Dr. Gitter, Bremen:
Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Brunngraber, ich kann
Ihnen versichern, dass wir Krankenhausärzte die gleiche Problematik haben wie
die niedergelassenen Ärzte. Auch hier - ich sage ausdrücklich: auch hier -
sitzen wir in einem Boot. In der Klinik haben wir die elektronische Krankenakte
bereits vielfach. Es passiert etwas, was ich Ihnen nicht verschweigen möchte:
Die Archivkraft wird eingespart, aber meine ärztliche Arbeitszeit wird dafür
verschwendet, dass ich den PC rauffahren, in den Akten blättern und mir die
Informationen heraussuchen muss, die ich früher vorgelegt bekommen habe. Das
ist ein Beispiel für den Tagesordnungspunkt, den wir noch vor uns haben, wie es
nicht sein sollte.
Herr Vorsitzender, ich möchte mit Ihrer Erlaubnis den Brief
einer deutschen Gesundheitskasse zur Kenntnis geben, um zu illustrieren, wie
heutzutage weitverbreitet das Verständnis von Datenschutz aussieht. Es geht um
ein fünfjähriges Kind, das ich behandelt habe. Der Text lautet folgendermaßen:
Sehr geehrte Damen und Herren! Auf dem Abrechnungsschein
der ambulanten Notfallbehandlung vom 19.10.2007 wurde die Diagnose "Verletzung
der Vulva" angegeben. Bitte teilen Sie uns mit, ob die Verletzung durch Missbrauch
entstanden sein könnte.
Das habe ich natürlich nicht getan. Ich habe eindeutige
Hinweise dazu gegeben, wie ich das finde, und ich habe auch angekündigt, dass
ich den Brief hier verlesen werde.
Das zeigt, was los ist, wenn unsere Partner ein solches
Verständnis haben.
Ich finde den Vorstandsantrag insgesamt sehr gelungen, Herr
Bartmann, weil er in der Tat das aufgreift, was wir in Münster beschlossen
haben. Auf Seite 5 sind ganz klar die Punkte aufgegriffen, auch in der
Fortentwicklung der Konzeption. Dennoch findet sich dort wiederholt der Satz,
dass die Ärzteschaft ihre Mitwirkung unter anderem von der Beachtung der von
ihr formulierten Prüfsteine und Positionen zum Einsatz der Telematik im
Gesundheitswesen abhängig macht.
Auch ich möchte wissen: Inwieweit werden wir gehört? Inwieweit
werden unsere Ansichten berücksichtigt? Was tun wir denn, wenn unsere Ansichten
nicht berücksichtigt werden? Wie sanktionieren wir?
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank,
Heidrun Gitter. - Der nächste Redner ist Herr Privatdozent Dr. Andreas Scholz
aus der Ärztekammer Hessen. |