Dr. Johna, Hessen:
Liebes Präsidium! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Peters hat
vorhin gesagt, wir bräuchten Mut und Kraft. Ich denke nicht, dass wir Mut und
Kraft brauchen, um das abzusegnen, was der Gesetzgeber von uns wünscht. Ich
glaube eher, dass wir Mut und Kraft brauchen, uns für die Interessen unserer
Patienten und die Interessen der Bürger dieses Landes einzusetzen.
(Beifall)
Herr Bartmann wünscht sich von uns, dass wir auf Details des
Papiers eingehen. Auch das verstehe ich gut, denn es ist sicher mit einem hohen
Zeitaufwand erarbeitet worden. Aber es macht keinen Sinn, über Details zu
reden, wenn man gegen Prinzipien ist. Ich bin prinzipiell gegen eine zentrale
Speicherung und gegen die Datenanhäufung in großen Mengen auf zentralen Speichern.
(Beifall)
Diese Daten stellen Milliardenwerte dar. Wo wir
Milliardenwerte anhäufen, stehen plötzlich Millionen zur Verfügung, um an diese
Milliarden heranzukommen.
(Beifall)
Glauben wir wirklich, dass die Datenschützer der Banken in
Liechtenstein gesagt hätten, unsere Daten sind so einigermaßen sicher? Auch
diese Daten wurden für Millionen gekauft.
(Beifall)
Man könnte sagen: Das alles setzt kriminelle Energie voraus.
Man könnte vielleicht der Hoffnung sein, dass es sie in dieser Form nicht gibt.
Ich glaube, dass der Kryptografieschlüssel die größtmögliche Form der
Sicherheit darstellt. Aber das ist mir immer noch nicht sicher genug.
Ich komme zu dem erlaubten Zugriff. Glauben wir an den in
diesem Kontext mündigen Patienten? Bereits heute werden tagtäglich von
Krankenkassenmitarbeitern und nicht etwa vom Medizinischen Dienst Patienten
darum gebeten, die kompletten Arztbriefe vorzulegen, Unterlagen über ihren
Krankenhausaufenthalt. Glauben Sie wirklich, dass der 70-jährige Patient, der
von der freundlichen Krankenkassenmitarbeiterin gebeten wird, einen Einblick in
die Gesundheitsakte zu ermöglichen, sich in diesem Moment an seinen
Datenschutzbeauftragten wendet?
Ich komme zu dem freiwilligen Zugriff in Form von Anträgen.
Wenn uns Versicherungen im Rahmen von Anträgen bitten, Zugriff auf
Patientenakten haben zu können, können wir das natürlich ablehnen. Das ist
keine Frage. Die Konsequenzen wird es dann auch geben.
(Beifall)
Die schlimmste Form der Steigerung: Ab wann werden wir bei der
Einreise in bestimmte Länder nicht nur unseren elektronischen Fingerabdruck,
sondern auch noch unsere Patientenakte vorlegen müssen?
(Beifall)
Ich gebe zu, dass das alles krasse Steigerungsmöglichkeiten
sind. Aber es hat schon genug krasse Dinge gegeben.
Ich rufe deshalb alle diejenigen Ärzte auf, die sich der
Verantwortung für ihre Patienten bewusst sind, die eCard in der jetzigen Form
abzulehnen.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen herzlichen
Dank, Frau Kollegin Johna. - Als Nächster hat das Wort Dr. Andreas Scheffzek
aus der Ärztekammer Baden-Württemberg. |