Dr. Gräfin Vitzthum, Baden-Württemberg: Mich
trifft es immer. Ich hoffe, ich werde disziplinierter sein als gestern.
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Das war
gestern sehr sympathisch, wie Sie das gesagt haben.
Dr. Gräfin Vitzthum, Baden-Württemberg: Ich
wollte meinen Redebeitrag eigentlich anders beginnen, aber Herr Professor Kunze
hat mir eben einen Elfmeter vorgelegt. Ich möchte ihn gleich versenken.
Meine Damen und Herren, als Hausärztin habe ich acht Jahre
lang den Ausschuss "Gewalt gegen Kinder" in der Landesärztekammer
Baden-Württemberg geleitet. In ihm sitzen Kinderkliniker und Chefs der
Kinderkliniken des Landes. Die Zusammenarbeit war hervorragend. Ich bin für
fachübergreifendes Denken und gegen Partikularinteressen.
(Beifall)
Der Ausschuss "Gewalt gegen Kinder" der Landesärztekammer
Baden-Württemberg hat sehr erfolgreich gearbeitet. Wir haben auch einen
Leitfaden für Kinderärzte und alle mit Kindern befassten Kolleginnen und
Kollegen erstellt. Wir haben Fortbildungen erarbeitet, ebenso Bildmaterial in Zusammenarbeit
mit den Kinderklinikern und den Gerichtsmedizinern.
Wir haben flächendeckend Fortbildungen organisiert, und zwar
nicht nur für die Hausärzte und die Kinderärzte, sondern interdisziplinär mit
anderen Berufsgruppen, beispielsweise Mitarbeitern der Jugendämter,
Mitarbeitern der Polizei, der Familiengerichte, der Jugendämter. Die
Fortbildungsveranstaltungen waren gut besucht. Wir haben eine gute Medienarbeit
betrieben. Das Echo in der Presse war gut.
Das heißt, das, was gefordert wird, wird bereits praktiziert.
Wir haben engagierte Kollegen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und es
auch praktizieren.
Ich möchte Ihr Augenmerk auf folgende Tatsache richten. Seit
zehn Jahren gibt es einen Enquete-Beschluss, gerichtet an die Landesregierung
von Baden-Württemberg, an den 14 Kinderkliniken des Landes
Kinderschutzambulanzen einzurichten. Seit zehn Jahren erinnern wir die
Landesregierung mit Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit daran, diesen Beschluss
umzusetzen. In dem reichen Bundesland Baden-Württemberg ist dieser Beschluss
bis heute nicht umgesetzt.
Herr Oettinger hat vor der Wahl medienträchtig gesagt, das
starke Land Baden-Württemberg möge ein Kinderland werden. Ich habe einen
Leserbrief geschrieben und erklärt, er solle das dadurch beweisen, dass er endlich
die Kinderschutzambulanzen realisiert.
Ich bin von der neuen Sozialministerin des Landes persönlich
gerügt worden, dass man einen solchen Leserbrief vor der Wahl nicht schreiben
darf. Das habe ich aber sehr locker genommen.
Ich möchte Sie bitten: Zeigen Sie Mut, und fordern Sie es ab,
und zwar flächendeckend. Nordrhein-Westfalen hat das schon, was wir nicht
haben. Wir benötigen keine medienträchtigen Lippenbekenntnisse der Politik,
sondern Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit. Das bedeutet Geld, um diese
Prävention zu realisieren, die wir zu betreiben sehr wohl in der Lage sind. Ich
möchte die Defizite benennen, ich möchte Öffentlichkeit schaffen. Vielleicht
können wir einmal in der "Bild"-Zeitung die Schlagzeile gebrauchen, die da
heißt: Die Bundesregierung zahlt die Prävention, die nötig ist und die wir
betreiben.
Vielen Dank.
Ich habe wieder meine Redezeit überzogen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Sie haben es
verstanden, die Sätze so zu bauen, dass ganz viele Kommata und Semikola dazwischen
waren und der Punkt an der richtigen Stelle saß. - Jetzt Herr Kollege Albring.
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