Vizepräsidentin Dr. Goesmann: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Als Erstes wollte ich gerade darauf abheben, dass die
Eröffnungsveranstaltung heute Morgen sehr wohl gezeigt hat, dass wir Ärztinnen
und Ärzte unsere moralische Verantwortung, sich einzumischen und zu
gesundheitspolitischen, aber auch zu humanitären Fragen Stellung zu nehmen,
immer wieder wahrgenommen haben und wahrnehmen. Die gemeinsame Preisverleihung
von KBV und Bundesärztekammer heute Morgen war dafür ein deutliches Signal. Wir
haben bei diesem Ärztetag so viele Tagesordnungspunkte, die zeigen, dass wir
uns einmischen und unserer Verantwortung gerecht werden. Es gilt, sich
vonseiten der Ärztinnen und Ärzte in die Gesundheitspolitik, in humanitäre
Fragen einzumischen. Das müssen wir laut tun, so wie es die Sänger in der
Eröffnungsveranstaltung dargeboten haben: let's get loud.
Was ein bisschen neben den Tagesordnungspunkten wie
Organtransplantation, Kindergesundheit und Versorgungsforschung zu kurz
gekommen ist, was aber auch den Interessen unserer Patientinnen und Patienten
dient und was wir unbedingt aufgreifen müssen, ist die Lage der Ärztinnen und
Ärzte in Deutschland. Wir haben hier den Deutschen Ärztetag, keinen
Patiententag und auch keinen Politikertag. Es geht auch um unsere ureigensten
Belange.
(Beifall)
Es ist heute Morgen ein bisschen rübergekommen: Die Ärztinnen-
bzw. Ärzteseele kocht, die Kolleginnen und Kollegen sind unzufrieden. Wir haben
vom Vorstand der Bundesärztekammer aus schon sehr klar gesagt, was wir uns in
den nächsten Monaten bis zum nächsten Ärztetag als Arbeitsprogramm vorgenommen
haben. Dazu brauchen wir auf diesem Ärztetag von Ihnen konkrete Einfütterungen.
Es liegen bereits einige Anträge vor, mit denen Sie uns konkret munitionieren,
was die Arbeit des Vorstands im nächsten Jahr sein müsste.
Der Antrag I-2 betrifft die Elemente eines
gesundheitspolitischen Programms der deutschen Ärzteschaft, das wir hier
andiskutieren und skizzieren müssen, das der Vorstand anschließend ausarbeiten
wird. Ich bitte Sie, diesen Antrag zu unterstützen. Da brauchen wir Ihre
konkreten Anregungen.
Das wird aber nicht reichen. Wir müssen, wenn wir unsere
eigene Lage in diesem Rahmen verbessern wollen, auf diesem Ärztetag
verschiedene andere Dinge diskutieren. Für mich gehört dazu, dass wir in den
nächsten Monaten sehr intensiv auswerten, was bei den ersten Projekten im
Rahmen der Versorgungsforschung herausgekommen ist, gerade was den Physician
Factor angeht. Es geht dabei auch um die Frage: Wie können wir auch auf diese
Weise die Anliegen der Ärztinnen und Ärzte unterfüttern?
Ein zweites Thema, das bei diesem Ärztetag eine wichtige Rolle
spielt - ich bitte Sie, sich auch da aktiv einzubringen und uns zu unterstützen
-, betrifft die Tatsache, dass der Vorstand der Bundesärztekammer möglichst bis
zum nächsten Ärztetag ein Konzept für eine gelungene Verbundweiterbildung für
unseren ärztlichen Nachwuchs vorlegen soll. Auf diese Weise soll dem Nachwuchs
die Weiterbildung erleichtert werden. Das betrifft nicht nur die Allgemeinmedizin,
sondern auch alle anderen Fächer, wo es wichtig werden wird, dass auch Anteile
der Weiterbildung in der ambulanten Versorgung absolviert werden können. Mein
Petitum ist, auch diesbezüglich intensiv zu diskutieren.
Ein weiteres Thema, das mir immer sehr wichtig ist und das uns
vom Vorstand aus die nächsten Monate beschäftigen wird - auch darüber sollten
wir hier diskutieren -, betrifft die Frage: Was sind originäre ärztliche
Aufgaben und Kompetenzen? Wo können wir uns abgrenzen, aber auch vernünftig
kooperieren mit den anderen nicht medizinischen, nicht ärztlichen Heilberufen?
Sie wissen, dass es den Auftrag der Bundesgesundheitsministerin gibt, sich
Gedanken darüber zu machen, wie die verschiedenen Berufsgruppen im
Gesundheitswesen gegeneinander abgegrenzt werden, welche Aufgaben wem
zugeordnet sind.
Es steht immer so im Raum, wir Ärzte hätten Angst, dass uns
etwas weggenommen wird. Ich möchte das andersherum diskutiert sehen. Ich
möchte, dass wir in die Diskussion über die Frage eintreten: Was sind ärztliche
Kernkompetenzen? Wo können wir etwas abgeben? Wo können wir auf Augenhöhe mit
anderen Berufsgruppen sinnvoll kooperieren? Wo können wir dadurch Entlastung
erfahren?
Ich bitte Sie, auch diese Diskussion in den nächsten Monaten
zu führen und uns vonseiten der Landesärztekammern mit Anregungen zu versorgen.
Wir warten also auf Ihre Vorschläge. Ich hoffe, dass wir hier in Münster einen
sehr konstruktiven und angeregten, lauten Ärztetag haben werden, der sich einmischt.
Die Eröffnungsveranstaltung hat dazu bereits beigetragen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Dr. Goesmann. - Jetzt Herr Schwarzkopf-Steinhauser aus Bayern.
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