Ruebsam-Simon, Baden-Württemberg: Herr Präsident!
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Hoppe, Sie haben so nebenbei von 6
Cent gesprochen. Das hat mich sehr gefreut. Wir befinden uns in
Baden-Württemberg in einem Kampf um 5,11 Cent. Wir wollen haben, was uns
zusteht, was uns die Kassen versprochen haben. Dieses Versprechen wurde bei den
unseligen EBM-2000plus-Verhandlungen gebrochen. Insofern hat es mich sehr
gefreut, dass Sie von 6 Cent gesprochen haben. 5,11 Cent würden schon 25
Prozent mehr Geld im System bedeuten. 6 Cent sind eine erstaunliche Vision. Sie
haben das so en passant gesagt; es ist aber von eminenter politischer
Bedeutung.
Zurzeit wird der Kampf der Klinikärzte unter dem Aspekt eines
Tarifkonflikts gesehen. Das ist er auch, aber ich glaube, im Moment geht es um
etwas ganz anderes. Auch der Zusammenschluss von niedergelassenen Ärzten und
angestellten Ärzten bedeutet eine neue Qualität. Es geht meiner Einschätzung
nach um nichts anderes als um eine politische Machtfrage, wer im deutschen Gesundheitswesen
das Sagen hat: Sind wir es? Sind es die Kassen? Ist es die Politik? Wer
definiert die medizinischen Leistungen, die Tätigkeiten und die Bewertung
derselben?
Je nach Ausgang dieses Kampfes geht es letztendlich um die
Frage: Welche Stellung hat der Arzt in der Gesellschaft? Es geht nicht mehr um
harmlose Dinge. Wenn dieser Kampf verloren wird, werden wir nicht mehr an
erster Stelle stehen. Das muss uns klar sein.
Zweitens möchte ich etwas zu dem Begriff der
Versozialrechtlichung sagen. Ich denke, wir müssen uns überlegen, ob Privatarzt
und Vertragsarzt überhaupt noch deckungsgleich zu betrachten sind. Hier sehe
ich ein Versäumnis der Kammern, die das nicht klar geregelt haben. Das kann
nicht genau zur Deckung gebracht werden. Ich meine, wir müssen ein
Pflichtenheft erstellen, was ein Vertragsarzt leisten muss und was nicht.
Anderenfalls würde er mit dem Begriff des Privatarztes überfordert.
Jetzt noch ein Wort zu konkreten Maßnahmen. In
Baden-Württemberg wird es zum 1. Juli wahrscheinlich einen kompletten Ausstieg
aus den DMPs geben. Wir versuchen, die Krankenkassen dazu zu zwingen, diese
Verhandlungen zu führen, mit oder ohne runden Tisch. Dabei geht es nicht, Herr
Kollege Calles, um die Inhalte der DMPs. Die Inhalte sind sicherlich sehr zu
diskutieren, aber darum geht es nicht.
Schließlich ist die Frage zu beantworten - hier ist eine
Arbeitsgruppe von MEDI, Genossenschaften und freier Ärzteschaft engagiert -, ob
wir nicht massenhaft aus dem System aussteigen können, wenn diese
Auseinandersetzung verloren wird. Wir beschäftigen uns also strategisch,
ökonomisch, betriebswirtschaftlich und politisch mit der Frage der massenhaften
Zurückgabe der Kassenzulassung. Auch das kann ein Weg sein. Dazu gehört ein
Transkodierungssystem EBM/GOÄ, damit jeder Kollege eine Abschätzung vornehmen
kann.
Ich denke, mit dieser Frage wird sich dieses Gremium dereinst
noch sehr intensiv befassen müssen, wenn der politische Weg weiterhin so
verläuft wie derzeit.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Ruebsam-Simon. - Als nächster Redner bitte Herr Kollege Veelken aus
Berlin.
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