Dr.
Dietsche, Baden-Württemberg: Herr Präsident! Meine lieben
Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich muss sagen: Ich hatte heute Vormittag bei
Ihrer Rede, Herr Präsident, kurz eine akute psychische Krise, als Sie darauf
hinwiesen, dass die vertragsärztliche Versorgung der letzten 20 Jahre in
Ordnung war. Ich habe mich gefragt: Habe ich die letzten 20 Jahre in einem
Wahnsystem verbracht? Nach kurzem Nachdenken und insbesondere nach dem
Nachdenken über die aktuelle Situation in Baden-Württemberg bin ich wieder auf
den Boden der Tatsachen zurückgekommen.
Wir haben in Baden-Württemberg
bereits das erste Quartal 2009 abgerechnet. In diesem ersten Quartal 2009 ist
als Folge der vertragsärztlichen Vergütung im hausärztlichen Bereich für über
80 Prozent der hausärztlichen Praxen ein Honorarverlust bis zu 30 Prozent zu
verzeichnen. Es gibt fachärztliche Gruppen, bei denen die Verluste noch höher liegen.
Da noch von einer funktionierenden Honorarverteilung und einem zuverlässigen
System zu sprechen, halte ich doch für sehr abenteuerlich. Einige Dinge wurden
ja schon von den Vorrednern erwähnt.
(Beifall)
Herr Crusius, ich kann es mir
nicht verkneifen: Bevor Sie sich noch einmal zu diesem Thema äußern, bitte ich
Sie dringend, sich einfach einmal sachkundig zu machen, was wir tun. Ich biete
Ihnen gern an, Sie entsprechend zu informieren.
Zu den Selektivverträgen: Wir
etablieren in den südlichen Bundesländern innerhalb des
Kollektivvertragssystems – das muss man einmal ganz deutlich sagen;
Voraussetzung ist die Zulassung als Vertragsarzt – neue Versorgungsformen, und
zwar gute Versorgungsformen mit klaren Versorgungsstrukturen, klaren
Honorarstrukturen in Euro.
Der Schwerpunkt bei unserer
Honorarordnung in diesen hausarztzentrierten Versorgungsverträgen liegt gerade
in der Behandlung chronisch kranker Patienten, schwerkranker Patienten. Die
gesunden Patienten werden bei uns nicht wirklich angesprochen.
Wir versuchen hier, eine
Kooperation der verschiedenen Versorgungsebenen zu etablieren, mit
EDV-Strukturen, mit Fortbildung, mit definierten Schnittstellen. Ich frage
mich, was daran schlecht sein kann.
Gestern wurde in der
KBV-Vertreterversammlung ein Modell vorgestellt, bei dem wesentliche Eckpunkte
der hausarztzentrierten Versorgung aus Baden-Württemberg abkopiert wurden. Da
muss ich wirklich sagen: Das kann doch nicht so schlecht sein.
Abschließend: Wenn der Vertrag gut
ist, alles freiwillig, werden die Kollegen und die Patienten beitreten. Wenn er
schlecht ist, werden sie im KV-System verbleiben. So einfach ist die Welt. Ich
bin davon überzeugt, dass die neuen Versorgungsformen die Patienten und die
Ärzte überzeugen.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Dietsche. – Jetzt Herr Kollege von Ascheraden,
ebenfalls aus Baden-Württemberg.
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