TOP IV: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 17. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Krombholz, Bayern: Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe Rostock nicht miterlebt, aber seitdem so manchen Deutschen Ärztetag. Es ist immer wieder das Gleiche. Gestern sagte hier eine Kollegin: Wir stehen doch eigentlich für die Jugend hier. Ich bitte Sie, das hier dreimal am Tag zu sagen, für wen wir hier sind und für wen wir eine Weiterbildungs-ordnung machen. Machen wir eine Weiterbildungsordnung für diejenigen, die die Ausbildungsbe-rechtigung haben, oder für die Ausbildungswilligen?

Mir kommt das so vor wie der Spruch aus den 70er-Jahren: Ich will ja nur das Beste, aber ich gebe es dir nicht. Die fünfjährige Ausbildung ist für die Ausbilder natürlich bequemer, so wie es für mich in der Hausarztpraxis besser ist, es kommt jemand zwei Jahre zu mir als nur ein halbes Jahr oder ein Jahr. Das kann ich gut verstehen.

Nur: Den Flaschenhals wird es in der Klinik geben. Ein solcher Flaschenhals hat mich vor knapp
30 Jahren dazu gebracht, dass ich mich in meinen Beruf hineinlügen musste. Ich musste nämlich sagen: Natürlich will ich Internist werden. Ich musste es sagen, um die Stelle zu bekommen. Soll das für die jungen Kolleginnen und Kollegen, die die Nase voll haben von den Unsicherheiten ihrer Berufswahl, so bleiben?

Mich wundert in diesem Zusammenhang auch der Standpunkt des Marburger Bunds, den ich nur aus den vorliegenden Anträgen ablesen kann. Natürlich hat man es auch aus Zweiergesprächen erfahren. Diese Anträge haben einen ganz anderen Charakter als der Antrag des Vorstands, nämlich den Charakter eines Appells. Diesen appellatorischen Charakter können wir von der Wertigkeit her nicht dem Fakt gleichsetzen, den wir als Legislative schaffen, wenn wir dem Antrag des Vorstands zustimmen und Rostock wieder ausradieren. Ich bitte Sie: Geben Sie den Jungen, die wir brauchen, Sicherheit, ein klares Berufsbild, eine klare Ausbildung zum Hausarzt, aber auch Klarheit in der Klinik. Dort steht er auf der internen Station doch vor derselben Fragestellung.

Wir führen diese Diskussion seit 25 Jahren vor Rostock und nun fünf Jahre nach Rostock. 30 Jahre oder ein Dritteljahrhundert braucht der Deutsche Ärztetag, einer Berufsgruppe, die annähernd
50 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ausmacht, eine Weiterbildung und ein Berufsbild zu geben, die dem Nachwuchs gewisse Sicherheiten bieten! Die Kompetenz eines Ärztetages sollte klar dargestellt werden. Wenn wir jetzt hin und her wackeln, werden wir uns wieder darüber beschweren, dass wir ein Gesetz auf dem Tisch haben, das uns einengt und uns etwas vorschreibt. Lassen Sie bitte Rostock Rostock sein.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke sehr, Herr Krombholz. - Jetzt kommt Herr Bangemann, ebenfalls aus Bayern.

© Bundesärztekammer 2007