Prof. Dr. Dr. h. c. Niethammer, Referent: Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Der Kinder- und Jugendarzt ist glücklich über den
heutigen Tag. Ich hatte nicht erwartet, dass hier so breit und so intensiv
diskutiert wird. Wir haben in der Vergangenheit als Kinder- und Jugendärzte
immer wieder versucht, die Politik zu ermahnen, sich ihrer Verantwortung nicht
zu entziehen. Wir haben relativ häufig erlebt, dass wir nicht die rechte
Unterstützung seitens der Kolleginnen und Kollegen erhielten.
Heute ist das ganz anders. Es ist sehr deutlich geworden, dass
die Zukunft von Kindern und Jugendlichen in unserem Land eine gemeinschaftliche
Aufgabe der gesamten deutschen Ärzteschaft ist. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich habe mir angewöhnt, bei Diskussionen über Kinder immer
dann, wenn etwas zum Wohle der Kinder formuliert wurde, den Dank der Kinder und
Jugendlichen zu erwähnen. Ich erlaube mir, das heute wiederum zu tun. Ich habe
mich immer als Lobbyist für die Kinder und Jugendlichen verstanden. Ich denke,
so muss sich auch die Kinder- und Jugendmedizin verstehen.
Der heutige Tag hat auch deutlich gemacht, dass wir viel Grund
zur Sorge haben. Es gibt eine große Zahl von Problemen, die gelöst werden
müssen. Ein Teil sind gesellschaftliche Probleme, die nur mithilfe der Politik
zu lösen sind. Es gibt aber auch eine ganze Menge Probleme, die wir selber
lösen müssen. Auch ich bin der Meinung, dass wir nur gemeinsam in den
verschiedenen Berufsgruppen innerhalb der Ärzteschaft diese Probleme lösen
können und dass wir nicht gegeneinander arbeiten sollten.
Ich bin der Bundesärztekammer sehr dankbar dafür, dass sie
diesem Thema so viel Raum zugebilligt hat. Wir müssen gemeinsam versuchen,
dieses Problem anzupacken. Es ist so, wie Herr Henke gesagt hat: Jedes Kind und
jeder Jugendliche sollte in unserem Land eine Chance bekommen. Ich denke, davon
sind wir noch relativ weit entfernt.
Ich habe kurz vor meiner Emeritierung der
baden-württembergischen Sozialministerin einen Brief geschrieben hinsichtlich
der Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg. Ich habe die
Sorgen, die ich diesbezüglich habe, zum Ausdruck gebracht. Der wesentliche
Tenor der Antwort lautete: Regen Sie sich doch nicht auf, es gibt ja bald nicht
mehr so viele Kinder! Gott sei Dank scheint das hier auf dem Deutschen Ärztetag
nicht die Grundhaltung zu sein.
Ich danke Ihnen allen nochmals für diesen sehr engagierten
Nachmittag.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Herzlichen
Dank, Herr Professor Niethammer. Es mag ja sein, dass es nicht mehr so viele
Kinder gibt, aber diejenigen, die es noch gibt, sollte man wenigstens anständig
behandeln. - Jetzt bitte Rudolf Henke.
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