Schäfer, Hamburg: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich akzeptiere für uns als Hausärzte und für uns als
Ärzte generell die Aufklärungspflicht zum Thema Transplantation. Ich soll meine
Patienten aufklären; aber wenn sie zu mir kommen, haben sie meistens andere
Probleme. Legen Sie einmal einem Patienten, der in der Sprechstunde sitzt, weil
er Magenbeschwerden oder kardiale Probleme hat, einen Organspendeausweis vor
und sagen: Unterschreiben Sie mal! Das ist ein bisschen an der Realität vorbei.
Das kommt aus meiner Sicht auch viel zu spät. Diskussion, Information und
Aufklärung über die Organtransplantation gehören in sehr frühe Jahre des
menschlichen Lebens, auch und gerade für Gesunde.
Zum Thema Freiwilligkeit ist meine persönliche Auffassung: Das
muss ein Vertrag auf Gegenseitigkeit sein. Ich kann mich nicht dafür einsetzen,
dass jemand, der für sich selbst die Organspende ablehnt, den Organempfang aber
verlangt. Hier ist aus meiner Sicht ein gewisser Druck absolut vertretbar,
indem man sagt: Wer bereit war, ein Organ, solange es ihm gut ging, zur Spende
freizugeben, darf gern einen Bonus auf der Warteliste bekommen.
Zum Schluss noch ein Aspekt, der für uns in den Gesprächen mit
der Politik einen hohen Stellenwert haben muss. Wenn Sie sich mit dem
Betriebswirtschaftler eines Krankenhauses unterhalten, wird er Ihnen erzählen:
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müssen wir über jeden Patienten froh sein,
der selbst - oder seine Angehörigen - die Organentnahme verweigert. Warum ist
das so? Von den DRGs wird der Aufwand durch die Pauschalen offensichtlich nicht
im Entferntesten gedeckt. Wir müssen den Krankenhäusern überhaupt erst einmal
die Bemühungen um eine Organspende ermöglichen.
Dies ist aber auch eine politische Aufgabe. Sie ist genauso
wichtig wie die Förderung, dass wir demjenigen, der im Lebendspendeverfahren
ein Organ gegeben hat, alle Unterstützung der Solidargemeinschaft zukommen
lassen und ihn nicht mit seinen durch die Organentnahme bedingten Problemen im
Regen stehen lassen. Hier ist die Politik mit gesetzlichen und normgebenden
Verfahren gefordert. Dafür müssen wir uns auf allen Ebenen einsetzen.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Crusius: Ich danke Ihnen, Herr
Kollege Schäfer. - Jetzt hat Herr Professor Kirste, ärztlicher Vorstand der
Deutschen Stiftung Organtransplantation, das Wort als geladener Gast. Bitte.
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