritisch aufgegriffen, dass ich trotz aller widrigen und belastenden Umstände
täglich mit Freude als Ärztin arbeite. Ich habe über diese Kritik
nachgegrübelt. Ich glaube, dass ich deshalb keinerlei Zeichen von Ausgebranntsein
und Arbeitsunlust verspüre, weil mir die studentische Lehre und meine
berufspolitischen Aktivitäten das Gefühl geben, auf meine und auch auf Ihre
Arbeits- und Lebensbedingungen positiv Einfluss nehmen zu können.
In diesem Sinne bewerbe ich mich um die Vizepräsidentschaft
der Bundesärztekammer.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Goesmann. Nunmehr Frau Köhler.
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