PD Dr. Scholz, Hessen: Sehr geehrtes Präsidium!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da ich kein Pädiater bin, ist es hoffentlich
unverdächtig, wenn ich zu bestimmten Anträgen spreche und Sie um Zustimmung
bitte. Ich glaube, die Kollegin Vitzthum hat richtigerweise gesagt: Es wird
Zeit für konkrete Maßnahmen. Ist es nicht auch Ihnen bei den ganzen Reden und
Presseerklärungen der letzten Wochen so ergangen, dass es merkwürdig anmutet,
dass man erst jetzt entdeckt, dass Kinder und Jugendliche ein wichtiges Thema
sind? Ich finde das absurd. Auf Ärztetagen wird seit Jahrzehnten dafür
plädiert. Aber erst jetzt wächst das Bewusstsein, dass hier etwas geschehen
muss.
Ich meine, es gibt sehr simple Nagelproben, mit deren Hilfe
wir die Politik messen können. Der Antrag 33 fordert, dass der Sportunterricht
stärker gefördert werden soll, dass sowohl in den normalen Schulen als auch in
den neu zu schaffenden Ganztagsschulen mehr Zeit für Bewegungsmaßnahmen zur
Verfügung steht. Aber die Politik tut nichts und führt fadenscheinige Argumente
an. So können wir die Politik doch entlarven. Wir als Ärzteschaft haben hier
ganz konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die sehr simpel, aber für die Gesundheit
der Kinder ziemlich effektiv sind.
Die von der Ärzteschaft geschaffenen Kinder- und
Jugenduntersuchungen sind sicherlich sehr erfolgreich - wie meine Kinder sagen
würden: saugut. Häufig werden diese Möglichkeiten - das haben bereits die
Vorredner ausgeführt - von den entsprechenden Bevölkerungsschichten nicht in
dem Maße genutzt, wie es eigentlich gedacht ist.
Warum fordern wir nicht, dass die Gesetzgebung konkrete
Maßnahmen auf den Weg bringt? Der Staat alimentiert mit entsprechender
finanzieller Unterstützung den Kinderwunsch. Es lässt sich lange darüber
streiten, ob die dafür zur Verfügung gestellten Mittel ausreichend sind. Warum
fordern wir den Gesetzgeber nicht auf, dass er dort tätig sein soll, indem die
Eltern eine entsprechende Bescheinigung vorlegen, dass sie dieses und jenes
getan haben, um entsprechende Vorteile zu erhalten? Das entspricht dem Anliegen
des Antrags 28.
Auf Hinweis des Juristen der Bundesärztekammer möchte ich
meinen Antrag ein wenig präzisieren, da er juristisch nicht scharf genug
formuliert ist. Statt von den Ärztekammern soll von der Bundesärztekammer und
den Landesärztekammern gesprochen werden. Mit dem Begriff der verantwortlichen
Gremien ist die Legislative gemeint.
Ich bitte Sie ganz herzlich, mit diesen simplen Maßnahmen vor
Ort aktiv zu werden. Dann brauchen wir gar nicht so viele Kataloge und sonstige
Dinge. Wir benötigen praktische Maßnahmen, an denen wir vor Ort auch die
Politik messen können.
Danke.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Scholz. - Mir ist ein Geschäftsordnungsantrag signalisiert worden.
Normalerweise müssen auch Geschäftsordnungsanträge schriftlich eingebracht werden.
Bitte, Herr Dr. Wyrwich aus Berlin, Sie können Ihren Geschäftsordnungsantrag
mündlich stellen.
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