PD Dr. Scholz, Hessen: Sehr geehrtes Präsidium!
Liebe Kollegen und Kolleginnen! Was ich jetzt an den Vortrag über die
Versorgungsforschung anhängen möchte, hat vielleicht nicht ganz den angenehmen
Charakter wie das Mittagessen. Es gibt einen Punkt, über den ich sehr
überrascht bin; zu dem anderen Punkt muss ich sagen, dass ich ziemlich bestürzt
bin, was ich darüber zu hören bekommen habe.
Der Punkt, der mich sehr überrascht hat, war die Art der
Projekte, die gefördert worden sind. Da haben wir gesehen, dass sich ein
Großteil der Antragsteller auf die Implementierung von Leitlinien und wenig auf
die Ökonomisierung und auf die Frage, was eigentlich der Arztfaktor bei diesen
ganzen Dingen ist, bezogen haben. Hatten wir nicht auf dem vorjährigen Ärztetag
diskutiert, dass die Versorgungsforschung, wenn wir dort schon mitspielen
wollen, nicht in das hineinstoßen soll, was die anderen sowieso schon tun?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Implementierung von
Leitlinien bezahlen die anderen doch schon sowieso. Man sieht es ja auch an der
Endauswahl, dass die Zahl dort erheblich geschrumpft ist. Da konkurrieren wir
mit den anderen.
Es gibt andere Fragen, die wir mit dem knapp bemessenen Budget
und trotzdem mit entsprechender Qualität eher untersuchen sollten: Was
passiert, wenn in einem Kreis plötzlich keine Hausärzte oder keine Fachärzte
mehr vorhanden sind? Dazu müssen die Leute ein bisschen geschubst und
aufgefordert werden, damit sie sich nicht nur in den traditionellen Bereichen
bewegen.
Der Punkt, der mich nicht nur überrascht, sondern auch ein wenig
bestürzt gemacht hat, betrifft die Privatisierung. Wir sind auf dem vorjährigen
Ärztetag bekniet und beknetet worden, das nicht explizit in Form eines Antrags
zu fordern. Ich denke, der einmalige Vorgang einer Privatisierung von zwei
Universitätskliniken ist in der deutschen Landschaft so gravierend, dass wir
verlangen müssen, dass die Bundesärztekammer mit Nachdruck darauf besteht, dass
ein solches Projekt untersucht wird. Auch wenn erst vor einem halben Jahr damit
begonnen wurde, Anträge zu stellen, kann doch der Vorstand sagen: Das ist so
wichtig, dass wir das untersucht haben wollen, da muss jetzt etwas geschehen.
Das muss ja nicht von den Häusern selber kommen, sondern das kann ja vielleicht
auch jemand von außen sehr gut untersuchen.
Wenn wir jetzt erst eine Machbarkeitsstudie durchführen, ist
die Entwicklung bereits abgelaufen. Sie werden nur noch den Status quo
untersuchen, welche Auswirkungen es beispielsweise in Marburg hat, wenn es nur
noch ein großes privates Haus gibt, ohne Ausweichmöglichkeiten. Mich wundert
doch ein wenig, dass man bei der Bundesärztekammer diesem Punkt fast nur noch
hinterherschaut mit einer Machbarkeitsstudie. Das kann doch nicht wahr sein!
Entweder sagt die Bundesärztekammer, das interessiere sie nicht, so etwas wolle
man überhaupt nicht untersucht haben, oder sie erklärt: Das wollen wir. Dann
muss das mit mehr Nachdruck und rasch erfolgen. Anderenfalls kann kein Vorher-nachher-Status
mehr untersucht werden.
Ich bitte die Bundesärztekammer, zu der Frage Stellung zu
nehmen, welche Möglichkeiten sie realistischerweise sieht, nicht nur in Fragen
einer Machbarkeitsstudie hier noch etwas zu retten. Seit Januar sind diese
Kliniken übernommen und die Umstrukturierungen beginnen. Irgendwann wird man
dort auch mit dem Neubau beginnen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Scholz. - Herr Scriba, ich fände es gut, wenn Sie direkt dazu
antworten würden, warum die Entscheidung so gefallen ist. Es ist ja wichtig,
dass dokumentiert wird, dass alles seriös abläuft, damit die Akzeptanz groß
ist. Bitte schön, Herr Scriba.
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