Prof. Dr. habil. Schulze, Referent: Herr
Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es tut mir leid, dass wir
dieses, wie ich glaube, wichtige Thema erst zum Schluss des Tages behandeln.
Leider verlassen schon viele Kolleginnen und Kollegen den Saal. Ich bitte Sie
darum, dieses für die Zukunft wichtige Thema mit dem gebotenen Interesse zu
verfolgen.
Es geht um das Arztbild der Zukunft und um die Bedeutung des
Arztes für eine Weiterentwicklung des Gesundheitswesens.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, schon vor Jahren hat
der Deutsche Ärztetag gewarnt: Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte
aus! Nunmehr haben wir es besonders in Ostdeutschland mit einem regional gravierenden
Ärztemangel und mit Versorgungsengpässen zu tun. In den alten Bundesländern
zeigen sich ähnliche Defizite.
Die Frage nach dem Warum wurde bereits vielfältig mit zum
Beispiel Statistiken und Defizitanalysen beantwortet. Im Gegensatz hierzu werde
ich mich in meinem Vortrag heute weniger mit den bekannten Zahlen befassen,
sondern mit der qualitativen Dimension des Ärztemangels und seinen Folgen, mit
den Auswirkungen der Versorgungsengpässe auf das Arztbild und mit den unerwünschten
Nebenwirkungen eines veränderten Arztbilds auf die Qualität der Patientenversorgung,
wenn wir selber der drohenden Fehlentwicklung nicht entgegensteuern.
Der rückläufigen Arztzahlentwicklung steht ein steigender
Versorgungsbedarf gegenüber. Als gesundheitspolitischer Entscheidungsträger
kann man hierauf prinzipiell auf zweierlei Weise reagieren. Option 1: Man tut
alles, um die ärztliche Versorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Hierzu
gehört, es für Ärzte und Medizinstudenten wieder attraktiver zu machen, im
System zu bleiben bzw. in den ärztlichen Berufsalltag einzutreten.
Option 2: Man findet die rückläufige Arztzahlentwicklung und
die Systemveränderung gar nicht so tragisch, weil man schon lange auf eine
Gelegenheit gewartet hat, das sogenannte "ärztliche Therapiemonopol" zu
brechen, entweder aus ideologischen Gründen oder weil man glaubt, damit Geld
einsparen zu können.
Anhänger der Option 2 entwickeln Szenarien, in denen Ärzte
ganz oder teilweise durch Nichtärzte ersetzt werden sollen.
Die verschiedenen Konzepte, die von Bund und Ländern, aber
auch zum Beispiel von privaten Klinikbetreibern in den letzten Jahren in Umlauf
gebracht wurden, entsprechen leider überwiegend der zweiten Option.
Stellvertretend für diese Arztersatzkonzepte möchte ich auf
die Modellvorhaben hinweisen, wie sie der Bundesgesetzgeber mit Zustimmung des
Bundesrats unlängst im Rahmen des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes beschlossen
hat. Mit diesen Modellvorhaben soll eine Übertragung ärztlicher Tätigkeiten in
die selbstständige Ausübung durch nichtärztliche Gesundheitsberufe erprobt werden.
Ganzheitlichkeit und Unteilbarkeit des Arztberufs würden damit
zur Disposition gestellt. Der Vorstand der Bundesärztekammer hält diese
Entwicklung mit den Zielen einer qualitativ hochwertigen, verantwortungsvollen,
sicheren und gleichzeitig effizienten Patientenversorgung für nicht vereinbar.
Der Vorstand der Bundesärztekammer hat deshalb in Antrag III-1
zehn Thesen zum Arztbild der Zukunft und zur Rolle des Arztes bei der
Weiterentwicklung des Gesundheitswesens aufgestellt, die ich Ihnen jetzt
erläutern möchte.
Es ist das Arztbild, wie es aus der Ärzteschaft heraus
gebildet wird, wie es von der Gesellschaft gewünscht und von der Politik
ermöglicht wird, das die Umstände bestimmt, unter denen die Patientenversorgung
ablaufen wird. Zukunft in dieser Szene kann nur beschrieben werden durch
Herkunft. Die zehn Thesen beginnen deshalb mit einer Rückbesinnung darauf, was
eigentlich die Alleinstellungsmerkmale des Arztberufs in der
Patientenversorgung sind.
These 1: Ärzte sind die maßgeblichen Träger des
Gesundheitswesens. Der Arztberuf verfügt über unverwechselbare
Alleinstellungsmerkmale, als da sind: Expertentum, Handlungskompetenz in
komplexen Entscheidungssituationen, Übernahme persönlicher Verantwortung,
spezifische Berufsethik.
Ärzte sind die Experten für Prävention und Diagnose von
Krankheiten sowie für die Beratung, Behandlung und Betreuung von kranken
Menschen unter Berücksichtigung ihres Umfelds. Jeder Arzt muss über umfassende
Kenntnisse des Zugangs zum Menschen in seiner biologischen, psychologischen und
sozialen Verfasstheit verfügen, über praktisches Können, Empathie und die Fähigkeit,
den Patienten zuzuhören. Dies gilt unabhängig von seiner in der Weiter- und
Fortbildung jeweils erworbenen Spezialisierung.
