Dr. Müller-Dannecker, Berlin: Sehr verehrte Damen
und Herren! Ich bin froh, dass wir dieses Thema behandeln, wenngleich ich der
Meinung bin, dass wir viele Aspekte ausgeblendet haben. Ich glaube, dass wir
uns in der Zeit, in der wir hier über ein vereintes Europa reden, viel stärker
als bisher mit der Frage beschäftigen müssen: Was geschieht eigentlich
anderswo? Ich rege an, dass wir zukünftig einmal Referate über die Frage hören:
Was spricht für unser System? Was spricht für das angloamerikanische System?
Was spricht für das französische System? Damit sollten wir uns inhaltlich
auseinandersetzen.
Es ist klar, dass wir im Moment Probleme haben. Wir haben
begrenzte Ressourcen, und es besteht ein Ärztemangel. Darüber hinaus bekommen
die Ärzte, die wir haben, zu wenig Geld.
Das ist die Gunst der Stunde für andere Berufsgruppen, zu erklären:
Wir machen jetzt die Arbeit. Wir haben sehr wohl Probleme in der Zusammenarbeit
mit den Heilpraktikern. Da gibt es keine gute Kooperation. Womöglich wollen wir
diese auch gar nicht. Klar ist: Sie sind für uns nur ein begrenztes Problem,
weil sie außerhalb des Budgets sind. Sie werden von irgendjemandem privat bezahlt.
Insofern geht es zwar der Ärzteschaft verloren, aber es gibt keinen Kampf um
das Budget.
Wenn wir aber Berufsgruppen mit einem eigenen Budget
einführen, wird es zu einem erheblichen Verteilungskampf kommen, wie wir ihn,
ehrlich gesagt, zwischen Klinik und Praxis auch schon sehen. Dasselbe gilt für
die Reha und die vielen anderen Töpfe, die gegeneinander kämpfen. Es kann bei
begrenzten Ressourcen nicht die Lösung sein, einer Berufsgruppe ein eigenes
Budget zu geben. Damit werden wir das Problem nicht lösen.
(Beifall)
Für mich ist klar, dass wir viel stärker die Frage nach der
Qualifikation der Pflege stellen müssen. Anderenfalls geraten wir in die
Defensive. Ein Kampf zwischen Medizinischen Fachangestellten und der Pflege
sozusagen positiv in unsere Konzepte einzubauen, halte ich für falsch. Wir
müssen stärker als bisher die Qualifikation der Pflege dort, wo
Versorgungsengpässe bestehen, einsetzen, aber unter der Gesamtverantwortung der
Ärzte. Es wird mir in manchen Papieren zu wenig betont, dass wir die Pflege
stärker unterstützen müssen. Wir sollten keinen Kampf zwischen Medizinischen
Fachangestellten und der Pflege zulassen. Wir sollten vielmehr jeder Gruppe
Anforderungsprofile zuordnen.
Aus der Sicht einer Krankenhausärztin kann ich sagen: Wir
führen unglaublich viele Tätigkeiten aus, die berufsfremd sind. Das gilt sowohl
für die Pflege als auch für die Ärzte. Hier müssen wir zuallererst ansetzen,
bevor wir beispielsweise die Anästhesie durch andere Berufsgruppen machen
lassen. Hier existiert Potenzial. Dieses Potenzial müssen wir ausschöpfen.
Wir haben auch das Problem, dass wir in den Berufsgruppen zu
schlecht zusammenarbeiten. Pflege und Arzt arbeiten nicht optimal zusammen.
Auch da existieren Ressourcen, die wir heben müssen.
Leider ist meine Redezeit abgelaufen. Ich werde mich noch
einmal zu Wort melden.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Das ist aber
lieb. - Dann bitten wir jetzt Frau Buckisch-Urbanke aus Niedersachsen ans
Rednerpult. Bitte schön. |