TOP V: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Freitag, 18. Mai 2007, Vormittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Scriba, Referent: Ich gehe nach der Reihenfolge der Redner vor. Herr Joas, Sie haben ein enorm wichtiges Thema angeschnitten, nämlich die Frage, inwieweit eine objektive Nutzenbewertung von Arzneimitteln wissenschaftlich gesehen überhaupt möglich ist. Ich bin ganz froh, dass in der Diskussion geäußert wurde: Das geht gar nicht, es gibt keine Objektivität, es gibt niemanden, der nicht irgendwelchen Einflüssen unterliegt. Schön, dass Sie es gesagt haben, Herr Lindhorst; dann muss ich es nicht mehr tun.

In der Tat ist die Beurteilung des Nutzens - das gilt übrigens nicht nur für den pharmazeutischen Bereich - etwas, was immer nur vom eigenen Standpunkt aus möglich ist. Wenn man in die Nähe von Objektivität kommen will, muss man sich mit Vertretern der verschiedenen Interessenrichtungen so lange zusammensetzen, bis sich ein einigermaßen vernünftiges Bild herausschält. Jede Objektivität ist relativ. Jeder, der versucht, objektiv zu sein, vergisst, dass er selber allen möglichen Einflüssen unterliegt.

Wenn Anträge grundsätzlicher Art zu diesem Thema kommen, dass wir grundsätzlich mit unserem Programm etwas dazu beitragen können, bin ich persönlich durchaus offen dafür, zu überlegen, ob man es mit fördern lassen kann. Dass wir flächendeckend mit unseren Mitteln eine verbesserte Arbeit des IQWiG herbeiführen können, halte ich für ausgeschlossen.

Herr Stöckle, die Bedarfsermittlung ist in der Tat ein enorm wichtiges Thema. In der laufenden Förderperiode werden in Mecklenburg-Vorpommern und in Leipzig - diese Beispiele fallen mir spontan ein - Projekte durchgeführt, die sich gerade dieser Frage widmen. Ich bin vom Programm in Mecklenburg-Vorpommern beeindruckt. Dort ist das Max-Planck-Institut für Demographie beteiligt, außerdem die Universitäten Greifswald und Rostock. Dort wird der Bedarf nicht nur für die Krankenhäuser, sondern gerade auch für die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen einschließlich der Hausarztpraxen ermittelt, bezogen auf sehr viel bessere Bevölkerungsprognosen, als man sie üblicherweise erhält. Das ist eine interessante Frage, die in der Tat nicht flächendeckend für ganz Deutschland von uns beantwortet werden kann. Aber die Frage, wie man es machen kann, wird von uns im Rahmen des Projekts durchaus bearbeitet.

Herr Massing, Ihnen ist bereits geantwortet worden. Man kann auch noch vom Thema her antworten. Themen wie Vorhofflimmern, Asthma und Herzinsuffizienz sind praxisrelevant und gerade auch für Hausärzte von großer Bedeutung. Diese Komplexe werden von uns bearbeitet.

Ich glaube, das ist alles, was ich beantworten sollte.

Vielen Dank.

(Beifall)

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