TOP I: Patientenversorgung in Deutschland - Rahmenbedingungen ärztlicher Berufsausübung

1. Tag: Dienstag, 23. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Dr. Schuch, Bayern: Herr Präsident! Hohes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben sehr viel über unsere Probleme gehört, wir reden viel über sie. Ob die Patienten draußen, die kranken Menschen, die wir betreuen, mit DMP, DRG, EBM usw. etwas anfangen können, ob sie das interessiert, da habe ich meine Zweifel. Man muss sehen, dass das Gesundheitswesen, dass der Arztberuf kein Kostenfaktor ist, sondern dass es darum geht, kranke Menschen zu versorgen. Ich sehe das Gesundheitswesen sehr wohl als eine Zukunftsbranche an. Ein Zahnarzt kann schon heute innerhalb einer Woche eine Krone in China fertigen lassen. Die moderne Logistik macht es möglich. Einen Altenheimbewohner mit einem chronischen Ulcus werde ich auch in Zukunft nicht nach China oder Asien fliegen lassen können, damit dort die Ulcusversorgung erfolgt. Das macht der Hausarzt durch Hausbesuche, das geschieht im Miteinander von Ärzten und Assistenten.

50 000 Arzthelfer-Vollzeitstellen sind laut Statistischem Bundesamt in den letzten fünf Jahren verschwunden. Wer bildet noch aus? Wir in Erlangen führen Berufsinformationstage durch. Von circa 25 Schülern, die ihren Hauptschulabschluss machen, haben zwei eine Ausbildungsstelle. Wohin soll das führen?

Ich wünsche mir, dass wir von diesem Deutschen Ärztetag nach außen hin deutlich machen, wo die Probleme liegen. Wir haben von den Problemen der Unterfinanzierung gehört, wir haben gehört, wo die Einnahmen fehlen. Wir haben gehört, dass das Geld aus der Tabaksteuer weggenommen wird. Wir haben die Kosten für Hartz I bis IV gehört. Die Mehrwertsteuererhöhung wird der nächste Faktor sein. In Frankreich werden 0 Prozent Steuer auf Medikamente erhoben, in Italien 7 Prozent, in Deutschland demnächst 19 Prozent. Auch das muss den Patienten einmal verdeutlicht werden. Dann erscheinen viele andere Zahlen in einem ganz anderen Licht.

Deshalb lautet mein Appell, dass wir nach außen hin verdeutlichen: Arztinteressen sind Patienteninteressen und Patienteninteressen sind auch Arztinteressen. Wir sind diejenigen, die in diesem System die zentrale Rolle spielen.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Kollege Schuch. - Jetzt bitte Frau Kollegin Friedländer aus Nordrhein.

© 2006, Bundesärztekammer.