Der Arzt muss persönliches Wissen und persönliche Erfahrung
mit dem aktuellen medizinischen Wissen für jeden Patienten individuell
abgleichen. Ärztinnen und Ärzte übernehmen persönliche Verantwortung für die
Durchführung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen und beweisen
Entscheidungsfähigkeit auch in Grenzsituationen.
Jeder Durchführung heilkundlicher Maßnahmen wohnt ein Risiko
der Verursachung gesundheitlicher Schädigungen inne, das gegen den potenziellen
Nutzen für den Patienten abzuwägen ist. Aus diesem Grunde, und nicht nur
aufgrund der erforderlichen medizinischen Fachkenntnis, steht die umfassende Ausübung
der Heilkunde am Menschen unter Arztvorbehalt. "Primum nil nocere" stellt das
Leitprinzip ärztlichen Handelns seit Hippokrates dar.
These 2: Die Ausübung des Arztberufs verlangt eine
Grundeinstellung, die zusätzlich zur medizinischen Fachkompetenz als essenziell
für den Arztberuf angesehen und auch in Zukunft von einem guten Arzt erwartet
wird:
Dies ist die Grundhaltung, den Patienten ernst zu nehmen,
Fürsorge und Respekt aufzubringen, dialogfähig zu sein und seine eigenen
Grenzen zu erkennen.
Die Ausübung des so verstandenen Arztberufs ist eine äußerst komplexe,
anspruchsvolle Aufgabe. Hierdurch sowie durch seine professionelle Autonomie
erhält der Arztberuf sein besonderes Profil und seinen besonderen Reiz. Den
damit verbundenen Anforderungen kann man meines Erachtens nicht mit bloßer
Jobmentalität gerecht werden, sondern nur mit Hingabe sowie mit Lern- und
Leistungsbereitschaft.
Ein Gesundheitswesen, wenn es sich denn nicht ganz vom Primat
des Patientenwohls verabschieden will, braucht Ärzte, die über diesen
beschriebenen Wesenskern verfügen.
In Anbetracht der immer widriger werdenden Rahmenbedingungen
für die ärztliche Berufsausbildung stellt sich die berechtigte Frage, ob das
Bild des nicht nur leistungsbereiten, sondern hingebungsvollen, altruistischen
Arztes, wie es idealtypisch zum Beispiel von Albert Schweitzer verkörpert wird,
dem Urwaldarzt aus Lambarene, noch in die heutige Zeit passt.
Einer Umfrage der "Ärzte Zeitung" zufolge gehen die Ärzte
davon aus, dass sie im Jahr 2020 die Rolle des persönlichen, vertrauensvollen
Beraters des Patienten und des Therapeuten immer weniger werden wahrnehmen
können und stattdessen in erster Linie als Gesundheitsmanager und als
Gesundheitsbürokraten agieren müssen.
Ob diese Entwicklung allerdings wirklich so eintreten wird,
hängt nicht nur von den äußeren Rahmenbedingungen ab, sondern wesentlich auch
davon, ob die Ärztinnen und Ärzte an ihren Alleinstellungsmerkmalen festhalten
wollen und können. Wenn ja, zählt hierzu zuallererst ein uneingeschränktes
Bekenntnis zur Freiberuflichkeit. Der Arzt ist ein freier Beruf und kein
Gewerbe.
In Anbetracht solcher Werbetexte, wie ich sie Ihnen jetzt
zeige, können da allerdings Zweifel aufkommen. Ärzte, die gewerbliche
Nebentätigkeiten zum Hauptzweck machen, verlieren ihre ärztlichen
Alleinstellungsmerkmale. Ein ärztlicher Berufsstand, der seine Hauptaufgabe
nicht mehr darin sehen würde, kranken Menschen zu helfen, würde seiner eigenen
Profession schaden und der Austauschbarkeit durch andere Vorschub leisten.
(Beifall)
Ich bin überzeugt davon, dass die Ärzteschaft ihre eigene, unverwechselbare
und führende Position im Gesundheitswesen nur dann sichern kann, wenn sie am
Selbstverständnis eines freien Berufs festhält.
Ärztliche Freiberuflichkeit steht nicht für Beliebigkeit,
Vogelfreiheit oder Pfründesicherung, sondern für die Gewährleistung
professioneller Autonomie, gebunden an den öffentlichen Auftrag, der Gesundheit
des Einzelnen und der Bevölkerung zu dienen. Dazu bedienen sich die Ärzte einer
effektiven Selbstverwaltung, welche alle Interessen der Profession vertritt.
Der Deutsche Ärztetag muss eine Trivialisierung und
Kommerzialisierung des Arztbildes konsequent ablehnen.
