Dr. Schaaf, Bayern: Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich werde die fünf Minuten nicht ausnutzen. Das heißt aber nicht,
dass mir das Thema nicht am Herzen liegt.
Wir haben gehört: 55 Prozent der Kliniken melden nicht
stringent potenzielle Spender. Da besteht Organisationsbedarf. Das tun wir
gern; Organisation ist eine deutsche Tugend. Das ermöglicht uns auch, um das
Hauptproblem herumzuschiffen: Von zehn Befragten möchten neun im Bedarfsfall
ein Organ, aber nur zwei sind bereit, sich an der Spende zu beteiligen. Noch weniger dokumentieren
dies in einem Organspendeausweis. Solange wir uns als altruistische oder
solidarische Gesellschaft begreifen, liegt hier das ethische Problem. Der
Nationale Ethikrat hat dem Rechnung getragen, indem er beispielsweise einen
Bonus auf der Warteliste für Spendenbereite vorgeschlagen hat. Für Kenner der
Materie ist das ein zaghafter Versuch, die Klublösung zumindest in Teilen zu
reanimieren. Herr Lilie konnte diesen Vorschlag aus rein rechtlicher Sicht
nicht stützen. Ich meine aber, aus ethischer Sicht sollten wir ihn gleichwohl
gutheißen.
Ich bin seit über 20 Jahren Intensivmediziner. Ich gehöre zu
den anderen 45 Prozent: Wir melden stringent.
Ich sehe, dass die Ablehnungsquote bei den Angehörigen
zunimmt. Immer mehr Angehörige sehen sich nicht in der Lage, einer
Transplantation zuzustimmen. Das hat vielfältige Gründe.
Neben allen organisatorischen Maßnahmen müssen wir dem Trend
hin zur Organakzeptanz und weg von der Spendenbereitschaft - alle Rechte, aber
bitte keine Pflichten - entgegenwirken. Ich meine, da ist der Ethikrat auf
einem sehr guten Weg.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Crusius: Vielen Dank, Herr
Schaaf. - Jetzt Dr. von Ascheraden aus Baden-Württemberg.
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