Prof. Dr. Mau, Berlin: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich habe in den letzten 16 Jahren gelernt, dass es
einen absoluten Gegensatz zu demokratischen Wahlen gibt: die Quotierung. Es
gibt auch noch Steigerungsmöglichkeiten: Quoten Ossi, Quoten Wessi und Frau und
- das wäre das Schönste - Quoten Ossi und Hausarzt und Frau. Darin liegt eine
verdeckte Diskriminierung.
(Beifall)
Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum wir die weitaus
größte Zahl von Ärzten in der Bundesrepublik mit einem derartigen
Minderheitenschutz versehen und so tun, als müssten sie vor dem Aussterben
bewahrt werden.
(Beifall)
Der Umstand, dass der Vorstand der Bundesärztekammer die
Verteilung der Facharztgruppen in der Bundesrepublik nicht proportional
abbilden kann, liegt schon ganz klar darin begründet, dass - das hat mein
Vorredner bereits ausgeführt - es sich hier um ein Arbeits- und Entscheidungsgremium
handelt und nicht um ein Wahlgremium, das die Verhältnisse proportional
abbilden müsste.
Ich fände es unendlich weise, wenn der Vorstand diesen
Vorschlag zurückzieht. Ich glaube, er würde damit der Meinung der meisten
entsprechen.
(Beifall)
Sollte er sich dazu nicht durchringen können, müsste ich Sie
bitten, diesen Vorschlag abzulehnen. Wer die jüngere Geschichte der
Bundesärztekammer verfolgt hat, hat gemerkt, dass diese Quotierungen von den
Ärzten und von den Landesärztekammern durchaus nicht goutiert werden.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Herr Mau. - Meine Damen und Herren, damit keine Verwechslungen entstehen: Wir
haben diesen Antrag eingebracht - ich glaube, Herr Schirmer hat es vorhin
gesagt -, weil es den Wunsch des Hausärzteverbandes gegeben hat, das auf einem
Ärztetag zu diskutieren und in diese Richtung eine Entscheidung zu fällen. Es
muss ja irgendjemanden geben, der die Möglichkeit eröffnet, dass das auf dem
Ärztetag ein Tagesordnungspunkt ist. Die Tagesordnung des Deutschen Ärztetages
wird durch den Vorstand der Bundesärztekammer festgelegt. Sie können zu Beginn
des Ärztetages diese Tagesordnung verändern und um weitere Punkte ergänzen,
wenn Sie das möchten.
Wir haben aber in diesem Fall gesagt: Wenn der Wunsch besteht,
dass dieses Thema diskutiert wird, werden wir als Vorstand die Möglichkeit
eröffnen, über das Thema zu diskutieren. Wir haben uns selber im Vorstand aber
keine Meinung gebildet.
(Beifall)
Es ist nicht etwa so, dass wir in Trauer verfallen, wenn mit
dem Antrag nicht so umgegangen wird, wie er hier formuliert ist. Das ist die
reine Eröffnung der Diskussion über diese Thematik, damit Sie als Delegierte
des Deutschen Ärztetages entscheiden können, wie Sie mit diesem Thema umgehen
wollen. Das ist also nicht etwa mit Sieg und Niederlage verbunden.
Wir möchten das auch deswegen nicht zurückziehen, weil Sie das
entscheiden mögen. Sie mögen das entscheiden, nicht wir als Vorstand, denn es
handelt sich zweifellos um ein sehr heikles Thema. Das spüren Sie selber. Wenn
das durch die demokratische Abstimmung des Deutschen Ärztetages in dieser oder
jener Form entschieden ist, wird es jeder akzeptieren. Dann wird es keine politische
Auseinandersetzung darüber geben, ob hier irgendjemand manipuliert hat oder
nicht. Das ist von uns nicht gewünscht. Wir haben die Möglichkeit eröffnet,
dass das Thema auf dem Deutschen Ärztetag diskutiert und entschieden wird. Das
wünschen wir uns heute bei diesem Tagesordnungspunkt, den wir im Moment
diskutieren.
Das möchte ich deutlich machen, damit wir keinem Irrtum
unterliegen.
(Beifall)
Der nächste Redner ist Herr Dr. Friebel.
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