(Beifall)
Es geht um ein klares aktives Bekenntnis zu den Werten des
Arztberufs über Sach- und Fachanforderungen hinaus. Nur mit dem
Selbstverständnis eines hoch qualifizierten freien Berufs bleibt der Arzt auch
in Zukunft für die Patienten der Experte für Gesundheit und Krankheit sowie
Vertrauensperson der ersten Wahl.
These 3: Die besondere Position des Arztes im Gesundheitswesen
ist kein Selbstzweck, sondern erfüllt aus dem Blickwinkel der Patienten eine
besondere Funktion. Für den Patienten ist der Arzt nicht nur ein Experte für
Gesundheit und Krankheit, sondern eine unverzichtbare Vertrauensperson.
(Beifall)
Man muss sich klarmachen, dass trotz der gestiegenen
Informationsmöglichkeiten für den einzelnen Bürger eine unverändert große
Angewiesenheit auf die Expertise anderer besteht. Es ist typisch für unsere
moderne arbeitsteilige Gesellschaft, dass der Einzelne in den meisten
Lebenszusammenhängen ein Laie ist. Die Angewiesenheit auf andere stellt sich in
der Situation einer Erkrankung am intensivsten dar. Die Vertrauensbasis
zwischen Arzt und Patient kann schicksalsentscheidend sein und muss sensibel
und mit hoher Verantwortung behandelt werden.
Es wäre ein Irrtum, zu glauben, in Anbetracht des
medizinischen Fortschritts und der Telemedizin sei das persönliche
Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nicht mehr so wichtig. Irrtum:
Der Heilungsprozess wird nicht nur von Technik, sondern auch entscheidend von
Zuwendung und vertrauensvollem Verhältnis zwischen Arzt und Patient gefördert.
Wer die Medizin zu entpersonalisieren versucht, hat den Kern des ärztlichen
Behandlungsauftrags und die hohe Patientenerwartung, die an den Arzt gerichtet
ist, nicht verstanden.
Im Zustand der Erkrankung sucht der Einzelne eine Person, der
er sich anvertrauen kann. Der Patient muss, noch bevor ein Wort gefallen ist,
in den Augen seines Gegenübers erkennen, dass dieser ganz für ihn da sein will.
Dies gilt in der Notaufnahme genauso wie bei der Behandlung von funktionellen
Störungen oder bei der lebenslangen Begleitung von chronisch Kranken oder in
der Palliativmedizin. Das Sich-Anvertrauen des Patienten, seinen Zustand nicht
auszunutzen, sondern stets dem Primat des Patientenwohls zu folgen, ist Kern
der ärztlichen Ethik, verankert in unserer Berufsordnung.
Weil medizinische Behandlung eine Frage des Vertrauens ist,
betrachten die Patienten nicht nur Diagnostik und Therapie, sondern auch die
Beratung über Behandlungsmethoden und die damit verbundenen Risiken als genuine
Aufgabe des Arztes, die nicht an andere Fachpersonen übertragen werden soll.
Für Patienten steht die persönliche Beratung durch den Arzt an erster Stelle!
These 4: Der Arztberuf ist ein anspruchsvoller Beruf, den die
Gesellschaft braucht, der bei den Patienten hohes Ansehen genießt und der
eigentlich einer der schönsten Berufe der Welt sein könnte, wenn das
persönliche Engagement der Ärztinnen und Ärzte nicht durch vor allem staatliche
Fremdbestimmung erstickt würde.
(Beifall)
Im "Ulmer Papier" haben wir deshalb die These aufgestellt,
dass nicht der Arztberuf als solcher unattraktiv ist, sondern die
Rahmenbedingungen, unter denen er ausgeübt werden muss. Immer mehr Ärzte in
Klinik und Praxis fühlen sich jedoch wie im Hamsterrad und steigen aus.
Einige wenige Zahlen sollen dies verdeutlichen: Das
Durchschnittsalter der Ärzte und Ärztinnen in Klinik und Praxis steigt, vor
allem in den ostdeutschen Bundesländern. 28 Prozent der Krankenhäuser in
Deutschland können offene Stellen im ärztlichen Dienst nicht besetzen, in den
neuen Bundesländern 55 Prozent. In absoluten Zahlen wanderten 2006 über
2 500 Ärzte aus; im Jahr 2001 waren es lediglich 1 400. Kaum mehr als
jeder zweite Medizinstudierende arbeitet nach Studienabschluss in der
Patientenversorgung.
Für die rückläufige Identifikationsbereitschaft der Ärzte mit
dem deutschen Gesundheitssystem sind verschiedene Faktoren verantwortlich. An
erster Stelle ist natürlich an die chronische Unterfinanzierung der ärztlichen
Leistungen in Klinik und Praxis hinzuweisen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle klarstellen, dass ein
Festhalten der Ärzteschaft an ihrer Hauptaufgabe, kranken Menschen zu helfen,
und an der inneren Grundeinstellung, sich fürsorglich in den Dienst eines
Kranken zu stellen, nicht heißen darf, auf eine leistungsgerechte Honorierung
der ärztlichen Arbeit zu verzichten.
