TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 19. Mai 2009, Nachmittagssitzung

PD Dr. Scholz, Hessen: Sehr verehrtes Präsidium! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geht es Ihnen nicht auch so, dass elementare Leistungen, die Sie als Arzt erbringen sollen, überhaupt nicht mehr abgebildet sind? Wahrscheinlich bin ich nur zu dämlich, im DRG-System die Ziffer zur Abrechnung des Gesprächs mit dem Patienten zu finden. Ich habe dort bis heute nicht gefunden, dass ein ärztliches Gespräch abrechenbar ist.

Auch im niedergelassenen Bereich haben Sie dieselben Probleme. Erklären Sie Ihrem Patienten einmal, wieso Sie bei einer Flatrate von 12, 13 oder 14 Euro im Monat nicht die Zeit haben, eine halbe Stunde mit ihm zu diskutieren oder bestimmte Dinge zu besprechen.

Das sind doch die Dinge, die unanständig sind, die wir aufgezwungen bekommen und gegen die wir uns wehren sollten!

(Beifall)

Aber müssen wir uns nicht auch ein wenig an die eigene Nase fassen, sowohl im Krankenhaus als auch im niedergelassenen Bereich? Sobald ein Politiker hochgestochener Art kommt, wird er zuvorkommendst behandelt. Warum bekommt er nicht die Dosis, die ein GKV-Patient bekommt? Dann wäre ruckzuck Schluss mit diesen Kaspereien, die wir dort haben. Aber nein, der wird ja hofiert bis hinten gegen.

Wenn wir es endlich schaffen würden, den Patienten klarzumachen, dass bestimmte Dinge, die die Patienten tun, auch nicht gehen, wäre auch schon viel gewonnen. Um die Praxisgebühr, die Sie erheben müssen, beneide ich Sie in keinster Form. Verhindert sie denn, was sie verhindern soll, nämlich das Hopping von einem Arzt zum anderen? Nein, sie verhindert das auch nicht wesentlich oder in elementarer Form, weil der Patient, der Doktor-Hopping betreibt, eben pro Quartal die 10 Euro bezahlt oder zu den 40 Prozent gehört, die sowieso befreit sind.

Auch darauf muss einmal der Finger gelegt werden; denn der Kollege, der einen solchen Patienten ursprünglich behandelt hat, hat sich ja meistens etwas dabei gedacht, wie er ihn zu behandeln hatte und warum er ihm bestimmte Dinge nicht mehr verschreibt, wobei natürlich das Volumen ausgedehnt wird, wenn der Patient zum zweiten oder dritten Kollegen geht. Ich finde, hier sollten wir die Öffentlichkeit und die Patienten entsprechend informieren, dass jeder dazu beitragen kann, dass mehr Leistungen verfügbar wären, wenn diese Dinge nicht falsch liefen.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön, Herr Scholz.

Bevor wir zur Abstimmung kommen, gibt es noch zwei Wortmeldungen. Die erste kommt von Herrn Wagenknecht. Bitte.

© Bundesärztekammer 2009