TOP II: Situation pflegebedürftiger Menschen in Deutschland am Beispiel Demenz

Mittwoch, 21. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Dr. Lange, Nordrhein: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Leider ist Herr Professor Kruse nicht mehr anwesend. Ich fand seinen Vortrag hervorragend, vor allem sehr hoffnungsvoll stimmend, denn er hat dem Problem der alternden Gesellschaft positive Aspekte entgegengesetzt. Er hat ja durch seine Heidelberger Untersuchungen der Mimik feststellen können, dass selbst Schwerstdemente zu Gefühlsäußerungen in der Lage sind.

Herr Professor Kruse hat erst in seiner Kommentierung zum Schluss die hoffnungsvollen Dinge angesprochen. Nicht jeder, der pathologische Veränderungen im Gehirn hat, wird dement. Es gibt pathologisch-anatomische Untersuchungen an Gehirnen Verstorbener, bei denen man auf den ersten Blick sagen würde: Hier handelt es sich um ein typisches Alzheimergehirn. In Wirklichkeit waren die Verstorbenen zu Lebzeiten nachweislich nie dement. Funktionelle Untersuchungen haben ergeben, dass Alzheimerkranke in anderen Hirnregionen kompensatorisch erhöhte Aktivitäten entfalten. Das kann man im PET nachweisen. Auch die Lewykörperchendemenz kann man an anderen Stellen kompensieren.

Woran liegt das? Herr Professor Kruse hat auch darauf hingewiesen: Es gibt eine kognitive Reserve. Wir als Delegierte des Deutschen Ärztetages haben gute Chancen, eine solche kognitive Reserve zu bilden, wozu man bis ins hohe Alter geistig aktiv bleiben und bestimmte Übungen durchführen muss. Man ist noch dabei, sie herauszufinden. Bestimmte Dinge weiß man schon, nämlich dass beispielsweise Klavierspielen oder Dirigieren positive Eigenschaften sind. Wir haben also die Chance, trotz entsprechender pathologisch-anatomischer Veränderungen im Alter nicht dement zu werden. Ich finde, das ist sehr positiv. Man sollte als Delegierter wach bleiben, dann kann man das Problem für sich selber lösen.

Frau Kollegin Goesmann hat davon gesprochen, dass es unabhängig von den Möglichkeiten der Prophylaxe Menschen gibt, die an Demenz erkranken. Es ist sehr wichtig, dass die geriatrische Versorgung ausgebaut wird. Als Konsequenz aus den Ausführungen von Frau Goesmann muss man innerhalb der Weiterbildungsordnung Strukturen schaffen, die die Geriatrie besser abbilden.

Ich schlage vor, dass man sich auf dem 112. Deutschen Ärztetag mit dem Thema Weiterbildung in Bezug auf die Geriatrie auseinandersetzt.

Vielen Dank.

(Vereinzelt Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Lange. – Als Nächster Herr Kaplan vom Vorstand.

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