Dr. Pickerodt, Berlin:
Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Koch! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber
Herr Koch, Sie sagten, das, was Sie im letzten Jahr gesagt hätten, sei nicht
richtig verstanden worden. Ich fürchte, auch das, was Sie uns heute in Ihrer
dezenten Art auch durch Projektion mitgeteilt haben, ist nicht komplett
verstanden worden. Die ganze Tragweite dessen, was Sie gemeint haben, ist nicht
richtig verstanden worden.
Ich komme als Erstes auf den Antrag von Professor Köhler zu
sprechen, der lautet:
Die (Muster-)Weiterbildungsordnung muss in ihrer jeweiligen
Fassung durch die einzelnen Landesärztekammern bundesweit und bei Beachtung
europarechtlicher Vorgaben sowie des von der Bundesärztekammer entwickelten
zweistufigen Normsetzungsverfahrens einheitlich umgesetzt werden.
Genau das, sehr geehrter Herr Professor Köhler, ist unser
Problem. Wir können hier beschließen, was wir wollen. Wir können sagen: Es muss
umgesetzt werden. Jede einzelne Landesärztekammer hat das Recht, klüger zu sein
als dieser Ärztetag und etwas anderes zu machen.
Ich habe in meinem Redebeitrag zum "Ulmer Papier" schon darauf
hingewiesen: Die hausärztliche Versorgung ist ein Problem, das vielschichtig
ist. Ein Moment dieser Probleme ist mit Sicherheit, dass die jungen Kolleginnen
und Kollegen, die sich überlegen, welchen Facharzt sie anstreben, die
Sicherheit haben müssen, dass für sie eine Weiterbildungsordnung auch dann gilt,
wenn sie beispielsweise das Bundesland wechseln wollen.
(Beifall)
Es kann nicht angehen - so ist mein Verständnis auch einer
föderalen Struktur -, dass ein junger Kollege oder eine junge Kollegin
beispielsweise in Brandenburg eine Weiterbildung zum Facharzt für Innere und
Allgemeinmedizin beginnt, dann aber irgendein Umstand dazu zwingt, nach Berlin
zu ziehen. Dort sagt die zuständige Landesärztekammer: April, April, diesen
Facharzt gibt es hier nicht.
Ich denke, das ist ein Teil der Probleme, die dazu geführt
haben, dass der Allgemeinmediziner nicht die entsprechende Attraktivität hat,
die er verdient.
Wir sollten nicht so tun, als seien wir die Klügeren. Vor
allem aber sollten wir nicht so tun, als seien wir diejenigen, die eine gute
Qualität der Patientenversorgung erreichen wollen, während alle anderen dieses
außer Acht lassen. Welchen Weg auch immer wir gehen: Wenn wir ihn hier
beschließen, sollten wir darauf vertrauen, dass die anderen Landesärztekammern
ebenso wie wir eine Qualität in der Weiterbildung anstreben, die für die Ärzte
gilt, vor allem aber auch im Interesse der Patienten sein muss. Dieser Appell
ist schwierig durchzusetzen. Ich möchte ihn von dieser Stelle aus auch an meine
Kolleginnen und Kollegen in Berlin richten. Ich glaube nicht, dass es ein guter
Weg ist, wenn wir jetzt auch die Notifizierung bei der EU auf den
Sankt-Nimmerleins-Tag zurückführen müssen. Wir sollten versuchen, in diesem
wichtigen Punkt eine bundeseinheitliche Weiterbildung durchzusetzen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Pickerodt. - Der nächste Redner ist Herr Kollege Conrad aus Hessen. |