Dr. Lipp, Sachsen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich drei Punkte zum "Ulmer Papier" anführe,
möchte ich eine Bemerkung zu den Ausführungen von Herrn Professor Dietrich
machen. Er hat sich hier hingestellt und hat das alte Argument der Über-,
Unter- und Fehlversorgung angeführt, diese billige Rhetorik des Ministeriums,
dass Deutschland das drittteuerste Gesundheitswesen der Welt hat. Wir wissen
alle, dass es so nicht ist. Das darf in diesem Gremium nicht so stehen bleiben.
(Beifall)
Herr Professor, wenn Sie mögen, schicke ich Ihnen gern ein
Päckchen Material aus Sachsen, in dem das steht. Ich beziehe mich hier auf die
Studie von Beske, der niemals widersprochen wurde.
Wenn man die Zahlen richtig vergleicht, kommt man zu dem
Ergebnis, dass Deutschland im Vergleich zu allen anderen OECD-Ländern die
drittniedrigsten Ausgaben für das Gesundheitswesen und gleichzeitig das
zweiteffizienteste Gesundheitssystem hat.
(Beifall)
Das ist nicht die Meinung irgendwelcher Ärzte, die eine
Nabelschau betreiben, sondern das sind objektive Ergebnisse aus einer
großangelegten Studie. Soviel als Korrektur zu den Ausführungen von Herrn
Professor Dietrich.
Damit komme ich zu meinen Anmerkungen zum "Ulmer Papier". Ich
bitte Sie um eines, Herr Professor Hoppe: Weisen Sie die KBV bitte immer wieder
darauf hin, dass wir nach den jetzigen Regularien keine Morbiditätsverlagerung
auf die Krankenkassen ab dem 1. Januar des kommenden Jahres haben werden. Mit
der jetzigen Trias Regelleistungsvolumen, Gesamtvergütung und unselige Pauschalierung,
die von einigen unter uns immer wieder gefordert wurde, können wir doch keine
Morbiditätsentwicklung darlegen. Wie denn? Allein mit der Fallzahlentwicklung,
wenn wir die Pauschalierung so haben? Wie ist denn dann der Osten dran? Wir
haben im Osten 30 Prozent mehr Patienten als im Westen. Woher soll denn dann
noch ein Zuwachs bei den Fallzahlen kommen?
Diese Pauschalierung, die sicher abrechnungstechnisch einfach
ist, sollte so erfolgen, dass in irgendeiner Weise die Morbiditätsentwicklung
nachweisbar ist. Ich halte diese Forderung von einigen unter uns für
ausgesprochen kontraproduktiv und schädlich für die Ärzteschaft.
(Beifall)
Ich bin nicht sicher, Frau Wahl, ob ich Sie hinsichtlich AGnES
richtig verstanden habe, ob Sie diese Leistungen an andere abgeben wollen. Ich
halte das für ausgesprochen riskant. Erstens kommt es zu einer riesigen Leistungsausweitung,
wenn andere plötzlich solche Arbeiten übernehmen, zweitens haben wir
Zuordnungsprobleme, und drittens haben wir Qualitätsprobleme. Die Chirurgen
haben ein exzellentes Papier in dieser Richtung hinsichtlich der Frage, was abgegeben
werden kann, verfasst. Das muss aber alles unter der Obhut der Ärzte geschehen.
Wir alle haben in unseren Praxen exzellentes Personal. Dieses sollten wir
qualifizieren. Dieses Personal sollte diese Aufgaben unter unserer Aufsicht
übernehmen. So könnten wir auch Aufgaben, die verloren gegangen sind, wie
Wundmanagement und Schmerzmanagement, wieder zurückholen.
Die KBV, Herr Professor Hoppe, hat eine neue Regelung, nämlich
dass die Kassen alle online an die KVen angebunden werden müssen. Das ist
sicher richtig und erforderlich. Ich bitte die Kammern, sich dem Thema IT und
entsprechende Fortbildung der Ärzteschaft ganz intensiv zu widmen, damit über
die Kammern die entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt werden
können.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Lipp. - Als Nächster Herr Kollege Baumgärtner aus Baden-Württemberg. |