TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 15. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Klever, Baden-Württemberg: Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Zu der heutigen Preisverleihung zum Thema "Nationalsozialismus und Medizin" durch KBV, Bundesärztekammer und Bundesgesundheitsministerium stehen wir alle, zumindest doch mehrheitlich. Aber Ulla Schmidt hat das Thema nicht erfunden, nicht einmal angestoßen, wie sie heute getan hat. 1980 gab es einen Ärztetag in Berlin, gleichzeitig einen von manchen sogenannten Gegenärztetag oder Gesundheitstag mit dem Titel "Medizin und Nationalsozialismus - tabuisierte Vergangenheit?" Damals diskutierte Bundesärztekammerpräsident Vilmar mit den Organisatoren des Gesundheitstages. Es war eine zuerst schwierige, später aber immer fruchtbarer werdende Diskussion. Hier unter uns sitzen einige der damals aktiven Medizinstudentinnen und -studenten.

Wir haben alle gelernt, einander zuzuhören. Wir haben auch gelernt, dass über die dunklen Seiten unserer Körperschaften zu sprechen ist.

Herr Professor Hoppe hat auf viele lokale Initiativen hingewiesen. Als Beispiel möchte ich lobend unsere Bezirksärztekammer Südbaden nennen. Da hat die VV in den 90er-Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über die Gleichschaltung der badischen Ärzteschaft in Auftrag gegeben.

Ich bitte also um Fortführung der Preisverleihung. Ich hoffe nur, dass wir Ärzte heute Abend mit dieser Vergangenheitsaufarbeitung so ins Fernsehen kommen, wie wir es meinen. Ich befürchte allerdings, dass es leider heißen wird: Ulla Schmidt mahnte die Ärzte zur Kritik an der eigenen Standesvergangenheit.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Dann müssen wir dagegenhalten. Das werden wir schon schaffen. Zumindest werden wir unser Bestes geben. Vielen Dank, Herr Klever. - Der nächste Redner ist Herr Kollege Wagenknecht aus Niedersachsen.

© Bundesärztekammer 2007