TOP VII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

3. Tag: Donnerstag, 25. Mai 2006 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. ScribaProf. Dr. Dr. h. c. Scriba, Referent: Verehrter Herr Präsident! Hohes Präsidium! Verehrte Delegierte! Meine Damen und Herren! Zuerst muss ich einer Legendenbildung vorbeugen: Ich habe nicht verschlafen, sondern ich war im Dom - übrigens nicht als Einziger aus diesem Kreise hier, sondern es war noch eine Kollegin anwesend. Wir beide haben stellvertretend für Sie gebetet. Sie konnten es ja dort leider nicht tun.

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Aber das hat geholfen! Wir haben wirklich gute Beschlüsse gefasst.

(Heiterkeit - Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Scriba, Referent: Ich freue mich, dass ich diesen Bericht erstmals abgeben kann. Ich werde zunächst über Ziele und Aufgaben sprechen, dann über den wissenschaftlichen Anspruch, über die Anforderungen, die Beschlüsse des Deutschen Ärztetags sowie über das Rahmenkonzept. Zum Schluss werde ich ein Fazit ziehen.

Es gibt eine Menge Definitionen der Versorgungsforschung. Zwei Definitionen, die mir persönlich besonders gut gefallen, lauten:

Versorgungsforschung ist . die wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung von Einzelnen und der Bevölkerung mit gesundheitsrelevanten Produkten und Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen.

Versorgungsforschung ist . die wissenschaftliche Evaluation der Ergebnisse aller Handelnden im Gesundheitswesen einschließlich der Kranken und wohl auch der Gesunden, wenn Prävention und Gesundheitsförderung einbezogen werden.

Damit komme ich zu den Zielen der Versorgungsforschung. Es geht bei unserem Projekt, von dem ich heute berichte, um eine Allianz zwischen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Ärztekammern. Als Ziele möchte ich nennen: erstens die Sichtbarmachung der Bemühungen um Qualität und der erreichten Qualität, zweitens die Verbesserung der Versorgung, wo möglich, durch Eigeninitiative. Der zunehmenden Tendenz zu Fremdbestimmung muss durch Demonstration der eigenen wissenschaftlichen Kompetenz in den Ärztekammern entgegengewirkt werden.

Zu den Aufgaben der Versorgungsforschung: Es geht darum, die Situation der Kranken- und Gesundheitsversorgung zu beschreiben, zu erklären, zu bewerten, zu gestalten - und zwar auf der Mikro-, der Meso- und der Makroebene - und das, was empfohlen wurde, im Sinne der Wirksamkeitsprüfung zu begleiten.

Welches ist der wissenschaftliche Anspruch einer Versorgungsforschung im Auftrag der Bundesärztekammer und für die Bundesärztekammer? Ich möchte hier etwas ausholen und zunächst daran erinnern, dass Grundlagenforschung der typisch menschlichen Neugier entspricht, zu ergründen, was denn eigentlich die Welt im Innersten zusammenhält. Das ist eine Art von Forschung, die primär nicht nach dem Nutzen fragt. Der Nutzen ist im Falle der Grundlagenforschung, was mitgenommen wird, wenn es sich ergibt, was aber nicht als Ziel infrage kommt.

Die klinische Forschung hat im Gegensatz dazu die Absicht, die Grundlagen für die diagnostische und die therapeutische Versorgung von Patienten zu verbessern.

Abgesetzt davon stellt die Versorgungsforschung den Versuch dar, zu klären, was von dem theoretisch möglichen Nutzen für den einzelnen Patienten möglich ist, wie viel Prozent bei dem Einzelnen tatsächlich ankommt und wie dieses Ergebnis verbessert werden könnte.

