TOP II: Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen: Gegen Stigmatisierung - Für Stärkung der ärztlichen Psychotherapie

2. Tag: Mittwoch, 24. Mai 2006 Vormittagssitzung

Dr. Rothe-Kirchberger, Baden-Württemberg: Ich möchte Sie bitten, den Antrag des Vorstands zu unterstützen. Ich bin Psychiaterin, aber auch Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin und seit Jahren in der Weiterbildung tätig für somatisch tätige Ärzte. Ich möchte die Ausführungen der Referenten, die ich sehr eindrücklich fand, für die allgemeinärztlich und fachärztlich tätigen Kollegen ein bisschen konkretisieren.

Diese Patienten werden - ich kann das, was Herr Professor Remschmidt gesagt hat, nur unterstützen - in der Tat häufig nicht in ihrer psychischen Erkrankung wahrgenommen, sondern als so genannte schwierige Patienten bezeichnet, weil sie, wie der Kollege Lorenzen bereits deutlich gemacht hat, unter Umständen den Ablauf stören. Diese Patienten werden, wenn sie eine psychotische Erkrankung haben, möglicherweise nicht erkannt, weil viele somatisch tätige Ärzte gar nicht wissen, dass 20 Prozent aller Patienten mit einer Psychose niemals floride Symptome entwickeln. Sie halluzinieren eben nicht, sie haben eben keine Wahnvorstellungen, die sich unmittelbar erschließen. Trotzdem sind sie von ihrer Art der Kommunikation und ihrer Beziehungsgestaltung her schwierig. Von daher besteht meiner Ansicht nach in diesem Bereich ein großer Informationsbedarf.

Die zweite Gruppe, die genauso schwierig ist, die zudem noch mit der Beschuldigung der Patienten zu kämpfen hat, sind die Suchtkranken. Hier wird nach wie vor mit Vorurteilen gearbeitet. Für die somatisch tätigen Kollegen ist noch nicht ausreichend klar, dass es sich um eine Erkrankung und nicht um eine - wie man früher meinte - Charakterschwäche handelt.

Die dritte Gruppe - sie gehört nicht unbedingt hierhin; ich nenne sie trotzdem, obwohl sie in den psychosomatischen Bereich gehört - sind die Patienten mit somatoformen Störungen, deren Symptomatik ebenfalls nicht ausreichend erkannt und ausreichend diagnostiziert wird.

Ich bitte Sie, den entsprechenden Antrag zu unterstützen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. - Jetzt bitte Herr Kollege von Zastrow aus Niedersachsen.

© 2006, Bundesärztekammer.