Dr. Windhorst, Vorstand der
Bundesärztekammer: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zweite
Lesungen haben es in sich. Ich denke, wir sollten die Situation, wie sie ist,
hinnehmen. Hier war die Rede von Rückholspezialisten, die nur in dem Umfang
mitgehen, wie die Anträge entsprechend ihrem Willen entschieden werden. Ich
stehe hier nicht, um Sie als Rückholspezialist zu bitten, sich noch einmal um
den Antrag 12 zu kümmern. Das verspreche ich Ihnen. Ich würde es Ihnen auch
sagen, wenn ich Tricky Dicky wäre.
Herr Calles hat gesagt, dass wir uns auf das einstimmen müssen,
was wir abgestimmt haben. Wir haben demokratisch abgestimmt. Wir haben auch in
Münster demokratisch abgestimmt. Seit Münster ist bis jetzt nicht viel
passiert. Das, was im Antrag 12 steht, ist alles richtig. Ich unterstütze den
Antrag 12 in seiner humanen, ethischen Form.
Die Zeit läuft uns ein wenig davon. Ob das nun ein
Totschlagargument ist, dass wir nicht mehr in allen Gremien sind, dass uns die
gematik feuert, dass uns Frau Schmidt nicht mehr lieb hat - das interessiert
mich alles nicht. Was wir aber bedenken müssen, ist: Die Bundesknappschaft
schafft ihre eigenen Netze, die Rhön-Kliniken machen ihre eigenen Netze, die
privaten Krankenhäuser machen ihre eigenen Netze. Es gibt Nischenlösungen noch
und nöcher. Wir Ärzte geraten letzten Endes wieder in die Bredouille, eine
eventuell bundesweite Lösung nicht unterstützt und mitgestaltet zu haben, wie
es uns als Advokaten der Patienten und als Vertreter der Patienten gebührt.
Die Entscheidung war äußerst knapp; wenn ich mich richtig
erinnere, lautete das Abstimmungsergebnis 109 : 103. Das heißt doch nicht, dass
diejenigen 50 Prozent, die dagegengestimmt haben, völlig danebenliegen,
dass allein die andere Hälfte die Weisheit heute Morgen beim Frühstück zu sich
genommen hat.
Wir müssen bei dieser 50 : 50-Situation einen Kompromiss
finden - keinen faulen Kompromiss -, mit dem wir vorankommen.
(Beifall)
Das kann im Sinne von Herrn Calles geschehen, dass wir
versuchen, den Antrag 12 b in den Antrag 12 einzubauen, denn dieser Antrag hat
ja einen guten Duktus. Das heißt, wir lehnen die Gesundheitskarte "in der
bisher von der gematik verabschiedeten Form ab". Auf diese Weise können wir
unserer Verantwortung - keine Nischenlösung, keine Nichtberücksichtigung der
Patienteninteressen - gerecht werden. Wir tragen Verantwortung. Ich glaube, bei
einem Abstimmungsergebnis von 50 : 50 sollten wir uns überlegen, ob wir nicht
eine bessere, mehr zielorientierte Signalwirkung nach außen haben, wenn wir es
anders absichern.
Danke schön, dass Sie mir zugehört haben.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber
Theo. - Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Friedländer aus Nordrhein. |