Dr. Dehnst, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Das deutsche
Gesundheitswesen braucht eine fundamentale Kurskorrektur; darüber sind wir uns
einig. Jetzt haben wir als Signal zum innerärztlichen Aufbruch das "Ulmer
Papier" vorliegen. Die Redebeiträge sowie die Änderungs- und Ergänzungsanträge
in großer Zahl zeigen, dass wir das Entwicklungspotenzial, das wir als
verfasste Ärzteschaft eigentlich haben, noch nicht ausgeschöpft haben. Mir
persönlich fehlt in dem Papier der erforderliche Konkretisierungsgrad. Dies
können auch redaktionelle Änderungen des Deutschen Ärztetages nicht verbessern.
Ich sehe hier ganz deutlich die Gefahr, dass wir die
semantischen und inhaltlichen Schwächen, die in diesem Papier naturgemäß
vorhanden sein müssen, eher verschlimmbessern. Für die gesundheitspolitische
Argumentation müssen jedoch die Thesen des "Ulmer Papiers" in einem nächsten
Schritt konkretisiert und auch operationalisiert werden. Wir stehen somit eher
am Anfang als am Abschluss einer Positionsbestimmung.
Es gibt einen Antrag aus Westfalen-Lippe, der eine Empfehlung
ausspricht, wie man mit diesem Papier im Weiteren umgehen könnte. Wir
empfehlen, dass man mit Expertenrat von Externen gemeinsam mit haupt- und
ehrenamtlichem Ärztekammersachverstand in Szenariotechnik vorgeht und stets die
Themen in einem konkreten Gliederungsaufbau abarbeitet, der in etwa so aussehen
könnte: 1. Zieldefinition, 2. Bestimmung der Adressaten - das ist hier schon
mehrfach angeklungen -, 3. wissenschaftliche Analyse, 4. empirische Fundierung,
5. politische Bewertung, 6. Darstellung von Optionen.
Gerade mein Vorredner hat dargestellt, dass nicht bei allen
Fragen bei der Ärzteschaft eine Lösungskompetenz vorhanden ist. Das gilt gerade
für die Fragen der Finanzierung. Sicherlich müssen wir artikulieren, welchen Bedarf
wir hinsichtlich der Finanzierung sehen. Aber ob wir auch die Lösung liefern
sollen, da habe ich eher Zweifel.
Unsere Antwortkompetenz beim Versorgungsbedarf und bei der
Gestaltung der Versorgungsstrukturen sehe ich in der Form des Papiers noch lange
nicht ausgeschöpft. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag aus
Westfalen-Lippe.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank. Zu den Konsequenzen kommen wir später noch einmal. - Der nächste Redner
ist Herr Professor Bertram aus Nordrhein. |