TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 15. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Ende, Hessen: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Hoppe, vielleicht sollten Sie Frau Schmidt mit der nächsten Einladung auch das Programmheft zuschicken. Wäre das in diesem Jahr geschehen, hätte sie auf Seite 97 lesen können, dass sich der 99. Deutsche Ärztetag 1996 in Köln mit dem Thema "Das Wertebild der Ärzteschaft 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozess" schwerpunktmäßig beschäftigt hat. Dem sind viele Diskussionen in den Landesärztekammern und mit vielen Gruppen vorangegangen.

Damit komme ich zu dem Thema, zu dem ich mich gemeldet habe. Wir Ärztinnen und Ärzte möchten Kranke behandeln, und dies nach allen Regeln der Kunst. Wahltarife in großer Zahl und mit völlig unübersehbaren Folgen für die Gesundheitslandschaft - sei es die Verschleppung von Krankheiten, seien es sogenannte Familienrezepte und Ähnliches - führen zur Entsolidarisierung innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen. Sie verstärken vor allem den Wettbewerb um die Gesunden. Ich frage mich, ob wir demnächst nur noch Gesundheitskassen haben.

Sie, Herr Präsident, haben heute eindrücklich klargemacht, dass es bei sogenannten Gesundheitsreformen nicht um die Gesundheit geht, wie wir Ärztinnen und Ärzte sie verstehen, um körperliches und seelisches Wohlergehen, sondern um Gesundheit als Produkt und Ware. Ist das der mündige Patient, den sich die Gesundheitspolitiker wünschen, der lässig an den Schaufenstern vorbeibummelt, die Angebote der Krankenkassen und der Leistungserbringer studiert, bevor er sich für seinen Tarif oder seine Leistung entscheidet?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen wir uns den Zynismus von Gesundheitspolitikern, die uns in den Auseinandersetzungen und den Demonstrationen gesagt haben, wir bekämen doch unsere Kunden frei Haus, nicht länger gefallen! Nutzen wir diesen Ärztetag, um unsere Rolle als zuverlässige Behandler und Begleiter von leidenden Menschen deutlich zu machen, von Menschen, die zu uns kommen, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können. Dazu gehört meines Erachtens auch, dass wir uns entschieden gegen den Lauschangriff in ärztlichen Praxen und gegen die Einführung der E-Card in der jetzigen Form wenden. Damit vertreten wir sowohl unsere Interessen als auch die gemeinsamen Patienteninteressen.

Ich danke Ihnen.

(Vereinzelt Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Frau Ende. - Als nächster Redner bitte noch einmal Herr Jonitz.

© Bundesärztekammer 2007