Debatte

Dienstag, 24. Oktober 2006, Nachmittagssitzung

Dr. Crusius, Vizepräsident: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Westerwelle hat gesagt, das sei ihm zu viel DDR. Ich habe auf dem Deutschen Ärztetag 2002 in Rostock gesagt: Frau Schmidt, machen Sie nur so weiter, dann haben wir im Osten einen Vorteil, denn wir haben unsere Zukunft schon einmal erlebt.

(Beifall)

Sie hat es damals nicht verstanden. Deshalb habe ich es wiederholt.

Ich möchte ein kurzes Beispiel geben. Nach § 73 d - er müsste eigentlich § 73 c heißen - gibt es einen Arzt für eine besondere Arzneimitteltherapie. Das heißt, der niedergelassene Arzt oder der Klinikarzt muss einen zweiten Arzt bei besonders teuren Medikamenten, bei Bioprodukten usw. einschalten. Meine Damen und Herren, das hatten wir in der DDR: Wir hatten die Nomenklatur C und D. Es gab bei den Bezirksämtern beratende Ärzte. Die Rezepte mussten dorthin geschickt werden. Erst dann, wenn sie abgestempelt waren, konnte der Patient sein Medikament erhalten. Ich möchte das nicht noch einmal erleben.

Herr Zöller und Frau Ferner haben gesagt, es müsse irgendwo eine Kostenbegrenzung geben. Wenn das Kerosin teurer geworden ist, werden die erhöhten Kerosinkosten auf die Preise für das Flugticket umgelegt. Wenn in der Medizin innovative Methoden eingeführt werden, müssen die Kosten dafür natürlich auch umgelegt werden. Die Innovationen müssen bezahlt werden.

Ich habe eine große Bitte an Sie alle. Wir müssen eine ungläubige Schar von über 600 Bundestagsabgeordneten davon überzeugen, dass sie ein katastrophales Gesetz ablehnen müssen. Deswegen die Bitte und die dringende Aufforderung an Sie alle, die Bundestagsabgeordneten in Ihrer Heimat in die KV oder in die Kammer oder zu einem parlamentarischen Essen einzuladen und sie über unsere Kritikpunkte und das, was an diesem Gesetz unmöglich ist, aufzuklären. Nur mit individuellen Gesprächen - solche führen wir pausenlos - kann man versuchen, im Bundestag eine Mehrheit für die Ablehnung dieses Gesetzes zu finden. Erst dann, wenn wir das geschafft haben, haben wir unsere Arbeit getan. Dann dürfen wir uns zurücklehnen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Schönen Dank, Andreas Crusius. - Jetzt bitte der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Herr Professor Schulze.

© Bundesärztekammer 2006