Es ist klar, dass eine Versorgungsforschung, die von der Bundesärztekammer gefordert und gefördert wird, in Gefahr ist, in den Verdacht zu geraten, sie könne nicht ganz neutral sein. Die brutalen Kritiker sagen dann gleich: Das ist ja alles gestochen. Dagegen muss man sich wehren und wappnen. Das tun wir, indem wir zwei Aspekte ganz besonders betonen, nämlich die Aspekte der Qualität und die Aspekte der Solidität. Mit dem Begriff Qualität meine ich, dass wir in transparenter Weise darstellen, wie der Prozess der Themenfindung, der Auswahl der Projekte, der Durchführung der Projekte, der Beurteilung der Qualität der Projekte, der Interpretation der Ergebnisse und der Weitergabe aussieht.

Zum Zweiten holen wir eine möglichst große Zahl anerkannter kompetenter Wissenschaftler, die in der Szene zuhause sind und die einen guten Namen haben, in unser Boot. Mit der Unterstützung wickeln wir das ganze Projekt ab.

Ganz nebenbei gesagt: Die Versorgungsforschung ist bisher akademisch unterbewertet. In den Fakultäten wird ja im Allgemeinen auf der Basis von Drittmitteleinwerbung und Qualitätspunkten nach irgendeinem Bewertungssystem beurteilt. Da findet der wissenschaftliche Versuch, mehr Nutzen für den Patienten zu erzielen, bisher zu wenig Anerkennung. Wir hoffen, dass das Projekt der Bundesärztekammer auch in diesem Punkt hilfreich sein wird.

Nun komme ich zum Inhalt. Ich beginne mit den vorliegenden Beschlüssen Deutscher Ärztetage. Auf dem außerordentlichen Deutschen Ärztetag 2003 wurde beschlossen:

Die Ärzteschaft ist bereit, sich am Aufbau einer Versorgungsforschung zu beteiligen.

Auf dem 107. Deutschen Ärztetag 2004 wurde beschlossen:

Der DÄT bekräftigt den Willen der Ärzteschaft, sich am Aufbau einer wissenschaftlichen Versorgungsforschung in Deutschland zu beteiligen.

2005 haben Sie beschlossen, dass es notwendig ist, die Erfahrungen der Ärzteschaft hinreichend zu berücksichtigen, und dass eine rein ökonomisierende Betrachtungsweise dem ärztlichen Berufsethos zuwider läuft. Sie haben den Willen der Ärzteschaft bekräftigt, sich an dieser Entwicklung mit seriösen wissenschaftlichen Methoden zu beteiligen. Es heißt in dem Beschluss:

Das Rahmenkonzept zur Förderung der Versorgungsforschung . stellt eine notwendige und realistische Grundlage . dar, die darauf zielt, unter sich verändernden Rahmenbedingungen konkrete Lösungen für eine gute Patientenversorgung und somit auch für eine adäquate ärztliche Berufsausübung aufzuzeigen.

Ferner wurde auf dem 108. Deutschen Ärztetag 2005 beschlossen:

Durch die Bündelung unabhängigen wissenschaftlichen Sachverstandes - wobei in der Koordinierungsgruppe Klinik- und Vertragsärzte paritätisch repräsentiert sein müssen - in einem Netzwerk soll die Kompetenz und das Wissen der in Praxis und Wissenschaft tätigen Ärztinnen und Ärzte für eine patientenbezogene Weiterentwicklung des Versorgungsgeschehens zur Verfügung gestellt werden.

Damit komme ich zu dem bereits angesprochenen Rahmenkonzept, das wir Ihnen vor einem Jahr vorgestellt haben. Ich möchte Ihnen erklären, wie wir es umgesetzt haben. Die Eckpunkte sind: sechs Jahre Gesamtlaufzeit, maximale Förderungssumme 750 000 Euro pro Jahr, ein jährlicher Zwischenbericht auf dem Ärztetag, Begleitung der Einzelprojekte durch "Projektpaten" und Eingrenzung des Fördergegenstands auf drei Themenfelder.

Das Steuerungsgremium ist die Ständige Koordinationsgruppe Versorgungsforschung (SKV). Es ist, wie bereits erwähnt, paritätisch mit Vertragsärzten und Klinikärzten besetzt. Die AWMF ist mit mehreren Mitgliedern vertreten. Gäste sind die KBV, das ÄZQ, die AKdÄ und das BMBF.

