Dr.
Bartmann, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Herr Wagenknecht, auch ich komme aus einem
KV-Bezirk, wo dasselbe gilt. Auch sie hat gegen das Hamsterrad gearbeitet, auch
sie ist hinten runtergefallen.
Aber deshalb habe ich mich
eigentlich nicht gemeldet, obwohl es um die KVen geht. Ich habe mich gemeldet,
weil ich registriert habe, dass Ziffer 11 erhebliche Diskussionen ausgelöst
hat. Ich muss gestehen: Ich habe, bevor ich diese Diskussion registriert habe,
zu demselben Thema für morgen zwei Anträge eingereicht, die aber aus einem ganz
anderen Ansatz heraus kommen. Ich dachte nämlich, es ginge um den Fortbestand
der Freiberuflichkeit auch in der niedergelassenen Praxis.
Es geht um Auszüge aus Band 111 der
Beske-Schriftenreihe: Für eine grundsätzliche Neuorientierung in der
Gesundheitspolitik. Dieses Werk ist in einer zweijährigen Arbeit auf der Basis
von sehr tiefgehenden Analysen entstanden, die wir aus dem Beske-Institut ja
gewohnt sind.
Es geht um die Frage: Wieso ist es
überhaupt so weit gekommen, dass diese Selektivverträge außerhalb der KVen
abgeschlossen wurden, abgeschlossen werden mussten? Sie bestehen immerhin auf
einer gesetzlichen Grundlage. Es ist deshalb so weit gekommen, weil die KVen
letztendlich sturmreif geschossen worden sind durch immer weiteres
zentralistisches Durchregieren von Berlin aus. Sie sind sturmreif geschossen
worden durch die Wegnahme von Kompetenzen, durch Eingriffe in die inneren
Strukturen. Dann war dieser Schritt nur logisch, dass die Hausärzte das, was
ihnen zugestanden wurde, auch ergriffen haben. Dagegen kann man überhaupt
nichts sagen.
Dennoch ist es so, dass wir zu dem
Ergebnis gekommen sind: Wir brauchen weiterhin ein stabiles
Kollektivvertragssystem; ob mit der KV als Körperschaft oder anders, das bleibt
dahingestellt. Diese Selektivverträge außerhalb des Kollektivvertragssystems KV
sind ein Mittel, um die KV weiterhin zu schwächen. Der Appell geht also dahin,
gegen eine weitere Zersplitterung vorzugehen und nicht weitere Selektivverträge
zuzulassen, die das Volumen der KV weiterhin mindern. Wir brauchen im Gegenteil
eine Stärkung der Selbstverwaltung vor Ort. Wir brauchen wieder mehr
Regionalisierung, weg vom Zentralismus.
Herr Wagenknecht, das ist ja einer
der Makel, die wir gespürt haben: Richtiges Verhalten vor Ort ist durch
zentralistische Regelungen ins Gegenteil verkehrt worden. Deshalb der Appell
zur Erhaltung eines starken Kollektivvertragssystems, gegen eine weitere
Zersplitterung. So habe ich meine Unterstützung für den Vorstandsantrag
verstanden. Ich bitte Sie, das einmal unter diesem Aspekt zu sehen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Franz Bartmann. – Jetzt Frau Kollegin Mieke.
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