Veelken, Berlin: Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Ihr Referat, Herr Professor Hoppe, hatte neben
inhaltlicher Qualität auch einen großen Unterhaltungswert aufzuweisen. Ich habe
mich heute Morgen prima erholt; das war wirklich sehr schön.
Wir diskutieren über geänderte Rahmenbedingungen, auch im
Krankenhaus. Die Rahmenbedingungen haben sich durch die Privatisierung
fundamental geändert. Patienten werden zu Fällen, die Abläufe werden zu Pfaden,
die häufig nicht mehr medizinisch begründet werden - dann wäre die
Standardisierung im Krankenhaus möglicherweise sogar sehr oft richtig -,
sondern sie werden von Verwaltungsleitern und Pflegedirektoren vorgegeben und
von ärztlichen Gremien abgenickt. Bestimmt werden die Abläufe durch
betriebswirtschaftliche Prozesse. So haben wir uns die Abschaffung des Systems
der Chefärzte eigentlich nicht vorgestellt. Im Endeffekt sind auch die
Chefärzte diesem Prozess zwar nicht völlig, aber doch recht hilflos ausgeliefert.
Da hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen, der nicht nur für
unsere Berufsausübung hochgefährlich ist, sondern bestimmt auch für die
Patienten, weil die Handlungsabläufe zunehmend der ärztlichen Kontrolle
entgleiten. Um dieses zu kontrollieren, werden bürokratische Hürden und
Prozeduren eingebaut. Das reicht von der Verschlüsselung über QTM bis hin zu
Bögen, die man stundenlang ausfüllen muss. Dies alles geschieht unter der
Prämisse, dass Ärzte Kostenfaktoren im Krankenhaus sind. Wenn man sich die
betriebswirtschaftliche Terminologie zu Eigen macht, kommt man zu der Aussage:
Das Einzige, was im DRG-System bezahlt wird - das kann man mögen oder nicht -,
ist die ärztliche Leistung. Danach hat man nämlich die Einteilung vorgenommen.
Trotzdem werden wir nach Kostenfaktoren beurteilt. Die Personaldecke wird
zunehmend kürzer.
Wenn Ärzte Leistungen erbringen, die bezahlt werden, sind sie
im Endeffekt Produktivfaktoren. Wenn Sie das dem Verwaltungsleiter gegenüber in
seiner eigenen Terminologie erwähnen, dass Ärzte eben nicht nur Kostenfaktoren,
sondern ganz wesentlich die einzigen Produktivfaktoren in seinem armen Krankenhauskonzern
sind, hört das Gespräch in der Regel schnell auf, weil geantwortet wird, so
könne man das nicht sehen, die Krankenkassen zahlten halt nicht mehr.
Die Folge ist, dass die Kolleginnen und Kollegen weggehen. In
England werden sie für das, was sie tun, sehr geschätzt. Sie werden nicht nur
gut bezahlt, sondern sie werden auch ordentlich behandelt. Sie sind angesehen.
Sie bleiben in der Regel Herr der Patientenbehandlung, bei allen anderen
Nachteilen, die dieses System auch hat.
Danke schön.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Veelken. - Der nächste Redner ist Herr Kollege Josten aus Nordrhein. Bitte
schön.
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