(Beifall)
Die deutsche Ärzteschaft lehnt eine Erpressung ihres
ärztlichen Berufsethos strikt ab!
Die Krise des Traumberufs "Arzt" hat aber auch noch andere
wesentliche Ursachen. Dies ist insbesondere die Fremdbestimmtheit der
ärztlichen Berufsausübung, vor allem durch Bürokratie, Überreglementierung und
Ökonomisierung.
Obwohl der 107. Deutsche Ärztetag 2004 in Bremen eindringlich
vor den Negativauswirkungen der Überbürokratisierung in unserem
Gesundheitswesen gewarnt hat, müssen deutsche Ärzte unverändert
durchschnittlich 30 Prozent ihrer täglichen Arbeitszeit mit Kodierungs- und
anderen Verwaltungstätigkeiten verbringen. Diese Zweckentfremdung ärztlicher
Tätigkeit ist weder medizinisch noch ökonomisch vertretbar.
(Beifall)
Zusätzlich schlägt die Ökonomisierung des Gesundheitswesens
bis auf die Mikroebene der Patient-Arzt-Beziehung durch. Unter den
Rahmenbedingungen von stationären und ambulanten Budgets, Bonus-Malus-Regelungen,
Rabattverträgen und Regressandrohungen hat sich die Rolle des Arztes im
GKV-System vom Sachwalter und Anwalt des Patienten in einen Agenten für
Zuteilungs- und Rationierungsmedizin gewandelt.
Belastend an der gegenwärtigen Situation der Mittelknappheit
und der Ökonomisierung ist nicht, dass der Arzt auch
Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkte berücksichtigen muss - dies zählt
grundsätzlich zu seinen berufsrechtlichen und vom Berufsethos bestimmten
Pflichten -, sondern die gleichermaßen bedrückende Fremdbestimmtheit durch
gesetzliche oder krankenkassendominierte Vorgaben für Ärzte und Patienten.
Innerhalb dieses Szenarios ist dem Arzt die Rolle zugewiesen,
als "Überbringer der schlechten Botschaft" agieren zu müssen. Damit erlebt der
Arzt eine doppelte Belastung von einerseits fehlender Gestaltungsmöglichkeit
und andererseits Hilf- und Ratlosigkeit gegenüber dem Patienten.
Eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit der Ärzte wird
darüber hinaus davon abhängen, ob Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es
besonders jungen Ärztinnen besser als derzeit ermöglichen, Familie und Beruf zu
vereinbaren.
Der Anteil der Ärztinnen an den Erstmeldungen in den
Ärztekammern lag im Jahre 2006 bei immerhin 55,5 Prozent. Dieser Anteil nimmt
im Laufe der Berufsjahre und in den Leitungsebenen ab. Deshalb müssen
insbesondere die Krankenhäuser ihre Anstrengungen deutlich intensivieren, um
familienfreundlichere, mitarbeiterorientierte Arbeitsbedingungen zu schaffen.
(Beifall)
Im ambulanten Bereich sind durch die Flexibilisierung
ärztlicher Kooperationsformen bessere Voraussetzungen für eine
familienfreundlichere Berufsausübung nicht nur für Ärzte im
Angestelltenverhältnis, sondern auch für die Inhaber von Praxen oder
medizinischen Versorgungszentren geschaffen worden. Das ist zumindest in der
Tendenz erkennbar.
These 5: So wie unsere Patienten es zu Recht ablehnen, auf
Symptome und Diagnosen reduziert zu werden, müssen wir Ärzte es ablehnen, auf
eine Teilfunktion reduziert zu werden! Eine patientenorientierte Medizin und
ein leistungsfähiges Gesundheitswesen brauchen den "ganzen" Arzt und keinen Heiltechnokraten!
Im Hinblick auf das ärztliche Leitbild, dessen Entwurf wir
nicht anderen überlassen dürfen, sondern das wir selbst von uns entwerfen
müssen, habe ich unter Punkt 2 an Sie appelliert, eine Trivialisierung und
Merkantilisierung der ärztlichen Profession abzulehnen und den Arztberuf als
freien Beruf zu verteidigen.
Darüber hinaus ist es meines Erachtens erforderlich, sich
gegen die Fragmentierung der ärztlichen Rolle zu wehren, die stillschweigend
sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich voranschreitet.
Krankenhausträger und andere entwickeln derzeit Konzepte zur
Neustrukturierung des ärztlichen Dienstes. Einige dieser Konzepte sehen eine
prozessorientierte Aufteilung des Arztes in einen Spezialisten für
technologische aufwändige Verfahren, in einen persönlichen Beratungsarzt usw.
entlang des klinischen Behandlungspfads vor.
