TOP IV: Auswirkungen der Telematik und elektronischen Kommunikation auf das Patient-Arzt-Verhältnis

Donnerstag, 22. Mai 2008, Vormittagssitzung

Dr. Niemann, Hamburg: Herr Montgomery! Meine Damen und Herren Delegierte! Zunächst finde ich es als Novize auf diesem Ärztetag beeindruckend, wie differenziert diese Diskussion heute geführt wird. Ich habe sehr viel gelernt. Ich möchte insbesondere Herrn Bartmann danken, der einen Antrag vorgelegt hat, der in vielen Punkten enthält, was wir von einer prinzipiell kritischen Seite her auch formuliert haben. Die prinzipiell kritische Seite ist diejenige Seite, die eine altlinke Position vertritt und ein gewisses Staatsmisstrauen hat, wenn man es auf die Zukunft hin denkt. Es heißt in dem Papier gleich zu Anfang:

Medizinische Daten sind so zu schützen, dass auch ggf. erfolgende Änderungen der Zugriffsrechte unwirksam bleiben.

Das hat mich schon beeindruckt, weil ich vor Kurzem die Gelegenheit hatte, nach 20 Jahren wieder einmal an einer Demonstration gegen einen Naziaufmarsch in Barmbek teilzunehmen. Ich habe mir dabei überlegt: Was passiert eigentlich, wenn wir einmal völlig andere Zugriffsrechte hätten?

Die Frage, ob man eine zentrale oder dezentrale Speicherung haben will, ist sicherlich schwierig zu entscheiden. Das hat der Kollege van Dyk klargemacht. Wenn man sich das Datenschutzchaos in den Praxen und in den Kliniken anschaut, wünscht man sich eine zentrale, gut verkryptete Speicherung von sensiblen Daten.

Mir kam der Gedanke: Die Goldreserven liegen unbezwingbar und sicher in Fort Knox. Aber was ist, wenn die Regierung beschließt, die Goldreserven zu etwas anderem zu verwenden? Dann hat man Pech gehabt.

(Beifall)

Insofern sage ich: Eine Verkryptung muss auf jeden Fall sein, aber was spricht eigentlich dagegen, dass man eine Art Guerilla-Datenlagerung betreibt, die nicht so leicht zu knacken ist, weil die Daten am Patienten sind?

Leider ist meine Redezeit abgelaufen. Deshalb will ich hier Schluss machen.

Kurz und gut: Wir müssen zusehen, dass auf keinen Fall irgendwelche Daten auf Systemen geknackt werden können, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen mögen.

(Beifall)

Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber Detlef Niemann. - Der nächste Redner ist Kollege Mario Zöllner aus der Ärztekammer Bayern.

© Bundesärztekammer 2008