Dr.
Emminger, Bayern: Herr Präsident Hoppe! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Herr Hoppe, Sie haben heute Vormittag eine richtige Rede in der
richtigen Diktion mit dem richtigen Inhalt und, wie ich glaube, auch in der
richtigen Zeit gehalten, nämlich in einer Zeit, in der die Angriffe auf die
Ärzteschaft vielfältig sind. Wenn man Ihren Antrag „Prüfsteine“ liest, könnte
man fragen, ob der Titel „Prüfsteine“ im Wahljahr richtig gewählt ist. Sind es
tatsächlich Wahlprüfsteine?
Der volle Titel lautet: „Prüfsteine
für eine neue, vorausschauende Gesundheitspolitik“. Ich erlaube mir so ein
bisschen den Einwand: Man hätte an mancher Stelle tatsächlich etwas kreativer
und vorausschauender auf die nächsten Jahre die eine oder andere Situation
beschreiben können.
Sie haben das Thema Priorisierung
angeschnitten. Ich frage hier durchaus selbstkritisch: Wenn die Ärzteschaft
fordert, dass die Gesellschaft und vor allem die Politik zum Thema Priorisierung
Stellung nimmt, an welchen Stellen priorisieren wir Ärzte selber, und zwar
unser eigenes Handeln und darin, wie wir uns selber organisieren und wie wir
selber wollen, dass unsere Patienten uns wahrnehmen, dass die Gesellschaft uns
wahrnimmt?
Herr Bartmann hat vorhin in seinem
Beitrag eine richtige Formulierung gebraucht: Die KVen sind sturmreif
geschossen. Daran ist etwas Wahres. Bei diesem Sturmreif-geschossen-Sein kann
man die Äußerungen der Allgemeinärzte durchaus nachvollziehen und verstehen,
wenn sie sagen: Wir müssen unsere Interessen, unsere Ideen mit unseren eigenen
Mitteln verfolgen, weil wir uns von einer derart sturmreif geschossenen KV
nicht mehr so richtig vertreten fühlen. Nachvollziehen und wahrnehmen muss man
das.
Die Hausärzte sollten sich nicht
der Illusion hingeben, dass sie mit ihren Organisationen nicht als Nächste
sturmreif geschossen werden und nicht als Nächste in die Mangel einer Politik
der Rationierung und der Reduzierung der Geldzuflüsse geraten.
Ich habe in einem Antrag, der Ihnen
nachher verteilt werden wird, um den Konflikt zu Ziffer 11 etwas zu
entschärfen, die Idee entwickelt: Lassen Sie uns doch einmal darüber
nachdenken, ob wir nicht im Sinne einer vorausschauenden und zukünftigen
Gesundheitspolitik uns auch Gedanken darüber machen könnten, die beiden
Körperschaften zu einer großen und schlagkräftigen Körperschaft
zusammenzulegen, die dann nicht mehr so leicht sturmreif zu schießen ist, wie
das derzeit mit der KV und zukünftig vielleicht auch mit uns möglich ist.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Emminger. Das ist ein weitreichender Antrag.
Darüber sollte man sehr gründlich nachdenken, weil damit die Bundespolitik in
die KVen eingreifen könnte und das Bundesgesundheitsministerium dann gewisse
Aufsichtsrechte hätte, von denen wir uns nicht immer so schrecklich viel
versprechen. – Die nächste Rednerin ist die Vizepräsident der Ärztekammer
Bremen, Frau Dr. Gitter.
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