In Anbetracht der rückläufigen Arztzahlentwicklung und des
Wirtschaftlichkeitsdrucks mögen solche Konzepte zunächst einmal plausibel
erscheinen. Eine mit dem Tunnelblick der Prozessoptimierung vorangetriebene
Partikularisierung der Arztrolle wird jedoch der Komplexität ärztlichen
Handelns nicht gerecht. Auch lässt sich hiervon keine tatsächliche Optimierung
der medizinischen Versorgung erwarten, da Schnittstellen vervielfacht und
zusätzliche Risiken geschaffen werden.
Für den Patienten muss erkennbar bleiben, wer Verantwortung
übernimmt. Bei Konzepten zur Neuordnung des ärztlichen Dienstes im Krankenhaus
muss die Entlastung der Ärzte und die interprofessionelle Organisation der
arbeitsteiligen Medizin im Mittelpunkt stehen und nicht die Infragestellung des
Arztberufs.
Für den ambulanten Bereich, mit Versorgungsengpässen in der
hausärztlichen Versorgung, werden ebenfalls neue Arzttypologien in die
Diskussion eingebracht. In diesem Zusammenhang wird auch eine Verkürzung des
Medizinstudiums vorgeschlagen, damit schneller und mehr Ärzte für die
Primärversorgung zur Verfügung stehen. Hierzu sollen dann auch nichtärztliche
Gesundheitsberufe zugelassen werden. Solche Konzepte stehen im Einklang mit den
politischen Forderungen nach einer Bachelor-Master-Umstrukturierung des
Medizinstudiums, die wir für die Heilkunde in der vorgesehenen Form entschieden
ablehnen müssen.
(Beifall)
Meine Damen und Herren, Erfahrungen aus den frühen Jahren des
ostdeutschen Gesundheitswesens vor 1989, als aus den gleichen Gründen eine sogenannte
"Arzthelferqualifikation" eingeführt worden war, haben gezeigt, dass dies ein
Fehlweg war, der bald wieder aufgegeben werden musste.
Aus Sicht der Ärzteschaft stellt der umfassend ausgebildete
und erfahrene Hausarzt den für den Patienten besten und gleichzeitig den für
das Gesundheitssystem effizientesten Primärversorger dar.
(Beifall)
Die Hauptfunktion der Hausärztinnen und Hausärzte besteht
nicht in einer bloßen Distribution der Patienten, wie es eine Darstellung des
Bundesministeriums für Gesundheit nahelegt, die ich Ihnen hier zeige, sondern
in einer komplexen hausärztlichen Versorgung einschließlich einer
biografischen, mitunter lebenslangen Begleitung der Patienten und ihrer
Angehörigen.
Ich fordere deshalb, dass die von der Ärzteschaft entwickelten
Konzepte zur Förderung der hausärztlichen Versorgung politisch aufgegriffen und
intensiviert flächendeckend umgesetzt werden!
(Beifall)
Um der anspruchsvollen ärztlichen Aufgabe auch in Zukunft
gerecht werden zu können, müssen allerdings auch wir Ärzte selber uns
rückbesinnen auf eine wieder stärkere ganzheitsmedizinische Sicht, beginnend im
Medizinstudium mit einer patientenbezogenen Lehre.
Die naturwissenschaftliche Ausrichtung hat der Medizin zwar zu
ihren bislang größten Erfolgen verholfen. Der Triumph der Naturwissenschaft in
der Medizin kommt zum Ausdruck in Sätzen wie dem von Rudolf Virchow: "Ich habe
Tausende Menschen obduziert und keine Seele gefunden" oder in dem von Bernhard
Naunyn: "Medizin wird Naturwissenschaft sein oder sie wird nicht sein."
Ein solches reduktionistisches Medizinverständnis wird jedoch
den Bedürfnissen der Patienten nicht gerecht; es genügt auch nicht mehr den
heutigen Erkenntnissen über Pathogenese und Salutogenese. Ein solches
reduktionistisches Medizinverständnis tut auch uns Ärzten nicht gut: Ärzte, die
keine Beziehung zu ihren Patienten aufbauen können, sind nachweislich stärker
gefährdet, ein Burn-out zu erleiden.
These 6: Unsere Gesellschaft muss wieder lernen, mit
Krankheit, Alter und Tod zu leben. Gleichzeitig muss sich der Arzt von einem
unkritischen Machbarkeitsglauben und der Überfrachtung der ärztlichen Rolle mit
falschen Heilserwartungen distanzieren, wie sie in dem überkommenen Bild des
Arztes als Halbgott in Weiß zum Ausdruck kommt. Die Rolle des Arztes ist keine
omnipotente, sondern die des besten Anwalts des Patienten.
In unserer Gesellschaft haben Krankheit, Alter und Tod
aufgehört, normale integrale Bestandteile des Lebens zu sein. Diese werden als
abweichende Ausnahmezustände betrachtet, die zwingend behoben werden müssen,
mit verschiedensten, zum Teil fragwürdigen Methoden.
