Dr. Kreischer, Berlin:
Vielen Dank für diese beiden sehr informativen und aufschlussreichen Vorträge.
Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
etwas zum Entschließungsantrag III-02 sagen. Herr Bartmann, ich kann zwar Ihrem
Antrag folgen, nicht aber Ihrer Begründung. Der Antrag selbst ist ein Selbstgänger.
Er heißt:
Der Deutsche Ärztetag fordert
alle ärztlichen Verbände und Interessengemeinschaften auf, der politisch
gewollten und sozialgesetzlich intendierten weiteren Zersplitterung des
Versorgungsauftrags Einhalt zu gebieten und stattdessen für eine erneute
Stärkung der ärztlichen Selbstverwaltung einzutreten …
So
weit, so gut. Aber der Begründung kann ich nicht folgen. Zunächst einmal: Wir
als Hausärzte sehen diese Verträge nach § 73 b keinesfalls als Konkurrenz. Wir
sehen sie als Ergänzung. Auch Ihre Aussage, dass diese Selektivverträge die
Finanzierungsprobleme nicht lösen, sondern nur noch verschlimmern, muss ich als
Behauptung ansehen. Es wird sich à la longue erweisen, ob das stimmt oder nicht
stimmt.
Meine Wahrnehmung in den letzten 23
Jahren Berufspolitik mögen Sie bitte ernst nehmen. Stellen Sie sich vor, ich
käme als Patient zu Ihnen; Sie würden mich hoffentlich ernst nehmen und vor
allen Dingen respektieren. Meine Wahrnehmung ist eine andere: Ich fühle mich in
dieser Selbstverwaltung – ich meine die Kammerversammlung; ich nehme die
Ärztekammer und auch die Landesärztekammer ausdrücklich aus – teilweise
benachteiligt, manchmal sogar gedemütigt – und das seit vielen Jahren. Wir
Hausärzte wollen doch nicht diese Verträge nach § 73 b, weil wir übermütig
sind, sondern wir müssen sie abschließen, weil wir durch die Selbstverwaltung
übermüdet sind. Das ist doch der Grund.
(Beifall)
Es ist mir klar, dass ein
Änderungsantrag von mir hier keine Chance hätte. Deshalb habe ich ihn nicht
gestellt. Ich möchte Sie aber bitten, darüber nachzudenken, ob Sie die
Begründung nicht doch besser herausnehmen. Eines ist klar: Auch wenn Sie hier
eine Mehrheitsentscheidung
hinkriegen, woran ich nicht zweifle, können Sie damit nicht meine
Glückseligkeit beeinflussen. Mit dieser Begründung werden Sie von mir eine
Gegenstimme bekommen. Ich denke, es wird nicht die einzige sein, es werden auch
noch andere Hausärzte dagegenstimmen.
Ich meine, es ist eigentlich
Aufgabe der Selbstverwaltung, diese Zersplitterung nicht nur von uns Verbänden
bzw. Interessengruppen zu verhindern.
Danke schön.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Danke schön, Herr Kollege Kreischer. Beschlussgut ist nur der
Beschlusstext, nicht die Begründung. Es ist ganz wichtig, dass wir das wissen.
Die Begründung wird auch nicht veröffentlicht. Das ist nur eine Hilfe für
diejenigen, die den Text noch interpretiert haben wollen. – Der nächste Redner
ist Herr Professor Grifka aus Bad Abbach.
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