Dr. Kühn, Baden-Württemberg: Herr Präsident!
Kolleginnen und Kollegen! Ohne dass ich ein Jota von dem wegnehmen möchte, was
wir hier auf internationaler und nationaler Ebene gehört haben, möchte ich doch
feststellen, dass meine konkrete Wirklichkeit eine ganz andere ist. Das bezieht
sich auf den Bereich Tübingen und Umgebung. Auf dem Ärztetag muss gesagt
werden: Mit all diesen Behauptungen würden Sie den Ärztinnen und Ärzten und der
gesamten Bevölkerung meiner Heimat Unrecht tun. In Tübingen und Umgebung findet
keine Diskriminierung statt. Die Prävalenz der psychisch Kranken wird nicht
unterschätzt. Es findet keine Einschränkung der notwendigen medikamentösen
Therapie statt; im Gegenteil, ich wundere mich, wer alles - vor allen Dingen
ältere Menschen - SSRI-Antidepressiva bekommt.
Natürlich gibt es auch auf dem Arbeitsmarkt Schwierigkeiten,
weil es sich meistens um chronisch Kranke handelt. Die spezielle deutsche
Gesetzgebung schützt die psychisch Kranken, sofern sie einen Arbeitsplatz
haben. Es steht außer Zweifel, dass es schwierig sein kann, wenn sie keinen
Arbeitsplatz haben. Es wird Ausnahmen höchstens in ganz entlegenen Dörfern
geben, die wir kaum noch haben, wo so etwas unter den Tisch gekehrt wird.
Es ist ein Verdienst auch der Tübinger Psychiatrie, der
Professoren Buchkrämer und Klosinski, dass bei uns jeder ohne Einschränkung mit
den Kranken darüber redet, was getan werden muss, auch von Selbsthilfegruppen.
Ich denke, es ist wichtig, dass wir hier nicht pauschalieren,
sondern darauf hinweisen: Es hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten
vielleicht nicht überall in der Bundesrepublik, aber doch an vielen Stellen
hervorragend viel in dieser Angelegenheit getan.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Kühn. - Die nächste Rednerin ist Frau Professor Dr. Krause-Girth aus
Hessen.
|