Die Erlösung von Gebrechlichkeit und Verletzlichkeit ist zu
einer diesseitigen Kategorie der Machbarkeit geworden, die der Wohlfahrt der
Gesellschaft anheimgestellt ist. Von den Ärztinnen und Ärzten wird erwartet,
ein eigentlich jenseitiges Heilsversprechen zu erfüllen.
Solche Übertragungen von säkularisierten Heils- und
Glückserwartungen müssen unweigerlich in die Krise führen, weil sie sowohl die
Gesellschaft als auch den einzelnen Arzt überfordern. Gesundheit muss als ein
durch eigene Mitverantwortung zu schützendes menschliches Gut verstanden
werden.
(Beifall)
These 7: Die Patienten und Versicherten wollen und sollen mehr
Eigenverantwortung für Gesundheit und Krankheit übernehmen. Patientensouveränität
und die Bereitschaft zur Übernahme von mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit
machen die ärztliche Expertise jedoch nicht überflüssig.
Im Gegenteil: Unser Gesundheitswesen wird derzeit zur
Gesundheitswirtschaft umdefiniert. In Anbetracht der Flut von Angeboten der
Information über Gesundheit und Krankheit bedarf es mehr denn je einer Instanz,
die diese mit professioneller Sachkenntnis und unter dem Blickwinkel des
Patientennutzens bewerten und pseudomedizinische Scheinangebote entlarven kann.
Dies ist und bleibt der Arzt.
Das Potenzial des Arztes besteht darin, die partizipative
Entscheidungsfindung im Krankheitsfall und die Eigenverantwortung für
Gesundheit zu stärken. Dabei ist zunächst zu klären, wann der Einzelne sich
selber helfen kann und wann er auf ärztliche Versorgung angewiesen ist.
Infolge der Auflösung sozialer und familiärer Strukturen ist
eine zunehmende Hilflosigkeit beim Umgang mit Erkrankungen zu beobachten. Das
tradierte Wissen über Ersteinschätzung und Selbsthilfemaßnahmen bei leichteren
Erkrankungen geht zunehmend verloren.
Befindlichkeitsstörungen, die früher als vorübergehende
Missbefindlichkeit betrachtet wurden, werden immer mehr als
behandlungsbedürftige Gesundheitsprobleme gedeutet. Gleichzeitig hat die
medizinische Wissenschaft ein breites diagnostisches Spektrum zur Verfügung
gestellt, das dazu geeignet ist, bei fast jedem eine Normabweichung zu finden,
unter dem Motto: Wer gesund ist, ist nur noch nicht gründlich genug untersucht
worden.
Insgesamt hat diese Entwicklung eine eigentlich unnötige
Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen gefördert, zu Ungunsten der tatsächlich
notwendigen medizinischen Versorgung.
Klaus Dörner hat diese Entwicklung als "Gesundheitsfalle"
bezeichnet.
Wie ich schon unter Punkt 6 über die Desillusionierung
falscher Heilserwartungen ausgeführt habe, muss das Gesundheitswesen aus dieser
Sackgasse herausgeführt werden.
Die zukünftigen Schwerpunkte der ärztlichen Tätigkeit müssen
zum einen darin bestehen, gesundheitsfördernde Lebensstile zu unterstützen und
die Fähigkeit des Einzelnen oder auch ganzer Bevölkerungsgruppen zu fördern,
durch Eigeninitiative ihre Gesundheit zu verbessern.
Den zweiten Schwerpunkt wird mit Blick auf den demografischen
Wandel die Behandlung und Betreuung multimorbider chronisch Kranker und
pflegebedürftiger Patienten bilden, die bereits heute die größte
Patientengruppe darstellen.
Besonders intensive ärztliche Unterstützung benötigen außerdem
jene Bevölkerungsgruppen, deren Gesundheitsbewusstsein aufgrund
sozioökonomischer Faktoren geringer ausgeprägt ist.
Um den Zukunftsaufgaben gerecht zu werden, bedarf es einer
stärkeren Vermittlung psychosozialen Wissens und der Schulung der
kommunikativen und sozialen Kompetenzen des Arztes bereits im Medizinstudium.
These 8: Kommunikative Fähigkeiten und Teamorientierung sind
für den Arzt von morgen unverzichtbar. In Anbetracht der Komplexität der
modernen Medizin und der soziodemografischen Entwicklung muss die medizinische
Versorgung als Teamaufgabe begriffen werden.
Auch die Politik fordert einen neuen "Professionenmix", also
eine neue Aufgabenverteilung unter stärkerer Einbeziehung der nichtärztlichen
Gesundheitsberufe. Kollege Dr. Windhorst wird in seinem Vortrag das
Zusammenwirken mit den nichtärztlichen Gesundheitsberufen und die Kriterien,
die dabei zu beachten sind, morgen thematisieren.
