Prof. Dr. Krause-Girth, Hessen: Herr Präsident!
Verehrte Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst einmal dafür bedanken, dass
dieses wichtige Thema hier auf dem Ärztetag behandelt wird. Ich bitte Sie
herzlich, den Vorstandsantrag zu unterstützen und auch zu helfen, dass er
umgesetzt wird. Ich denke, die Stigmatisierung ist all jenen, die mit psychisch
Kranken intensiv zusammenarbeiten - den Psychiatern, den Psychotherapeuten, dem
Psychosomatikern -, ein sehr bekanntes Problem. Die Stigmatisierung beginnt vor
allen Dingen auch bei diesen Berufsgruppen, auch innerhalb der Ärzteschaft. Ich
bin seit 20 Jahren Delegierte in einer Landesärztekammer und arbeite in der
ärztlichen Berufspolitik. Ich merke sehr wohl, dass bei den P-Ärztinnen und
-Ärzten ein leichter Spott, ein leichter Hohn, ein gewisses Naserümpfen oder
Desinteresse durch die Reihen geht. Die P-Fächer sind, wie Sie wissen, nicht
die prestigeträchtigsten Fächer in der medizinischen Hierarchie. Das hat nicht
nur etwas mit der Bezahlung zu tun. Es gibt also nicht nur eine Diskriminierung
der Patienten, sondern auch derjenigen, die mit diesen Patientinnen und
Patienten intensiv arbeiten.
Ich habe das bereits während meiner Ausbildung bemerkt. Ich
habe bei der Prüfung in der Inneren Medizin gemerkt, dass ein Kommilitone, der
nicht viel wusste, als er auf die Frage, was er werden wolle, antwortete:
"Psychiater", vom Internisten gesagt bekam: Na gut, dann will ich Sie mal
durchkommen lassen, dafür brauchen Sie nicht mehr.
Wenn man andererseits im Examen gute Noten hat, wird man
gefragt: Warum werden Sie denn Psychiaterin, das haben Sie doch gar nicht
nötig!
Das kenne ich sehr gut. Wir müssen mit der Beendigung der
Stigmatisierung bei uns beginnen. Die jetzige Thematik steht nach der
Psychiatrie-Enquete, die vor mehr als 30 Jahren veröffentlicht wurde, zum
ersten Mal wieder auf dem Programm eines Ärztetages. Ich denke, es ist
erforderlich, dass wir da gemeinsam vieles tun.
Im Vorstandsantrag steht auf Seite 3 die Forderung, die
gesetzlichen Krankenkassen sollten zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen, um
dem gewachsenen Bedarf an Behandlung psychischer Erkrankungen gerecht zu
werden. Das ist eine fantastische Forderung, die ich natürlich unterstütze. Ich
hoffe, dass alle hier Anwesenden in ihren entsprechenden Gremien dafür kämpfen.
Aber selbst wenn es uns nicht gelingen sollte, zusätzliche
Mittel für die psychisch Kranken zu bekommen, ist es notwendig, die entsprechende
Behandlung sicherzustellen, eventuell auch eine Umverteilung in der Richtung
vorzunehmen, dass die psychisch Kranken nicht länger diskriminiert werden.
Ich bitte Sie, sich dafür einzusetzen und den Psychothemen und
den Psychoärzten einen etwas ernsthafteren Raum zu bieten, ihre Themen
vortragen zu können.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Krause-Girth. - Die nächste Rednerin ist Frau Kollegin
Roth-Sackenheim aus Rheinland-Pfalz.
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