In der ersten Sitzung im August 2005 wurden Entscheidungen getroffen zum Ausschreibungstext - diesen kann man nachlesen -, zum zweistufigen Auswahlverfahren und zur Projektbegleitung. Der Vorstand der Bundesärztekammer ist sowohl bei den Vertragsärzten als auch bei den Klinikärzten in der SKV erheblich vertreten. Die wissenschaftlichen Sachverständigen, die nicht klinisch/praktisch tätig sind, bilden das methodische Rückgrat, das methodische Gewissen des Projekts. Die Gäste sind keineswegs stumme Zeugen, sondern zeichnen sich durch aktive Mitarbeit auch an der wissenschaftlichen Entwicklung des Projekts aus.

Ich erinnere daran, dass wir drei Projektarten beschlossen haben: Einzelprojekte mit Modellcharakter - maximale Förderdauer drei Jahre, maximale Fördersumme 200 000 Euro -, Querschnittsprojekte - maximale Förderdauer zwei Jahre, maximale Fördersumme 50 000 Euro - und Kurzgutachten und Expertisen - maximale Förderdauer ein Jahr, maximale Fördersumme 10 000 Euro. Ein Beispiel für ein solches Kurzgutachten ist die Machbarkeitsstudie zu den Folgen der Privatisierung des Universitätsklinikums Gießen/Marburg. Sie erinnern sich: Das war ein Antrag auf dem Deutschen Ärztetag. Leider wurden im Rahmen der Ausschreibungen keine Anträge zur Evaluation der Folgen der Privatisierung des Universitätsklinikums Gießen/Marburg eingereicht. Grundsätzlich kann man sagen, dass es methodische Schwierigkeiten gibt, die gleichzeitigen Effekte der Einführung der DRGs, der Fusionierung der beiden Standorte und der Privatisierung voneinander zu trennen. Deswegen haben wir beschlossen, zunächst einmal eine Machbarkeitsstudie als Typ-III-Projekt in Auftrag zu geben. Sie läuft inzwischen. Wir hoffen, dass wir auf diese Weise Informationen erhalten, ob diese Art von Studie durchgeführt werden kann. Wenn ja, dann müssen wir uns über die Umsetzung klar werden.

Ich komme jetzt zu den Typ-I-Projekten. Es wurden drei Themenfelder beschlossen und auf dem vorjährigen Ärztetag vorgetragen. Der Fördergegen­stand wurde eingegrenzt: erstens die Implementierung von Leitlinien in den ärztlichen Alltag, zweitens die Folgen der Ökonomisierung der stationären und ambulanten ärztlichen Leistung auf die Patientenversorgung und die Freiheit der ärztlichen Tätigkeit, drittens der Einfluss der maßgeblichen arztseitigen Faktoren - beispielsweise Berufszufriedenheit, nicht monetäre neben monetären Leistungsanreizen - auf die Versorgung, zusammengefasst unter dem Begriff "Physician Factor".

In der Ausschreibung vom September 2005 sind die spezifischen Anliegen des 108. Deutschen Ärztetages berücksichtigt worden, insbesondere die Hervorhebung der Intentionen des Leitantrags zu Krankheit und Armut und die Folgen der Privatisierung. Leider haben wir dazu nicht viel an Material erhalten.

Nach welchen Kriterien wurden die Typ-I-Projekte ausgewählt? Ich nenne zunächst die Frage: Was bedeutet das Ganze für das Versorgungsgeschehen überhaupt? Ferner: Sind Patientenorientierung und ärztliche Perspektiven gewährleistet? Natürlich spielt die Frage, ob es sich um einen originellen Beitrag handelt, eine Rolle. Der wissenschaftliche Ansatz ist wichtig, ebenso die Frage, ob die Ergebnisse in einen größeren Rahmen transferiert werden können. Wichtig sind auch die Vorleistungen der Antragsteller sowie Interdisziplinarität und Kooperation.

