Wagenknecht,
Niedersachsen: Ich habe das tiefe Bedürfnis, noch etwas
anzusprechen, was auch zum Tagesordnungspunkt „Gesundheits-, Sozial- und
ärztliche Berufspolitik“ gehört. Wir haben aber noch nicht so richtig viel
darüber gesagt. Ich meine die unglaubliche Dimension der Krise der Wirtschaft
in der ganzen Welt, in Europa, insbesondere in Deutschland. Wir erleben
momentan, dass sich Wirtschaftszweige gegenseitig abwürgen. Erst ist die
Wirtschaft kaputt, das Industrieunternehmen, der Dienstleistungsbetrieb, der
hinten dranhängt. Und wir in unserem Gesundheitswesen? Wir sind doch eigentlich
ganz fein raus. Unser Fonds, der Gesundheitsfonds, verhindert, dass wir an
diesem Abstieg teilhaben. Er ist nämlich sicher vor der Wirtschaftskrise. In
dem Moment, da die Mittel, die durch Beitragseinnahmen fließen, ausbleiben,
muss der Staat einspringen. Ehrlich gesagt: Mir ist es völlig egal, woher der
Staat dieses Geld nimmt. In dem entsprechenden Gesetz heißt es: Der Staat
schießt nach und füllt den Fonds auf.
Das ist schön. Wir müssen uns keine
Gedanken darüber machen, woher dieses Geld kommt. Aber wir haben einen Zuwachs
im Rahmen der Honorarreform im ambulanten Bereich. Die Krankenhäuser haben auch
irgendwo Zuwächse. Diese sind vielleicht alle nicht ausreichend. Ich glaube
aber doch, dass wir als Leistungserbringer im GKV-System, von dem wir alle
leben – sowohl die Krankenhausärzte als auch die niedergelassenen Ärzte, die
Psychotherapeuten usw. –, eine Verantwortung für diese Gesellschaft haben. Ich
sehe schon mit großer Sorge die Gruppen, die im Partikularinteressengeplänkel
mit einem Arbeitsplatzabbau drohen. Das finde ich in der heutigen Zeit
unanständig.
Ich würde mir wünschen, dass wir
uns unserer Verantwortung bewusst werden und gerade in der heutigen Zeit darauf
achten, dass wir, wenn wir Zuwächse haben, diese in die lang ausstehenden
Investitionen stecken, dass wir sagen: Wir sichern die Arbeitsplätze in unseren
Krankenhäusern und in unseren Praxen.
Ich glaube, in dieser Zeit ist es
auch wichtig, dass wir nicht nur jammern und zanken und den Politikern eins um
die Ohren hauen, sondern dass wir unseren wichtigen Teil der Wirtschaftskraft
unseres Landes – Herr Professor Hoppe, Sie haben gesagt, wie viel Prozent es
ausmacht – aus eigener Kraft ein bisschen anstoßen.
Vielen Dank.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Wagenknecht. – Jetzt noch einmal Herr
Schimanke. Bitte.
|