TOP III: Kindergesundheit in Deutschland

Mittwoch, 16. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Gräfin Vitzthum, Baden-Württemberg: Mich trifft es immer. Ich hoffe, ich werde disziplinierter sein als gestern.

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Das war gestern sehr sympathisch, wie Sie das gesagt haben.

Dr. Gräfin Vitzthum, Baden-Württemberg: Ich wollte meinen Redebeitrag eigentlich anders beginnen, aber Herr Professor Kunze hat mir eben einen Elfmeter vorgelegt. Ich möchte ihn gleich versenken.

Meine Damen und Herren, als Hausärztin habe ich acht Jahre lang den Ausschuss "Gewalt gegen Kinder" in der Landesärztekammer Baden-Württemberg geleitet. In ihm sitzen Kinderkliniker und Chefs der Kinderkliniken des Landes. Die Zusammenarbeit war hervorragend. Ich bin für fachübergreifendes Denken und gegen Partikularinteressen.

(Beifall)

Der Ausschuss "Gewalt gegen Kinder" der Landesärztekammer Baden-Württemberg hat sehr erfolgreich gearbeitet. Wir haben auch einen Leitfaden für Kinderärzte und alle mit Kindern befassten Kolleginnen und Kollegen erstellt. Wir haben Fortbildungen erarbeitet, ebenso Bildmaterial in Zusammenarbeit mit den Kinderklinikern und den Gerichtsmedizinern.

Wir haben flächendeckend Fortbildungen organisiert, und zwar nicht nur für die Hausärzte und die Kinderärzte, sondern interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen, beispielsweise Mitarbeitern der Jugendämter, Mitarbeitern der Polizei, der Familiengerichte, der Jugendämter. Die Fortbildungsveranstaltungen waren gut besucht. Wir haben eine gute Medienarbeit betrieben. Das Echo in der Presse war gut.

Das heißt, das, was gefordert wird, wird bereits praktiziert. Wir haben engagierte Kollegen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und es auch praktizieren.

Ich möchte Ihr Augenmerk auf folgende Tatsache richten. Seit zehn Jahren gibt es einen Enquete-Beschluss, gerichtet an die Landesregierung von Baden-Württemberg, an den 14 Kinderkliniken des Landes Kinderschutzambulanzen einzurichten. Seit zehn Jahren erinnern wir die Landesregierung mit Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit daran, diesen Beschluss umzusetzen. In dem reichen Bundesland Baden-Württemberg ist dieser Beschluss bis heute nicht umgesetzt.

Herr Oettinger hat vor der Wahl medienträchtig gesagt, das starke Land Baden-Württemberg möge ein Kinderland werden. Ich habe einen Leserbrief geschrieben und erklärt, er solle das dadurch beweisen, dass er endlich die Kinderschutzambulanzen realisiert.

Ich bin von der neuen Sozialministerin des Landes persönlich gerügt worden, dass man einen solchen Leserbrief vor der Wahl nicht schreiben darf. Das habe ich aber sehr locker genommen.

Ich möchte Sie bitten: Zeigen Sie Mut, und fordern Sie es ab, und zwar flächendeckend. Nordrhein-Westfalen hat das schon, was wir nicht haben. Wir benötigen keine medienträchtigen Lippenbekenntnisse der Politik, sondern Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit. Das bedeutet Geld, um diese Prävention zu realisieren, die wir zu betreiben sehr wohl in der Lage sind. Ich möchte die Defizite benennen, ich möchte Öffentlichkeit schaffen. Vielleicht können wir einmal in der "Bild"-Zeitung die Schlagzeile gebrauchen, die da heißt: Die Bundesregierung zahlt die Prävention, die nötig ist und die wir betreiben.

Vielen Dank.

Ich habe wieder meine Redezeit überzogen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Sie haben es verstanden, die Sätze so zu bauen, dass ganz viele Kommata und Semikola dazwischen waren und der Punkt an der richtigen Stelle saß. - Jetzt Herr Kollege Albring.

© Bundesärztekammer 2007