Ich komme damit zu der Frage: Was haben wir für die Auswahl der Projekte getan? Ich erinnere daran, dass es sich um ein zweistufiges Auswahlverfahren handelt. Zunächst wurden Skizzen angefordert, die im September 2005 ausgeschrieben wurden. Wir haben sage und schreibe 171 Projektskizzen erhalten. Das war erheblich mehr, als irgendjemand zu träumen gewagt hatte. Diese 171 Projektskizzen wurden jeweils von vier Gutachtern schriftlich bewertet. In einer zweitägigen Sitzung der SKV wurden nach sehr gründlicher Diskussion aller Projektskizzen insgesamt 36 Antragsteller ausgewählt. Sechs Antragsteller erhielten die Auflage, ihren Projektantrag mit einem der anderen Antragsteller zu verbinden. Insgesamt wurden 33 ausführliche Anträge angefordert.

In der zweiten Phase erfolgte die Auswahl der Projektanträge. Die ausführlichen Anträge mussten bis zum 19. Januar 2006 bei uns sein. Die 33 ausführlichen Projektanträge wurden jeweils von sechs Gutachtern schriftlich bewertet. Die Auswahl erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Wissenschaftlichen Beirats und dem Vorstand der Bundesärztekammer. In einer zweitägigen Sitzung der SKV wurden insgesamt 19 Projekte zur Förderung vorgeschlagen. Seit April 2006 werden mit insgesamt 19 potenziellen Projektnehmern Verhandlungen geführt und Förderverträge geschlossen.

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle diese Schritte in enger Zuarbeit zum Vorstand der Bundesärztekammer durchgeführt wurden. Das betrifft sowohl die Besetzung der SKV als auch den Zeitplan, die Ausschreibung, die Auswahlentscheidung "Projektskizzen" und die Auswahlentscheidung "Förderanträge".

Von den 171 Projektskizzen stammte knapp die Hälfte aus dem Themenfeld: Implementierung von Leitlinien. 30 Prozent stammten aus dem Themenfeld: Einfluss der Ökonomisierung, 21 Prozent stammten aus dem Themenfeld: Physician Factor.

Nach der Zusammenführung zu Projektanträgen hat sich das Gewicht etwas verschoben. Knapp 40 Prozent bezogen sich auf die Implementierung von Leitlinien und jeweils rund 30 Prozent auf den Einfluss der Ökonomisierung und den Physician Factor.

Von den Projekten, die tatsächlich gefördert werden, stammt knapp die Hälfte aus dem Themenfeld: Implementierung von Leitlinien. Jeweils gut ein Viertel stammten aus den Themenfeldern: Einfluss der Ökonomisierung und: Physician Factor.

Ich finde Folgendes höchst interessant und sehr erfreulich. Knapp die Hälfte der zur Förderung empfohlenen 19 Projekte haben einen Bezug zum ambulanten Sektor. Nur 11 Prozent - zwei Projekte - hatten ein Thema mit Bezug zum stationären Sektor. 42 Prozent hatten ein Thema mit Bezug sowohl zum ambulanten als auch zum stationären Sektor. Ich persönlich halte es für das erfreulich-ste Ergebnis, dass sowohl unter denen, die Skizzen eingereicht haben, als auch unter denen, die gefördert werden, eine ganze Menge sind - es ist sogar die Mehrzahl -, die bisher in der Szene nicht aufgetaucht sind. Das BMFT sagt uns: Die kennen wir ja gar nicht. Das bedeutet im Klartext: Wir haben ein Potenzial von zukünftigen und jetzt aktiven Forschern erschlossen, die sich bisher nicht getraut haben oder sich durch Förderinstrumente nicht angesprochen gefühlt haben, die aber zukünftig ihre Fähigkeiten, Daten auszuwerten und zu beurteilen, mit einbringen werden. Das halte ich für einen ganz großen Erfolg dieser Aktivität des Deutschen Ärztetages bzw. des Vorstands der Bundesärztekammer.

