Haus, Nordrhein: Herr Präsident! Herr
Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte dem vielen Guten, das
bereits ausgeführt wurde, nur zwei Gedanken hinzufügen.
Erstens. Herr Köhler, ich danke Ihnen für die klaren Worte,
die Sie heute gefunden haben - ich glaube, sie sind zumindest für die
Vertragsärzteschaft äußerst wichtig -, nämlich dass Sie sich nicht in jedem
Fall hinter die Regierung stellen - als Körperschaft des öffentlichen
Rechts hängen Sie ja an deren Arm -, sondern gegebenenfalls Ihre Geiselposition
aufgeben und sagen würden: Da machen wir nicht mehr mit, das kommt für uns auch
als KV nicht mehr infrage. Ich glaube, das kann sehr viel zu der viel
beschworenen Gemeinsamkeit beitragen, die alle erhalten wollen, um für das Land
und für unsere Patienten etwas zu erreichen. Dafür vielen Dank.
(Beifall)
Zweitens. Mir ist heute Morgen einiges sehr nahe gegangen.
Natürlich lehnen wir eine Koalition ab, die ein fragwürdiges Papier zuwege
gebracht hat, aber auf der anderen Seite applaudieren wir anderen Politikern,
die in der Opposition sicherlich mit uns gemeinsam gegen dieses Vorhaben der
Gesundheitsreform sind, die aber in der Art und Weise, wie das geschehen soll,
nicht unbedingt das vertreten, was wir eigentlich wollen. Schließlich waren die
Grünen sieben Jahre lang mit dabei.
(Beifall)
Ich denke, wir müssen uns
Gedanken darüber machen, welches denn die Alternativen sind. Meiner Auffassung
nach wäre beispielsweise Rot-Rot-Grün keine Alternative. Manche hier im Saal
mögen anderer Auffassung sein. Ich denke, es ist ganz wichtig, deutlich zu
machen, was in dieser Hilflosigkeit von Rot-Schwarz, ihre Koalition zu retten,
über Nacht passiert, nämlich - das ist auch das Motto unseres außerordentlichen
Ärztetages - der Übergang in die Staatsmedizin. Wir Ärzte hätten vielleicht
noch nicht einmal das meiste zu befürchten. In anderen Ländern Europas bedeutet
die Staatsmedizin nicht unbedingt, dass es den Ärzten so außerordentlich
schlecht geht. Dort gibt es einen grauen Markt, der ganz interessant ist. Ich
sage nicht, dass ich das will. Ich möchte, dass wir unseren Patienten nahe
bringen, dass mit der Staatsmedizin etwas eingeführt wird, das nicht nur den
Ärzten, sondern ganz speziell unseren Patienten, den Bürgern schadet. Es wird
eine Zweiklassenmedizin manifestiert, von der wir möglicherweise auch nach der
nächsten Bundestagswahl nicht so schnell wieder herunterkommen. Den Bürgern
muss verdeutlicht werden, was sie erwartet: nicht nur die Rationierung, sondern
auch die Zweiklassenmedizin mit einer ganz unterschiedlichen Handhabung der
gesundheitlichen Versorgung. Das wollen wir nicht unterstützen, und zwar nicht
nur im lobbyistischen Interesse.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Schönen Dank, Frau
Haus. - Der nächste Redner ist Herr Kollege Bolay aus Westfalen-Lippe.
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