Hesse, Bayern: Ich
verstehe im Moment nicht so ganz, welche Probleme viele mit der Mündigkeit des
Patienten haben könnten. Für mich ist eine der wesentlichen Problemstellungen
in der Medizin – das bedarf keiner genaueren Definition in irgendwelchen
Papieren –, dass sich mehrere Menschen gegenüberstehen, beispielsweise Arzt und
Ärztin auf der einen Seite, Patient und Patientin auf der anderen Seite, häufig
in elementar bedrohenden Lebenslagen. Bei der Frage der Mündigkeit des
Patienten kommt es nicht darauf an, dass er über dasselbe Fachwissen verfügt
wie ich, sondern nur darauf, wie es Herr Joas gesagt hat, dass auf gleicher
Augenhöhe von Mensch zu Mensch Ansprüche an den Arzt gestellt werden, die er
erfüllen muss.
Wenn es in dem einen oder anderen
Fall so ist, dass der Patient in eine Notlage kommt, die keinerlei Aufschub
duldet, ist es dennoch so, dass er als Mensch auf gleicher Augenhöhe ist. Ich
habe da überhaupt keinen Zweifel. Ich möchte bitte keine Diskussionen haben,
die in die Benevolenz der 50er-, 60er- oder 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts
zurückführen. Ich möchte als Patient, dass ich als gleichwertiges Wesen
wahrgenommen werde, dass da nicht jemand steht und über mich entscheidet.
Ich weiß, dass das nicht in allen
Diskussionsbeiträgen so überspitzt gemeint war, wie ich es jetzt ausführe. Wir
müssen aufpassen, was von solchen Diskussionen nach außen getragen wird. An dem
mündigen Patienten, an dem Patienten, der sich informieren will und informiert,
kann meines Erachtens keinerlei vernünftiger Zweifel gehegt werden, schon gar
nicht auf einem Deutschen Ärztetag.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Hesse. – Jetzt Herr Junker aus Westfalen-Lippe.
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