PD Dr. Scholz, Hessen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir uns hier mit der Telematik
beschäftigen, ist das relativ schwierig, weil alle möglichen Felder vermischt
werden. Ich will auf keinen Fall, dass beispielsweise das elektronische
Auslesen des EKG-Geräts und ähnliche Dinge abgeschafft werden. Aber unsere
Kritik und die Probleme entzünden sich an Entwicklungen, die letztlich aus der
Verwaltung der Patientendaten resultieren. Ich finde es nur richtig, wenn wir
auch hier kritische Anmerkungen machen.
Herr Weichert, ist es nicht zutreffend, dass Ihr Zentrum oder
Ihre Datenschutzbeauftragten in Schleswig-Holstein wegen der aufgetretenen
Probleme zum Abbruch des Feldversuchs aufgerufen haben? Ich möchte Herrn
Kollegen Brunngraber widersprechen: Sie können dort sehr wohl Erkenntnisse
erzielen, nämlich dass sich 30 Prozent der Ärzte ihren Arztausweis durch
irreversible PIN-Eingaben oder falsche Eingaben gesperrt haben. 75 Prozent der
Patienten haben das geschafft. Ich finde, daraus können wir einen tollen Demenzindex
machen. Wenn Sie das teilen und in Ihrer Praxis persönlich unter 2,5 kommen,
dann haben Sie ein Problem. Wenn Sie über 2,5 kommen, hat Ihr Patient ein
Problem.
Zum Inhaltlichen: Es gibt zig Module. Wenn jemand hier im Saal
sitzt, der das alles versteht, der möge es mir hinterher einmal erklären. Meine
Kernfrage lautet: Sind die Schnittstellen alle getestet? Es muss für einen
Datenschützer doch ein Albtraum sein, alle Schnittstellen zu beobachten und
festzustellen, welche denn wie und wo funktionieren. Ich glaube, so etwas
brauchen wir nicht.
(Beifall)
Zu den Kosten: Schauen Sie bitte in den Bericht der gematik
auf Seite 24. Dort ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgemacht. Die mittlere
Erwartungswahrscheinlichkeit hinsichtlich eines Minus liegt bei zehn Jahren.
Wenn wir hier auf dem Ärztetag immer wieder erklären, wir hätten Probleme mit
der Finanzierung, dann frage ich: Warum sollen wir uns für eine derartige
Lösung entscheiden, bei der wir von vornherein wissen, dass sie uns mit einer
mittleren Erwartungswahrscheinlichkeit ein Minus bescheren wird? Wir müssten
doch bescheuert sein, das selber zu tun!
(Beifall)
Ich finde es beschämend, wenn es diese hohen Standards gibt,
die in § 291 a SGB V niedergelegt sind, dass es in einigen Bundesländern
Kolleginnen und Kollegen gibt, die dort, weil es ein paar Euro mehr gibt,
Verträge abschließen und ungesichert Patientendaten auf AOK-Servern speichern.
Ich finde, das gehört sich dann aber auch nicht!
(Beifall)
In Kalifornien sind einer Krankenkasse fünf Server gestohlen
worden. Sie musste sich auf ihrer Homepage dafür entschuldigen, dass
400 000 Patientendaten verschwunden sind. Ich finde, das ist das
Hauptproblem, Herr Weichert: Sind die elektronischen Daten erst einmal heraus,
dann ist es wie mit der Zahnpasta aus der Tube - man bekommt sie nicht mehr
zurück. Da müssen wir zum Äußersten schreiten und die Zahnpasta drinlassen.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr
Kollege Scholz. - Bevor der Kollege Peters ans Rednerpult tritt, hat der
Referent, Herr Dr. Weichert, ums Wort gebeten. Herr Peters, ich darf Sie um
etwas Geduld bitten. |