Dr. Snaedal, Präsident des
Weltärztebundes: Guten Morgen, sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen, liebe Freunde! Es ist mir eine große Ehre, Ihnen heute in meiner
Eigenschaft als Präsident des Weltärztebundes (WMA) einige Worte sagen zu
dürfen. Unser Weltärztebund ist auf vielen Gebieten tätig. Themen wie die
medizinische Ethik, das allgemeine Gesundheitswesen oder die Stellung der
Ärzteschaft im Gesundheitsdienst und innerhalb der Gesellschaft gehören zu den
wichtigsten Problemen, mit denen wir uns befassen. Ich kann Ihnen versichern,
dass wir uns über einen Mangel an Aufgaben nicht beklagen können.
Auf unserer Tagung in der vergangenen Woche diskutierten wir
zum Beispiel über Task-Shifting, das heißt die Verlagerung von Aufgaben von
einer medizinischen Berufsgruppe an andere Mitarbeitergruppen, die eine
geringere oder keine medizinische Ausbildung haben.
Diese neue Organisationsform der Arbeitsdelegation soll dem
Zweck dienen, den in vielen Ländern herrschenden Mangel an qualifiziertem
medizinischen Personal zu entschärfen. Wir wissen, dass die Gesundheitsbehörden
international an einer derartigen Umstrukturierung interessiert sind, denn sie
sehen darin eine Möglichkeit, ihre Ressourcen sparsamer einzusetzen.
Wir wissen aber auch, dass eine solche Aufgabenverlagerung auf
lange Sicht zu einem schlechteren Gesundheitsdienst führt. Damit werden solche
Einsparungen in Zweifel gestellt.
Zu diesem Problem wird es noch große Diskussionen geben, denn
die Weltgesundheitsorganisation befürwortet und unterstützt diese Entwicklung.
Es ist deshalb von Wichtigkeit, dass sich die Verbände der Ärzteschaft, zum
Beispiel die Bundesärztekammer, mit diesem Problem auseinandersetzen. Ich nehme
bereits seit acht Jahren regelmäßig an den Tagungen der WMA teil. Ich kann
deshalb mit Gewissheit sagen, dass die Bundesärztekammer immer eine der großen
Stützen des Weltärztebundes gewesen ist. Die Bundesärztekammer gehört zu den
drei Mitgliedsverbänden, die die höchsten Beitragszahlungen leisten und damit
die finanzielle Grundlage des Weltärztebundes sichern. Die finanzielle Leitung
der WMA kommt seit Langem aus den Reihen Ihres Verbandes: zuerst viele Jahre
lang Professor Vilmar und jetzt Professor Hoppe.
Sie haben uns Otmar Kloiber geschickt, der heute als
Generalsekretär der WMA tätig ist. Unter seiner dynamischen Führung wurde die
Arbeitsweise der WMA wesentlich verbessert, und der Erfolg blieb nicht aus.
Darüber hinaus steht mir Otmar Kloiber bei meiner Arbeit als Präsident geduldig
und ausdauernd zur Seite. Ohne ihn würde nicht viel aus meinen Aufgaben werden.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort. Ich komme aus Island.
Island ist dafür bekannt, dass sich sein Volk fast nicht mit anderen Völkern
vermischt hat. Dies gilt auch für mich, allerdings mit der Ausnahme, dass ich
doch etwas deutsches Blut in meinen Adern habe, weil eine meiner Ahnen aus
Deutschland stammt. Wir haben deshalb in gewisser Weise gemeinsame Wurzeln, und
damit bin ich sehr zufrieden.
Ich danke Ihnen nochmals für die Gelegenheit, hierher zu
kommen, Einblick in Ihre Arbeit zu nehmen und Ihnen diese kurzen Worte sagen zu
dürfen.
Herzlichen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Herzlichen
Dank, Herr Präsident Dr. Snaedal, für Ihre Worte. Herzlichen Dank auch dafür,
dass Sie in unserer Muttersprache zu uns gesprochen haben. Das hat uns
besonders beeindruckt. Auch die Würdigung des Beitrags der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages bei der Arbeit des Weltärztebundes freut uns sehr.
Wir wünschen Ihnen weiter eine gute Amtszeit. Bis Oktober sind Sie amtierender
Präsident des Weltärztebundes und werden viele Länder kennenlernen und
besuchen. Dabei wünsche ich Ihnen, dass Sie viele gute Erfahrungen machen. Wir
sind gespannt, was wir im Oktober bei der Tagung des Weltärztebundes hören
werden.
Alles Gute Ihnen und dem Weltärztebund.
Meine Damen und Herren, wir kommen zur Fortsetzung des
Tagesordnungspunkts I. Wir haben noch einige Wortmeldungen. Mittlerweile sind
die Anträge umgedruckt. Ich hoffe, dass sie alle auf Ihren Plätzen angekommen
sind, sodass wir jetzt in die weitere Diskussion und anschließend in die
Abstimmung eintreten können. Wir haben das schon ein bisschen vorbereitet und
denken, dass das heute Vormittag zu Ende gehen wird.
Der erste Redner, der heute Morgen das Wort ergreifen wird,
ist Herr Dr. Josten aus der Ärztekammer Nordrhein. Bitte sehr. |