Haus, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe Kollegen
und Kolleginnen! Herr Munte, Sie haben, glaube ich, Herrn Schüller nicht
zugehört. Wir verstehen ja, dass Sie mehr Geld für unsere arme Gruppe - auch
ich bin Neurologin und Psychiaterin - ergattern wollen. Nichts wäre
schöner als das. Aber doch bitte nicht zu diesem Preis! Wir können doch nicht
sagen, dass die Behandlung psychischer Erkrankungen außerhalb des Budgets
bezahlt werden muss. Psychische Erkrankungen sind Erkrankungen wie alle anderen
auch. Vielleicht meinen Sie, dass im Zuge des Psychotherapeutengesetzes das
Geld von den Kassen für die bis dahin gezahlte Psychotherapie nicht in
ausreichendem Umfang in die Gesamthonorierung eingeflossen ist. Das ist
sicherlich richtig. Das ist versäumt worden. Wir haben uns damals von den
Kassen abspeisen lassen. Nun fehlt das Geld vorne und hinten.
Wenn die Psychotherapie immer weiter ausgedehnt wird, ohne
dass neues Geld hinzukommt, dann muss das geändert werden; da haben Sie Recht.
Das kann nicht aus den begrenzten Fachgruppentöpfen bezahlt werden.
Das hat aber nichts mit der Versorgung psychisch Kranker im
gesetzlichen Versicherungssystem zu tun. Wir können sie doch nicht außen vor
lassen. Das würde, wie Herr Schüller gesagt hat, genau dem widersprechen, was
wir heute hier erreichen wollen.
Ich möchte das, was Frau Roth-Sackenheim gesagt hat,
unterstützen. Viele der bestehenden Probleme rühren auch daher, wie wir uns
gegenseitig verstehen. Herr Massing, Ihre Darstellung zeigt mir, dass Sie noch
nicht genug Ahnung haben, wie die Karriere psychisch Kranker verläuft.
Natürlich kommen die meisten am Anfang zu Hausärzten. Aber von den Hausärzten
werden sie dann wegen der somatischen Störungen beispielsweise an Neurologen
überwiesen.
Das heißt, diese Zwischenstufe des niedergelassenen Facharztes
beispielsweise für Neurologie und Psychiatrie haben Sie eben ganz ausgelassen.
Da kam gleich die Klinik. Es gibt uns noch und ich hoffe, es wird uns auch
weiterhin geben. Ich glaube, dass es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen
Hausärzten und den entsprechenden psychisch-neurologischen Fachärzten gibt. Die
Klinik ist eine notwendige Maßnahme, wenn die ambulante Behandlung nicht mehr
möglich ist.
In diesen Hierarchien vor der klinischen Aufnahme sollten wir
uns alle, denke ich, ein bisschen besser auskennen. Wir sollten den Patienten,
der eine psychische Erkrankung hat, nicht aus lauter Verzweiflung an den
Neurologen verweisen. Man sagt ja nicht gern, dass jemand psychisch krank ist.
Ich glaube, wenn vor allem die Hausärzte ihre Einstellung
gegenüber diesen Erkrankungen ein bisschen überdenken, könnten wir
konstruktiver an die Entstigmatisierung dieser Erkrankungen herangehen.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank,
Frau Haus. - Als nächster Redner bitte Herr Dr. Köhne aus Nordrhein.
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