Lassen Sie mich an dieser Stelle nur hervorheben, dass bei der
arbeitsteiligen Organisation zwischen Arzt und nichtärztlichen
Gesundheitsberufen Arztvorbehalt und Facharztstandard in Diagnostik und
Therapie zwingend beachtet werden müssen, denn sie dienen dem Patientenschutz.
(Beifall)
Die Ärzteschaft wird außerdem auf Basis einer umfassenden
Abfrage der medizinischen Fachgesellschaften und ärztlichen Berufsverbände in
Kürze eine aktuelle Stellungnahme zur persönlichen Leistungserbringung des
Arztes und zur Delegationsfähigkeit von ärztlichen Leistungen abgeben.
Damit wird ein rechtssicherer Rahmen für die Entwicklung
arztunterstützender und arztentlastender Maßnahmen geschaffen.
These 9: Die Patientinnen und Patienten vertrauen ihren
Ärzten, aber nicht mehr dem Gesundheitssystem! Ärzte genießen in der
Bevölkerung ein konstant hohes Ansehen. Ein solches Vertrauen in einen
Berufsstand wäre nicht erzielbar, wenn es sich um die bloße Projektion eines
Idealbilds ohne realen Bezug handeln würde.
Das konstant hohe Vertrauen in die ärztliche Profession ist
nur erreichbar, weil es - trotz immer schlechter werdender Rahmenbedingungen -
in der individuellen Patient-Arzt-Beziehung von den Menschen mehrheitlich auch
so positiv erfahren wird.
Das Vertrauen der Patienten und Ärzte in das Gesundheitswesen
ist dagegen erschüttert. Die Mehrheit geht von einer Verschlechterung der
medizinischen Versorgungssituation aus.
Ursächlich für die Vertrauenskrise im Gesundheitswesen sind
einerseits wirtschaftliche Faktoren: Den steigenden Krankenversicherungsbeiträgen
stehen immer weniger Leistungen und längere Wartezeiten gegenüber.
Ein noch größerer Schaden ist durch die zunehmende
Desorientierung der gesundheitspolitischen Reformen und den Werteverlust
entstanden: Es ist nicht mehr erkennbar, ob das Primat des Patientenwohls noch
im Mittelpunkt der Gesundheitspolitik steht und, wenn ja, wie das Patientenwohl
zukünftig geschützt werden kann. Die Bürger ahnen, dass weder der freie Markt
noch immer mehr Bürokratie dazu geeignet sind, das Patientenwohl zu schützen.
(Beifall)
Ohne klare Orientierung am Primat des Patientenwohls, wie es
zum professionellen Selbstverständnis der Ärzteschaft zählt, ist weder eine
patientenorientierte Medizin noch ein leistungsfähiges Gesundheitswesen
möglich.
Eine Gesundheitspolitik, die dieses Leitprinzip aus den Augen
verliert, führt das Gesundheitswesen unweigerlich in die Krise.
(Beifall)
These 10: Die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger
müssen erkennen, dass die im Gesundheitswesen tätigen Ärzte und die Angehörigen
der anderen Gesundheitsberufe die wichtigste Ressource im Gesundheitswesen darstellen.
(Beifall)
Für einen so besonderen, sensiblen Sektor, wie ihn das
Gesundheitswesen darstellt, ist eine hohe Motivation der in diesem System
arbeitenden Ärzte und der anderen Gesundheitsberufe essenziell. Hierzu zählt
eine leistungsgerechte Honorierung der Arbeit, aber auch ideelle Wertschätzung,
adäquate Beteiligung am Strukturwandel und Gewährleistung professioneller
Autonomie.
(Beifall)
Aufgrund der Alleinstellungsmerkmale ihrer Profession und
ihrer spezifischen Berufsrolle stellt die Ärzteschaft einen unverzichtbaren
Träger und Gestalter des Gesundheitswesens dar. Dies gilt sowohl für den
Strukturwandel auf Ebene der medizinischen Versorgung als auch im Hinblick auf
die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens auf Ebene der Systemsteuerung.
Meine Damen und Herren, unser System ist über- und fehlreguliert. So hat es
neulich Herr Biedenkopf ganz treffend charakterisiert. Es bedarf in hohem Maße
unserer ärztlichen Kompetenz.
Eine Gesundheitspolitik, die auch in Zukunft ein
patientenorientiertes Gesundheitswesen und engagierte Ärzte haben möchte, darf
diese nicht ausbremsen. Sie muss ihnen Rahmenbedingungen gewährleisten, die es
der Ärzteschaft erlaubt, ihr Potenzial und ihre Humanressourcen zu entfalten.
Die eigenverantwortliche Mitgestaltungsmöglichkeit ist eine
Grundmaxime, der sich die Ärzteschaft mit hoher Sorgfalt weiterhin jederzeit
stellt. Die hohe Wertschätzung des ärztlichen Berufs beruht nicht zuletzt auf
dem Vertrauen, das der Hippokratische Eid der Öffentlichkeit vermittelt. Dessen
wesentlicher Inhalt muss wieder in den Landesärztekammern oder zum Abschluss an
den Hochschulkliniken zu einem feierlich gesprochenen Gelöbnis werden.
