Ulrich Boltz, 1. stellvertretender Vorsitzender des
Bundesverbandes der Organtransplantierten e. V.: Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Wie Sie gehört haben: Ich heiße Ulrich Boltz und bin vom
Bundesverband der Organtransplantierten. Ich bin also das, was man gemeinhin
als Chroniker bezeichnet, und so ist das Gesundheitswesen für mich kein
abstrakter Begriff, sondern Realität. Ich vertraue deshalb auf die Solidarität
der Versichertengemeinschaft und ich vertraue auch ganz maßgeblich auf die
Qualität ärztlicher Behandlung.
Wir Patienten brauchen dieses Vertrauen, um den Kampf gegen
unsere Krankheit und unsere Schmerzen aufnehmen zu können.
(Beifall)
Für uns ist es
unverzichtbar, gemeinsam mit dem Arzt den richtigen Weg für die Behandlung zu
finden. Dem einen oder anderen mag das selbstverständlich erscheinen; als
Patienten aber haben wir die große Sorge, dass mit dieser Reform die
Individualität des Arzt-Patient-Verhältnisses auf Dauer ausgehebelt wird.
(Beifall)
Wir fürchten, künftig nach Schema F behandelt zu werden, wenn
immer weniger Geld für unsere Versorgung bereitgestellt wird.
Meine Damen und Herren, wir wollen nicht zu Bittstellern
degradiert werden, wir wollen keine Billigmedizin und wir wollen auch keine
Wartelistenmedizin in den Krankenhäusern. Die Bundeskanzlerin hat uns zunächst
auch Mut gemacht, dass diese Reform eine Reform für die Versicherten sein soll.
Ich zitiere:
Diese Reform ist für die Versicherten. Der Bürger wird sicher
sein können, dass er in Zukunft die medizinischen Leistungen bekommt - egal wo
er in Deutschland wohnt, egal wie viel er verdient - und am medizinischen Fortschritt
teilhaben kann.
Wenn wir aber nun eine Einheitsversicherung bekommen und der
Staat den Beitragssatz festlegt, dann ist schon jetzt klar, zu wessen Lasten
diese Reform gehen wird, nämlich zulasten der sozial Schwachen und der
chronisch Kranken.
(Beifall)
Wir fürchten diesen
schleichenden Leistungsabbau und wir sind sehr besorgt, dass der medizinische
Fortschritt de facto eingefroren wird. Darüber kann auch die wochenlange
Diskussion über die Höhe der Zusatzprämie nicht hinwegtäuschen.
Fakt ist doch, dass der
Gemeinsame Bundesausschuss immer häufiger Leistungen streichen wird und dass
wir so in die Zweiklassenmedizin abgleiten, dass wir als Patienten also nur
noch abgespeist werden mit Therapien zweiter Wahl.
Wir fühlen uns mehr und mehr als Kostenfaktor, der die
Stabilität des Beitragssatzes in Gefahr bringt.
Wissen Sie, meine Damen und Herren, das mag sich polemisch
anhören, aber ich sage ganz offen und ehrlich: Es ist kein schönes Gefühl, so
an den Rand gedrängt zu werden.
Sie kennen ja das Bild vom Patienten, der im Mittelpunkt, aber
damit allen im Weg steht.
(Beifall)
Das "GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz" scheint dieses Prinzip
aufgenommen zu haben, denn einen Wettbewerb zumindest um Patienten vermag ich
darin nicht zu erkennen. Ich sehe weniger Finanzmittel und mehr Bürokratie
durch den Gesundheitsfonds, ich sehe weniger Therapiefreiheit, aber mehr Leistungsausgrenzungen.
Diese Gesundheitsreform ist sicher keine patientengerechte
Reform. Und deshalb stehen wir an der Seite der Ärzte, wenn es darum geht,
unser Gesundheitswesen vor diesem Kahlschlag zu bewahren.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Vielen Dank, Herr
Boltz. - Wie vorhin schon gesagt: Last but not least spricht nun Herr Professor
Dr. Klusen als Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. Bitte schön,
Herr Professor Klusen.
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