Dr. Sudeck, Hamburg: Sehr geehrter Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur sehr kurz und
punktuell zum Antrag 18 von Professor Kahlke Stellung nehmen, der die Situation
insbesondere illegaler Migranten zum Inhalt hat. In der sehr weltoffenen Stadt
Hamburg, die auch ein bemühtes und an sich gut funktionierendes öffentliches
Gesundheitswesen hat, erfolgt die Versorgung dieser Patientengruppe durch ein
relativ kleines Netzwerk von engagiert niedergelassenen Ärzten und
Klinikärzten, die aber trotz aller auch finanziellen Übernahmen, die sie
leisten, häufig punktuell überfordert sind. Denken Sie an die Versorgung von
HIV-infizierten Kindern oder auch Müttern, denken Sie an die Diagnostik
komplexer Erkrankungen bei Emigranten aus tropischen Ländern.
Ich halte es daher für sehr wichtig und sehr bedeutsam, dass
wir uns auch für diese kleine Randgruppe der Patienten, über die wir ja heute
in einem größeren Zusammenhang sprechen, einsetzen. Ich denke, es muss im
öffentlichen Gesundheitswesen dafür auch Geld zur Verfügung gestellt werden. In
der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von heute, die vorhin bereits zitiert
wurde, ist ein Artikel zu finden, aus dem hervorgeht, dass die Bundesrepublik
den Entwicklungsländern in diesem Jahr noch 800 000 Dollar an
internationalen Zusagen schuldet. Wenn wir sie nicht bezahlen, könnten wir zumindest
einen ganz kleinen Teil dieses Geldes dafür verwenden, die Gesundheit von
illegalen Emigranten - Kindern und Erwachsenen - zu fördern.
Es ist ein bisschen sarkastisch oder zynisch, dass wir das im
Bereich der ansteckenden Erkrankungen schon tun. Wenn Sie in einem Hamburger
Krankenhaus oder in einer Hamburger Praxis einen illegalen Patienten mit einer
Tuberkulose haben, dann ist für diesen sehr gut gesorgt. Das ist eine Frage des
Selbstschutzes unserer Gesellschaft. Das finde ich egoistisch, und das darf
nicht so bleiben.
Ich finde es in diesem Zusammenhang eigentlich auch schade,
dass im Antrag 12 nur von versicherten Jugendlichen und Kindern die Rede
ist. Ich finde, auch das dürfte eigentlich nicht sein.
Als Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin
und Internationale Gesundheit möchte ich sagen, dass der Inhalt des Antrags von
Professor Kahlke auch von unserer Gesellschaft sehr nachdrücklich unterstützt
wird.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank. Wobei sicher niemand missverstanden hat, dass Sie wollen, dass der
Tuberkulosekranke auch nicht behandelt wird, sondern es geht Ihnen darum, dass
alle Tuberkulosekranken und alle anderen Kranken gleich gut behandelt werden. -
Der nächste Redner ist der Präsident der Ärztekammer des Saarlands, Herr Dr.
Gadomski.
|