TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik - Gesundheitspolitische Leitsätze der Ärzteschaft

Dienstag, 20. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Dr. Albring, Niedersachsen: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, ich war heute Morgen auf einer anderen Veranstaltung als Herr Dietrich. Ich fand Ihren Vortrag, Herr Präsident, sehr gut. Ich fand, Herr Dietrich hat sowohl das Papier als auch den Vortrag mit etwas anderem verwechselt. Die Analyse, die Sie gebracht haben, Herr Hoppe, bevor der Patient tot ist, ist aller Ehren wert. Sie als Pathologe können das ja besonders gut. Ich hoffe, die Politik nimmt das auch so wahr.

Ich möchte eigentlich zum "Ulmer Papier" sprechen und sagen, dass es für mich ein gutes Papier ist, das aber unvollständig ist. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, dieses Papier in Leitsätze bzw. eine Charta der Ärzteschaft umzuwandeln. Dort müssten Dinge wie die Freiberuflichkeit, das Arzt-Patient-Verhältnis und die freie Arztwahl enthalten sein. Diese Dinge können ja bis in hundert Jahren bestehen bleiben und können je nach Zeitgeist immer wieder verändert werden. Aber gewisse Punkte sind unabänderlich. Dahin sollte meines Erachtens das "Ulmer Papier" führen.

Ich möchte eine sachliche Richtigstellung ansprechen. Meines Erachtens sollten die Zeilen 22 und 23 auf Seite 20 des Papiers geändert werden. Ich bitte Sie, dem entsprechenden Antrag, den Sie gleich erhalten werden, zuzustimmen. Dort geht es um den Facharzt. Im "Ulmer Papier" heißt es:

Er nimmt auf Überweisung oder in direktem Zugang in Kooperation mit dem Hausarzt die weitergehende Diagnostik vor ?

Laut SGB V haben die Patientinnen und Patienten zu Frauenärzten und Augenärzten den direkten Zugang. Das bedeutet, dass ich die Patientin oder den Patienten im direkten Zugang sehe, diagnostiziere und behandle. Das kann ich nicht unbedingt in Kooperation mit dem Hausarzt tun. Das kann zwar sinnvoll sein, aber wenn das hier so stringent steht - "in Kooperation mit dem Hausarzt" -, dann heißt das, dass wir durch den Deutschen Ärztetag ein Primärarztsystem einführen. Aber darüber haben wir noch nicht abgestimmt. Deshalb bitte ich darum, hier zu formulieren: "gegebenenfalls in Kooperation mit dem Hausarzt". Dass wir an der Basis mit dem Hausarzt kooperieren und Briefe schreiben, ist ganz klar.

Wenn ich als Gynäkologe eine Patientin im direkten Zugang habe, mache ich natürlich auch nicht die weitergehende Diagnostik, sondern die Primärdiagnostik. Insofern ist der Begriff "weitergehende" falsch. Er sollte gestrichen werden. Das gilt auch für die Augenärzte und - zumindest heute noch - viele andere Fachärzte, die, wenn sie eine Überweisung vom Hausarzt bekommen, trotzdem die Primärdiagnostik durchführen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. - Der nächste Redner ist Herr Kollege Zimmermann aus Niedersachsen. Bitte.

© Bundesärztekammer 2008