TOP IV: Medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung

Donnerstag, 21. Mai 2009, Vormittagssitzung

Prof. Dr. Kahlke, Hamburg: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Entschuldigen Sie, dass ich noch ein paar Minuten Ihrer Aufmerksamkeit in Anspruch nehme. Ich möchte nur vermeiden, dass die Äußerung über die Spätabtreibung und über die pränatale Diagnostik mit unterschiedlichen Empfehlungen zu kurz kommt. Ich erinnere mich an den Beitrag von Herrn Kollegen Voigt, der vorhin sagte – das beobachten hier auch viele andere –: Die Down-Syndrom-Kinder werden immer seltener. Bei einem Wochenend-Ethik-Seminar, das vor einiger Zeit stattfand, war eine Familie mit einem Down-Syndrom-Kind, das damals, glaube ich, drei Jahre alt war und zwischen den Tagungsteilnehmern herumkrabbelte. Es war auch eine Gruppe von Müttern mit einem Down-Syndrom-Kind anwesend. Sie gaben mir eine Informationsmappe mit der Bitte, sie in Kollegenkreisen zu verbreiten.

Damals war es wohl noch nicht üblich, dass in Entbindungskliniken eine Mappe mit Empfehlungen der Eltern von Down-Syndrom-Kindern – um nur eine Gruppe von Behinderten zu nennen – existiert. Die Elterngruppen haben vor einem größeren Publikum ihre Erfahrungen dargelegt. Ich denke, das hat allen Beteiligten klargemacht, wie nötig es ist, das ärztliche Menschenbild so in die Gesellschaft zu tragen, dass genau das erfüllt wird, was nicht nur in den beiden hervorragenden Referaten, sondern auch in den Diskussionsbeiträgen und in den Anträgen zum Ausdruck kommt: Wir müssen es wirklich lernen, die behinderten Menschen so in die Gesellschaft zu integrieren, dass schwangere Mütter, die ein behindertes Kind erwarten, nicht die Angst haben müssen, alleingelassen zu werden, sodass sie nicht den Ratschlag befolgen, das behinderte Kind nicht zur Welt kommen zu lassen.

Die Bilder in den beiden Referaten haben mich sehr angerührt. Ich denke, das ging Ihnen auch so. Wenn man das vor Augen hat, wird man eine Schwangere bei der pränatalen Diagnostik nicht überreden wollen, aber man könnte sie ermutigen. Wenn diese Ermutigung von uns allen etwas stärker erfolgt, haben wir vielleicht wieder ein kleines Stück gewonnen.

Danke.

(Vereinzelt Beifall)

Vizepräsidentin Dr. Goesmann: Vielen Dank, Herr Kahlke. Sie hatten das Schlusswort.

27 Rednerinnen und Redner haben in meinen Augen fachlich hochstehend, ethisch engagiert, aber auch berufspolitisch, honorarpolitisch und sozialpolitisch zum Thema beigetragen. Ich finde, es war eine hochkarätige Debatte. Ihnen allen danke ich sehr dafür.

Nunmehr haben die beiden Referenten die Möglichkeit eines Schlussworts. Die beiden Referenten haben sich darauf geeinigt, dass zunächst Herr Peters zu uns spricht und zusammenfasst, was ihm wichtig ist. Abschließend erhält Herr Professor Seidel das Wort, bevor wir über die Anträge abstimmen. Zunächst also bitte Herr Peters.

© Bundesärztekammer 2009