Dr. Klever, Baden-Württemberg: Sehr verehrter
Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Zu der heutigen
Preisverleihung zum Thema "Nationalsozialismus und Medizin" durch KBV,
Bundesärztekammer und Bundesgesundheitsministerium stehen wir alle, zumindest
doch mehrheitlich. Aber Ulla Schmidt hat das Thema nicht erfunden, nicht einmal
angestoßen, wie sie heute getan hat. 1980 gab es einen Ärztetag in Berlin,
gleichzeitig einen von manchen sogenannten Gegenärztetag oder Gesundheitstag
mit dem Titel "Medizin und Nationalsozialismus - tabuisierte Vergangenheit?"
Damals diskutierte Bundesärztekammerpräsident Vilmar mit den Organisatoren des
Gesundheitstages. Es war eine zuerst schwierige, später aber immer fruchtbarer
werdende Diskussion. Hier unter uns sitzen einige der damals aktiven
Medizinstudentinnen und -studenten.
Wir haben alle gelernt, einander zuzuhören. Wir haben auch
gelernt, dass über die dunklen Seiten unserer Körperschaften zu sprechen ist.
Herr Professor Hoppe hat auf viele lokale Initiativen
hingewiesen. Als Beispiel möchte ich lobend unsere Bezirksärztekammer Südbaden
nennen. Da hat die VV in den 90er-Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über die
Gleichschaltung der badischen Ärzteschaft in Auftrag gegeben.
Ich bitte also um Fortführung der Preisverleihung. Ich hoffe
nur, dass wir Ärzte heute Abend mit dieser Vergangenheitsaufarbeitung so ins
Fernsehen kommen, wie wir es meinen. Ich befürchte allerdings, dass es leider
heißen wird: Ulla Schmidt mahnte die Ärzte zur Kritik an der eigenen
Standesvergangenheit.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Dann müssen
wir dagegenhalten. Das werden wir schon schaffen. Zumindest werden wir unser
Bestes geben. Vielen Dank, Herr Klever. - Der nächste Redner ist Herr Kollege
Wagenknecht aus Niedersachsen.
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