Kurz zur Finanzplanung. Das Gesamtbudget beträgt für drei Jahre 2,25 Millionen Euro. 1,6 Millionen Euro entfallen auf Typ-I-Projekte, 300 000 Euro auf Typ-II- und Typ-III-Projekte. Hinzu kommen die üblichen technischen Kosten.

Kurz einige Inhalte der Projektanträge hinsichtlich der Leitlinienimplementierung: Prävention von MRSA, chronisches Vorhofflimmern, interdisziplinäre Tumortherapie beim kolorektalen Karzinom, Nationale Versorgungsleitlinie Asthma, ambulant erworbene Pneumonie - das ist das Kompetenznetz CAPNETZ - usw.

Die Inhalte der Projektanträge hinsichtlich der Ökonomisierung waren im Wesentlichen: Anforderungen zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung im Flächenland, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, Neonatalerhebung, die Wahrnehmung und Bewertung von Leistungsbegrenzungen - sprich: Rationierungen - und Leistungsangeboten sowie die Einschluss- und Prozessqualität im DMP Diabetes Typ 2.

Die wesentlichen Inhalte der Projektanträge hinsichtlich des Physician Factors sind: Analyse der Anreize für die Niederlassung, Längsschnittuntersuchung zur Karriere- und Lebensplanung von Medizinstudenten usw.

Wenn Sie es wünschen, kann ich die einzelnen Punkte noch näher erläutern.

Man muss sich natürlich fragen: Werden die Ziele der Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer erreicht? Ich denke, hinsichtlich der Impulssetzung zur Förderung der Versorgungsforschung unter Berücksichtigung der spezifischen ärztlichen Perspektive kann man diese Frage bejahen. Dasselbe gilt für die Förderung von Einzelprojekten mit Modellcharakter. Arbeiten müssen wir noch an der Bildung eines Netzwerks und an einer erkennbaren Zeichensetzung. Das muss erst noch entstehen.

Zur langfristigen Finanzierung durch andere Drittmittelgeber - Krankenkassen, Bundesmittel, DFG, Stiftungen - möchte ich bemerken: Ich habe Ihnen vor einem Jahr gesagt, dass ich hoffe, dass eine Lawine der Finanzierung durch andere in Gang gesetzt wird. Es finden in dieser Hinsicht eine ganze Menge Gespräche statt. Ich kann mit gutem Gewissen berichten, dass man an verschiedenen Orten aufgewacht ist und dass das Thema Förderung der Versorgungsforschung in anderen Förderebenen sehr wohl angekommen ist und dort durchaus positiv und mit der festen Absicht, etwas umzusetzen, diskutiert wird.

An der Stärkung ärztlicher Positionen in der gemeinsamen Selbstverwaltung muss noch gearbeitet werden. Ein Beitrag, an den ich erinnern muss, ist das Symposium in Mainz im Frühjahr dieses Jahres, das gemeinsam von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und der Bundesärztekammer veranstaltet wurde. Es war organisiert von Herrn Fuchs und einigen anderen. Dort wurde mit bis dahin von mir kaum gekannter Offenheit zwischen den verschiedenen Trägern der politischen Entscheidung und auch Beratern der politischen Entscheider diskutiert und manches an wachsendem Verständnis deutlich.

Ein weiteres Ziel ist die Darstellung der Kompetenz der Ärzteschaft durch belastbare Daten und für Optimierungen. Ziel ist es ferner, Möglichkeiten einer kurzfristigen Reaktion auf Fehldarstellungen zur Versorgungssituation reagieren zu können. Das Kurzfristigste, das wir durchführen können, sind die Typ-III-Projekte, durch die in kurzer Zeit eine Skizze, eine Stellungnahme vorbereitet werden kann. Das kann aber immer nur in Zusammenarbeit mit der Exekutive geschehen.

Schließlich möchte ich als Ziel den gegebenenfalls erforderlichen Nachweis von durch Gesetzgebung und Gemeinsamen Bundesausschuss induzierten Fehlentwicklungen in der Patientenversorgung nennen.