Ich fasse zusammen: Die ethischen Grundwerte des Arztbilds -
Erfahrung, persönliche Haltung und menschliche Zuneigung - haben einen
unverändert hohen Stellenwert. Wegen dieser Grundeinstellung und diesem
beruflichen Selbstverständnis wurde Ärzten zu allen Zeiten eine hohe
gesellschaftliche Anerkennung in der Bevölkerung zuteil - ob als Schamane, ob
als ärztlicher Samariter, als Hausarzt oder als Spezialist. Diese Grundwerte
bestehen fort, müssen jedoch in jeder Ärztegeneration gelebt und durch
Vorbilder vermittelt werden.
Neuere Anspruchshorizonte in der ärztlichen Profession sind
Wissenschaftlichkeit, Achtung der Patientenautonomie, ökonomisches Verständnis
für die Solidargemeinschaft, neues Wissen über Organisationswandel, neue
Anforderungen an die Führung von medizinischen Versorgungseinrichtungen und
neue Ansprüche an die eigene Teamfähigkeit.
Der Vorstand der Bundesärztekammer hat in Antrag III-1 zehn
Thesen zum Arztbild und zur zukünftigen Arztrolle formuliert, an welchen
Werten, Grundeinstellungen und Ansprüchen die Ärzteschaft unbedingt festhalten
sollte, aber auch, welche ihr von der Politik zugedachten Rollen die
Ärzteschaft strikt ablehnen sollte.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um Zustimmung
zum Antrag III-1.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Lebhafter Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Jan Schulze, für diesen exzellenten Vortrag, diese Zusammenfassung und vor
allem auch diese Eindringlichkeit, mit der die Situation und das
Selbstverständnis unseres Berufs über die Zeit hinweg dargestellt wurde. Ich
denke, dass wir bei der Diskussion den einen oder anderen Punkt noch vertiefen
werden.
Morgen früh werden wir, wenn wir uns um 9.00 Uhr wiedersehen,
zunächst das Referat von Theo Windhorst hören, der zur Zusammenarbeit mit
anderen Gesundheitsberufen sprechen wird. Anschließend werden wir beide
Referate gemeinsam diskutieren und die 21 Anträge, die bisher zu diesem
Tagesordnungspunkt eingegangen sind, abstimmen.
Noch einmal vielen herzlichen Dank für dieses Referat, auch zu
dieser Stunde.
(Beifall)
Meine Damen und Herren, damit ist der heutige Sitzungstag
beendet. Ich soll noch mitteilen: Busse zum Wiley Club stehen an den Hotels
bereit. Den genauen Shuttleplan erhalten Sie am Stand der Landesärztekammer
Baden-Württemberg.
Es ist legere Kleidung erwünscht. Kommen Sie also bitte nicht
im Abendkleid oder im Smoking.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen. Wir sehen uns morgen um 9.00
Uhr wieder.
4. Tag:
Freitag, 23. Mai 2008
Nur Vormittagssitzung
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Meine Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie sehr herzlich zu
unserer letzten Arbeitstagung - so ist es jedenfalls vorgesehen; ich denke,
dabei wird es auch bleiben - dieses 111. Deutschen Ärztetages.
Bevor wir in die Sitzung eintreten, zwei Bemerkungen. Zunächst
einen herzlichen Dank an die Landesärztekammer Baden-Württemberg für den
gestrigen schwungvollen Abend. Herzlichen Dank, Frau Wahl! Es war, wie die
Rheinländer sagen, lecker. Es war vergnüglich.
(Beifall)
Heute ist der 23. Mai. Der 23. Mai ist insofern ein besonderer
Tag, als er der Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes ist. Am 23. Mai des
Jahres 1949 hat der Parlamentarische Rat in Bonn das Grundgesetz verkündet. Der
Präsident des Parlamentarischen Rats hat es ausgefertigt. Es ist anschließend
im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden. Heute ist also der 59. Jahrestag
der Existenz des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Es war ja auch
einmal im Gespräch, diesen Tag zum Nationalfeiertag zu erklären, was dann aber
der 3. Oktober geworden ist.
Wir treten jetzt wieder in die Abwicklung der Tagesordnung
dieses 111. Deutschen Ärztetages ein. Wir befinden uns im Tagesordnungspunkt
III: Arztbild der Zukunft und Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen.
Nachdem wir gestern Nachmittag noch das vorzügliche Referat von Herrn Professor
Schulze aus Dresden über das Arztbild der Zukunft gehört haben, werden wir
heute das zweite Referat zu diesem Tagesordnungspunkt hören, das sich mit der Zusammenarbeit
mit den Gesundheitsberufen befasst. Referent zu diesem Thema ist der Präsident
der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Herr Dr. Theo Windhorst, den ich jetzt bitte,
ans Rednerpult zu treten und sein Referat zu halten. Bitte schön, Theo
Windhorst. |