Prof. Dr. Braun, Berlin: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte etwas Allgemeines
sagen. Das fällt mir nach meinen Vorrednern etwas leicht. Ich bin in großer
Sorge über die Entwicklung unseres Berufsstands im Zusammenhang mit der
Entwicklung und Verbreitung der IGeLeien. Als Hausärzte bekommen wir häufig das
Feedback unserer Patienten über die verschiedentlichsten Handlungsweisen
unserer Kollegen mit. Eine Patientin meinte kürzlich, dass sie bei einem
Facharzt das Gefühl hatte, als befände sie sich in einer Werbeveranstaltung.
Wie können wir uns auf der einen Seite zur Qualitätssicherung
und zur evidenzbasierten Medizin bekennen, wenn wir auf der anderen Seite von
unseren Patienten Geld für Bachblütentherapie und Magnetfeldbehandlung
verlangen? Einige Tätigkeiten gibt es bestimmt, ohne Zweifel, aber seien wir
bitte streng und im besten Sinne ärztlich. Fragen wir uns, ob wir selbst für
die jeweilige Diagnostik und Therapie Geld zu bezahlen bereit wären.
Die größte Schwierigkeit besteht meines Erachtens darin, meine
Damen und Herren, dass wir eine Zwei- und Dreiklassenmedizin befördern, bei der
Patienten schneller Termine bekommen und ebenso wie Privatpatienten hofiert werden,
wenn sie zu IGeL-Zahlern werden. Ich bin der festen Überzeugung, liebe
Kolleginnen und Kollegen, dass IGeLn auf die Dauer und im größeren Umfang die
ärztliche Haltung schwerwiegend ungünstig beeinflusst.
(Beifall)
So wichtige ärztliche Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Demut
und auch das immerwährende Fragen nach dem Sinn und der Richtigkeit des
täglichen Tuns könnten weniger wichtig werden. Dass letztendlich die
finanziellen Schwierigkeiten, in die wir durch die Veränderungen im
Gesundheitswesen gekommen sind, einen Teil von uns zum IGeLn bewegen, nehme ich
den Politikern natürlich am meisten übel. Dennoch: Behalten wir unseren
Berufsstand im Auge! Wir sind Ärzte und keine Kaufleute; unsere Patienten sind
Patienten und keine Kunden. Denken wir auch und vor allem an die kommenden
Ärztegenerationen. Wir sind mitverantwortlich dafür, dass die jungen Kollegen
lernen, wissenschaftlich begründete Diagnostik und Therapie konsequent
durchzuführen. Seien wir in diesem Sinne Vorbilder und - das verspreche ich
Ihnen - Sie werden weiter Freude an Ihrem Beruf behalten.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Frau Professor Braun. - Als nächster Redner Herr Kollege Hoffert, ebenfalls aus
Berlin. Bitte schön.
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