Prof. Dr. Braun, Berlin: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen über die Zunahme
von Depressionen und Angstsyndromen. Die Depressionen sollen im Jahre 2020 die
zweithäufigste Diagnose sein. Wir sprechen aber nicht über die Ursachen. Ich
denke, die Arbeitslosigkeit führt in großem Umfang dazu, dass Menschen
psychisch krank werden. Es soll auch Ärzte geben, die an diesem System
psychisch krank geworden sind.
Es gibt, wie es schon Balint gesagt hat, ein Beziehungsnetz
zwischen Arzt, Patient und Krankheit. Ich habe mich Anfang der 90er-Jahre, als
die Arbeitslosenquote in Berlin-Köpenick auf 20 Prozent rutschte, selbst
qualifizieren müssen. Ich habe autogenes Training gelernt. Ich habe Gruppen in
dieser Richtung initiiert, um dem Problem besser standhalten zu können.
Ich finde es ganz wichtig, dass wir als Hausärzte darauf
angesprochen werden, die Kooperation mit den Psychologen und den
Psychotherapeuten im verstärkten Maße zu suchen. Das ist aber nicht immer ganz
einfach, meine Damen und Herren. Wenn ich einen Patienten zur Psychotherapie
überweisen möchte, braucht das manchmal drei bis vier Monate. Wir haben
inzwischen in Berlin ein Behandlungsnetz als eine Art Pilotprojekt ins Leben
gerufen, über das ich Ihnen kurz berichten möchte. Patienten mit psychogenem
Rückenschmerz, die bekanntlich manchmal sechs bis sieben Jahre benötigen, um
den richtigen Behandler zu finden, versuchen wir bei ihrer Odyssee schneller zu
helfen, indem wir zehn Allgemeinmediziner aus Berlin und zehn Psychosomatiker
kooperieren lassen. Per Überweisung mit einem R auf dem Überweisungsschein
bekommt dieser Patient innerhalb von ein bis zwei Wochen einen
Behandlungstermin bei einem Psychosomatiker.
Ich denke, wir sollten in unseren Bereichen solche
Behandlungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen und viel öfter aufeinander zugehen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Frau Professor Braun. - Jetzt bitte Herr Dr. Handrock aus Berlin.
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