Ich habe vorhin ausgeführt, dass das Gestalten und die Erarbeitung von Vorschlägen, wie man es besser machen kann, eindeutig die Bereiche sind, die man wissenschaftliche Beratung der Politik nennen kann. Wir werden darauf achten müssen, wie sich das umsetzt und was das im Ergebnis tatsächlich bringt. Auf dem bereits erwähnten Symposium in Mainz wurde deutlich gemacht, dass die Ergebnisse der Förderinitiative auch im Sinne einer Politikberatung Wirkung entfalten müssen.

Schließlich kommt es darauf an, mit Qualität und Unabhängigkeit der von der Bundesärztekammer geförderten Versorgungsforschung dabei zu helfen, möglicherweise weniger unabhängige wissenschaftliche Beratung in ihre Schranken zu weisen.

Damit komme ich zu meinem Schlusswort. Die "Aussteiger" unter den Ärzten klagen berechtigterweise unter anderem über einen Vertrauensschwund gegenüber den Ärzten. Auch die Versorgungsforscher verdienen ein gewisses Maß an Vertrauen unter anderem auch im Kreise der Ärzte. Ich würde es begrüßen, wenn eine zustimmende Kenntnisnahme zur Umsetzung des Programms Versorgungsforschung, vor allem auch außerhalb dieses Raumes, auf möglichst breiter Basis bekundet würde. Das käme der Gesamtwirkung der Anstrengung der Ärzte, ihre wissenschaftliche Kompetenz im Bereich der Versorgungsforschung zu demonstrieren, zugute.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Herzlichen Dank, Herr Professor Scriba, für die Darstellung des jetzt erreichten Zustands beim Projekt Versorgungsforschung. Ich glaube, wir werden das, genauso wie Sie es sich gewünscht haben, positiv finden. Wir haben auch eine Antrag von Herrn Kaplan vorliegen, der das ein bisschen ergänzt. Wir werden die Aussprache nach der Mittagspause um 14 Uhr beginnen.

Ich habe mich vielleicht missverständlich ausgedrückt: Die beiden gesetzten Punkte zum Tätigkeitsbericht, nämlich die Förderinitiative Versorgungsforschung und die individuellen Gesundheitsleistungen, sollten eigentlich noch nicht unter dem Prinzip Gegenrede und Rede dafür abgehandelt werden, sondern nur die Einzelanträge danach. Die beiden erwähnten Themen sollen noch so behandelt werden, wie das bei den anderen Tagesordnungspunkten auch geschehen ist. So wollte ich das verstanden wissen.

Herr Friebel hat darum gebeten, dass wir bis 17.45 Uhr fertig sein mögen, weil sonst logistische Probleme wegen des heutigen Abends auftauchen. Ich denke, diese Viertelstunde werden wir schon einsparen können.

Wir treten nunmehr in die Mittagspause ein. Wir setzen die Beratungen um 14 Uhr fort.


3. Tag: Donnerstag, 25. Mai 2006
Nachmittagssitzung

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir setzen unsere Beratungen fort. Zum Thema Versorgungsforschung liegt bisher der Antrag VII-66 von Herrn Kaplan aus Bayern vor. Ferner liegt eine Wortmeldung vor. Ich gehe davon aus, dass Ihr Beifall vorhin prinzipiell die Darstellung von Herrn Professor Scriba zum Thema Versorgungsforschung und die bisher geleistete Arbeit positiv gewürdigt hat, wir diese Arbeit positiv zur Kenntnis nehmen und würdigen und Herrn Professor Scriba bitten, auf diesem Wege und in der bisherigen Art fortzufahren. Dazu liegt zwar kein formeller Antrag vor, aber ich werte Ihren Beifall von vorhin so, dass dies die Meinung des Plenums ist. Ein Antrag in diesem Sinne war ja auch gar nicht vorgesehen.

Die erste Wortmeldung kommt von Herrn Privatdozent Dr. Scholz aus Hessen. Bitte schön.

© 2006, Bundesärztekammer.